Der Medaillenlieferant: Gruber will Serie fortsetzen

SKI NORDISCH: ÖSV TRAININGSKURS / NORDISCHE KOMBINATION / SKISPRUNG: GRUBER
Kombinierer Bernhard Gruber war seit 2010 bei jedem Großevent in den Top drei und soll es auch diesmal richten.

Wo hat er sich jetzt schon wieder versteckt? Da lässt man Bernhard Gruber für einen Moment aus den Augen und schon ist er verschwunden. So klein kann ein Raum gar nicht sein, dass der Weltmeister von 2015 nicht irgendeinen Unterschlupf finden würde, um den Menschen und ihren bösen Bazillen aus dem Weg zu gehen.

Bernhard Gruber beherrscht als Nordischer Kombinier nicht nur das Skispringen und den Langlauf, vor Großereignissen übt er sich gerne auch in der Kombination aus Distanz und Defensive. Manche behaupten, Hysterie und Hektik würden sein Verhalten eher treffen, auf jeden Fall geht Gruber Menschenansammlungen ganz bewusst aus dem Weg und pfeift dabei ohne Genierer auf die Kinderstube.

Auf Distanz

Wer ihm dieser Tage in Seefeld die Hand zum Gruß reichen will, der kriegt maximal seine geballte Faust zu spüren. Bei Gesprächen geht der Salzburger augenscheinlich auf Distanz und hält zu seinem Gegenüber lieber einen Respektabstand ein. Dass er mit einer großen Flasche Desinfektionsmittel zur WM angereist ist, hätte er erst gar nicht erzählen müssen. Denn man sieht Bernhard Gruber die Angst förmlich an, beim Höhepunkt der Saison krank zu werden.

„Es tut mir ja auch wahnsinnig leid“, erklärt der 36-Jährige und bittet um Nachsicht für sein Verhalten, „nach der WM schüttle ich dann wieder jedem die Hand. Ich habe das leider schon zu oft erlebt, dass ich krank geworden bin. Deshalb will ich einfach kein Risiko eingehen.“

Im Hintertreffen

Man muss Bernhard Gruber verstehen. Nicht nur für ihn ist Seefeld die erste und einzige Gelegenheit, eine Heim-WM zu erleben. Mit seinen 36 Jahren wird der erfahrene Mann aus dem Gasteinertal ohnehin nicht mehr an allzu vielen Großereignissen teilnehmen. „Es kann sich keiner vorstellen, wie es mir taugt, dass ich in Seefeld dabei sein kann“, sagt Gruber.

SKI NORDISCH: WELTCUP DER NORDISCHEN KOMBINATION IN RAMSAU: GRUBER (AUT)

Tatsächlich hatte kaum noch jemand damit gerechnet, dass der Oldie beim Saisonhöhepunkt auf der Schanze und in der Loipe anzutreffen sein würde. Nicht einmal Bernhard Gruber selbst. „Manchmal habe auch ich mir gedacht, dass für mich die Weltmeisterschaft gelaufen ist“, gesteht der 36-Jährige. Vor allem beim Skispringen hatte sich Bernhard Gruber den gesamten Winter lang geplagt. „Das war zeitweise zermürbend, da waren wirklich viele grausige Kröten dabei“, erzählt er. Grausige Kröten nennt der Kombinierer grottenschlechte Sprünge.

In der Erfolgsspur

Dass er es doch noch zur WM geschafft hat und sogar heute im Bewerb auf der Großschanze auf Medaillenjagd gehen kann, hat er auch der Geduld und dem Vertrauen seiner Trainer zu verdanken, die bis zuletzt für den Routinier einen Startplatz frei gehalten haben. Und ihn nominierten, obwohl Teamkollegen die besseren Ergebnisse vorweisen konnten. „Aber man darf nicht nur die Resultate heranziehen“, sagt ÖSV-Direktor Mario Stecher. „Wir wissen, wozu er in der Lage ist.“

Für die Trainer wäre es kein Wunder, würde Gruber seine Erfolgsserie auch in Seefeld prolongieren. Seit den Winterspielen 2010 hat er noch bei jedem Großereignis eine Medaille geholt. Wie meint doch gleich Chefcoach Christoph Eugen: „Der Berni ist Genie und Wahnsinn.“

Kommentare