Nach Innauer-Warnung vor dem Frauen-Skifliegen: "Kann fatal enden"
Anton Innauer, erfolgreicher Ex-Aktiver, ehemaliger Skisprung-Cheftrainer und auch Sportdirektor für Skisprung und Nordische Kombination im ÖSV, hatte Ende letzte Woche in einem offenen Brief an den Internationalen Skiverband FIS "große Risiken" im Zusammenhang mit dem Frauen-Skifliegen zu bedenken gegeben. Die FIS hatte sich im Frühjahr dafür ausgesprochen, Frauen im März vom großen Bakken in Vikersund (Norwegen) starten zu lassen. Für Innauer ist das keine ausgereifte Idee.
Innauer sieht "wichtige biomechanische, medizinische, und ethisch moralische Argumente", die einer solchen Entscheidung entgegenstehen. "Der relevante Unterschied zu ihren männlichen Sportkollegen liegt nicht so sehr in der sportlichen Leistungsfähigkeit, sondern in den zu erwartenden Problemen bei einem typischen Skiflugsturz, wie ihn Daniel Andre Tande oder Thomas Morgenstern in jüngster Zeit erlebt hatten", schrieb Innauer.
"Kann fatal enden"
Der 64-Jährige löste damit eine Debatte aus, die auch auf Social Media ausgetragen wurde. Zuspruch erhielt Innauer dabei etwa von Ex-Skifahrerin Nicola Werdenigg. Die 63-Jährige lieferte auf Twitter eine ausführliche Erklärung, warum sie Innauers offenem Brief zustimmt. Auch sie geht vor allem auf die physischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen ein. "Das Risiko liegt nicht in der Tatsache, dass Frauen technisch nicht in der Lage zum Skifliegen wären. Natürlich können Frauen das ebenso wie Männer", schreibt Werdenigg, "Das Problem: Frauen sind im Fall eines Sturzes einem höheren Verletzungsrisiko ausgesetzt als Männer."
Zwar sollten die Springerinnen selbst entscheiden, "ob sie sich dem Risiko aussetzen möchten", dafür bräuchten sie aber wissenschaftlich belegte Fakten "um die Risikofaktoren einzuschätzen." Ansonsten könne das fatal enden, warnt Werdenigg. Ihr Fazit: "Frauen-Skifliegen ist kein Gleichbehandlungs-Thema, es ist ein Sicherheits-Thema, das vorab gründlich erforscht werden muss. Am besten auch von Frauen aus unterschiedlichen Disziplinen."
Unterschiedliche Meinungen
Die Meinungen gehen jedenfalls auch bei den Sportlerinnen selbst auseinander. So kämpfen etwa einige, darunter die Deutsche Katharina Althaus, seit Jahren dafür, dass auch die Frauen auf die Skiflug-Schanze dürfen. Noch Ende 2020 meinte sie, dass es für die Springerinnen keine Hürden mehr gebe: "Von daher ist es nicht erklärbar, warum man uns nicht beim Skifliegen ran lässt."
Anders sieht das die amtierende Gesamtweltcupsiegerin, ÖSV-Jungstar Sara Marita Kramer. Im KURIER-Interview Ende letzten Jahres meinte sie: "Viele werden mich jetzt vielleicht für diese Aussage hassen: Aber Skifliegen wäre im Moment noch zu früh und nicht der richtige Schritt. Davor muss erst einmal die Leistungsdichte in unserem Sport größer werden."
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