Das ÖSV-Skisprungteam hat Tournee-Startplätze zu vergeben

SKI NORDISCH: ÖSV TRAININGSKURS / SKISPRUNG: FELDER/ HUBER
Die Formkrise bei den ÖSV-Adlern hat einen unerwarteten Nebeneffekt - es gibt reichlich freie Plätze für die Tournee.

Wenn man irgendetwas Positives am aktuellen Tief der österreichischen Skispringer finden will, dann ist es noch am ehesten die vergleichsweise unkomplizierte Vergabe der Startplätze. In der Vergangenheit hatte ein Trainer vor Großevents und der Vierschanzentournee oft die personelle Qual der Wahl und musste bisweilen sogar Athleten mit Top-Ten-Potenzial aus der Mannschaft streichen.

Mittlerweile hat sich das Gedränge am ÖSV-Ticketschalter aber deutlich gelegt und die Frage lautet nicht mehr, welcher Skispringer bei der Tournee zusehen muss. Sondern: Welcher Österreicher ist überhaupt in der Lage und in der Verfassung, dort eine halbwegs gute Figur abzugeben?

Großer Aufholbedarf

Schon im Vorjahr hatte man gedacht, dass es noch nie so leicht gewesen ist, in das rot-weiß-rote Aufgebot für den Schanzen-Klassiker zu springen. Aber damals war das Niveau der Österreicher noch hoch verglichen mit den Auftritten in diesem Winter. Bis zur traditionellen Tournee-Generalprobe an diesem Wochenende in Engelberg (Samstag, 16 Uhr, Sonntag 14.15 Uhr, jeweils live ORFeins) hat sich erst ein Springer aus dem Team von Andreas Felder richtig empfehlen können. In den ersten fünf Saisonbewerben konnte Stefan Kraft als einziger ÖSV-Adler in den Top Ten landen, der Tourneesieger von 2014/’15 kann zumindest einen fünften und einen zehnten Platz vorweisen. Die übrigen ÖSV-Skispringer trennten derweil noch Welten von der absoluten Weltspitze. „Unsere Athleten müssen Gas geben, mit Sicherheitssprüngen ist im Weltcup nichts zu holen“, hatte Andreas Felder bereits gefordert.

Großer Realitätssinn

Der neue Chefcoach hatte sich insgeheim zwar einen besseren Start in den Heim-WM-Winter erhofft, aber ganz aus heiterem Himmel kommen die ernüchternden Ergebnisse dann auch nicht. Schon im Sommer hatte Andreas Felder den ÖSV und die Öffentlichkeit auf eine harte Zeit vorbereitet und zugleich Geduld eingemahnt. „Wir hatten große Baustellen, das geht nicht von heute auf morgen. Bei den anderen Nationen hat es Jahre gedauert, bis die neue Technik stabilisiert war“, erklärte Felder im KURIER-Interview.

Es spricht für den Tiroler, dass er sich keinen Tagträumen hingibt, sondern die Lage nüchtern und schonungslos analysiert. „Es geht für uns darum, wieder den Anschluss an die besten Nationen wieder zu finden. Vom Überholen will ich jetzt gar nicht reden.“

Die Österreicher haben die Absage der Bewerbe in Titisee-Neustadt genutzt, um weiter an der neuen Technik zu feilen. Intensive Trainingseinheiten in Seefeld und in Lillehammer sollten den Athleten auf die Sprünge helfen. Während Gregor Schlierenzauer in Engelberg eine Pause einlegt und noch immer solo trainiert, kehrt Michael Hayböck nach seiner Auszeit ins Team zurück. Der Oberösterreicher hat heuer noch keinen Weltcuppunkt gesammelt, aber ein Tourneestart ist trotzdem realistisch.

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