Nach Lob in die Corona-Isolation: Groteske um Ex-Weltmeister Trinkl

Weder Feuz, Kilde, Paris, Kriechmayr oder Mayer – kein einziger Weltcup-Pilot kennt die Abfahrtspiste, auf der es am nächsten Sonntag zur chinesischen alpinen Olympia-Premiere kommen wird. Dementsprechend groß ist das Rätselraten.

Ex-Weltmeister Hannes Trinkl beendet es. In seiner Topfunktion als der für Speedrennen verantwortliche FIS-Direktor inspizierte er nun bei Minus 18 Grad erstmals die Strecke in Yanqing. "Sie ist beeindruckend. Wenn auch mit keiner Weltcupabfahrt vergleichbar." Danach aber gab’s frostige Mienen. Die waren nicht auf die grimmige Kälte zurückzuführen.
Trinkl wurde von den chinesischen Behörden mitgeteilt, dass er niemandem zu nahe kommen dürfe. Ausgerechnet er, der olympische Kurssetzer.
Absonderungsbefehl
"Ich bin Kontaktperson 1." Begründung: Ein spanischer Reporter, der während des Fluges von Zürich nach Peking in Trinkls Nähe saß, sei positiv getestet worden.
Bei Trinkl verliefen die Tests negativ. Auch der, der kurz vor dem KURIER-Telefonat erfolgte. Trotzdem ist dem Oberösterreicher vorerst bloß gestattet, völlig isoliert die Piste abzurutschen und Anweisungen nur via Funk zu erteilen. Abgesehen davon, dass auch auf der Piste Maskenpflicht gilt.

Den ersten Lokalaugenschein nahm FIS-Abfahrtsdirektor Trinkl mit Pistenarchitekt Bernhard Russi vor. Der Schweizer Olympiasieger hatte – wie bei den neuen Pisten aller vergangener Großereignisse – auch in China die kreative Linie vorgegeben. Im Gegensatz zu Trinkl, der die Strecke nur einmal im Sommer abgegangen war, ist Russi zig Mal im kargen, windanfälligen Gelände nordwestlich von Peking gewesen.
Wie im Videospiel
Der Schweizer hat dem Kunstschneeband ein interessantes Profil verliehen. Von nicht olympiawürdig, sagt Trinkl, könne jedenfalls keine Rede sein. Im Gegenteil. "Die Strecke weist sehr viele hängende Kurve auf, viele Übergänge. Und dann folgt ein Canyon. Dann kommt man sich vor wie in einem Videospiel. Letztlich geht’s steil ins Ziel."
Von Russi kommt Lob für Trinkls "hochprofessionelle" Kurssetzung zurück. Er nahm die bereits am ersten Tag vor – vor dem Isolierungsbefehl.
Um mit überforderten lokalen Testpiloten keine unangenehme Überraschung zu erleben, wurden vorsorglich zwei Kitzbüheler Vorläufer eingeflogen. Die Stars indes dürfen nicht vor 1. Februar auf die Piste. An diesem Tag wird der isolierte Trinkl 54 Jahre alt.
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