Heimspiel - doch Conchita Wurst fehlt bei der Skiflug-WM am Kulm

Auch zehn Jahre nach dem Song Contest gratuliert Bad Mitterndorf seinem größten Star
Die besten Skiflieger der Welt starten in Bad Mitterndorf. Aber Tom Neuwirth alias Conchita Wurst, Ex-Organisator Neuper und Ex-Sprungstar Loitzl machen sich in ihrer Heimatgemeinde rar.

Bad Mitterndorf hat überregionale Bekanntheit, weil hier eine der letzten vier Skiflugschanzen der Welt steht, auf der Stefan Kraft am Samstag doch noch zum WM-Titel gesegelt ist. 

Von den etwas mehr als 4.000 Einwohnern der steirischen Gemeinde, sind drei sehr bekannt. Allerdings sind es drei verlorene Söhne.

Conchita Wurst

Tom Neuwirth war vier Jahre alt, als seine Eltern ein Gasthaus im Ortsteil Zauchen kauften und nach Bad Mitterndorf zogen. Vor zehn Jahren gewann der damals 25-Jährige als Conchita Wurst sensationell den Songcontest in Kopenhagen. Auf dem elterlichen Gasthaus zeugen noch ein Transparent und ein Plakat vom einstigen Rummel.

Heimspiel - doch Conchita Wurst fehlt bei der Skiflug-WM am Kulm

Viel Ruhe im Gasthaus Neuwirth

Die Einrichtung des Gasthauses ist rustikal gemütlich, weit weg vom Glamour von Conchita und „Rise like a Phoenix“. Nächstes Jahr geht Vater Sigi in Pension, das Gasthaus wird nach mehr als 30 Jahren wohl geschlossen werden. Beide Söhne leben in Wien.

Tom Neuwirth ist einer von vier Ehrenbürgern von Bad Mitterndorf, aber selten vor Ort. Rund 50 Kilometer entfernt trat er am Samstag vor einer Woche in Bad Ischl bei der Eröffnung der Kulturhauptstadt Salzkammergut auf – in Abendrobe. Ansonsten gibt es Tom weniger glamourös.

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums seines Sieges begleitet er als Coach 15 Talente bei „Ich will zum ESC!“ – in Deutschland. In Österreich hat er im Februar Premiere im Rabenhof. In „Luziwuzi. Ich bin die Kaserin“, spielt er den jüngsten Bruder von Kaiser Franz Joseph.

Hubert Neuper

Der heute 63-Jährige war 1980 der Sieger des erstmals ausgetragenen Weltcups der Skispringer. Mit nicht einmal 25 Jahren beendete er seine aktive Karriere, betrieb in seiner Heimatgemeinde eine Skischule und eine Bar. Und kehrte nach Jahren zum Skispringen als Organisator zurück. Bei der Skiflug-WM 1996 zeigte sich, dass der Horizont von Neuper größer ist, als über das Tal im Schatten des Grimming. Als Werbung brachte er eine Skisprungschanze zu einem Showevent zum World Trade Center nach New York. 

Die WM wurde zu einem Event, bei dem am Entscheidungstag 60.000 Menschen Andreas Goldberger für Gold feierten. Neuper hatte noch nicht genug von der weiten Welt, 2006 kamen im Rahmen der nächsten Skiflug-WM Muhammad Ali, Schwimmlegende Mark Spitz, der legendäre Weitspringer Bob Beamon, Motorrad-Held Giacomo Agostini und Niki Lauda zur Gala „Magic Moments of Sport“ nach Bad Mitterndorf. Box-Legende Ali sah am Tag darauf im VIP-Bereich sein erstes Skifliegen.

Hubert Neuper war der Organisator, Veranstalter war der ÖSV. Der zog die Reißleine, wollte das Spektakel am Kulm vor allem punkto Abendveranstaltungen wieder in kleinere Bahnen lenken. Hubert Neuper hörte 2019 nach zehn Weltcups und vier Weltmeisterschaften auf. „Was der ÖSV mit dem Kulm vorhat, deckt sich nicht mit meinen Vorstellungen“, sagte er. Und bleibt der ersten WM in seiner Heimat fern, die nicht er organisiert hat. Er urlaubt im Süden und hat sich aus der Ortschaft Bad Mitterndorf zurückgezogen.

 „Spring In“ und Skischule sind zu, er strebte nach Höherem. Auf der Tauplitzalm betreibt er mit einer Partnerin unter dem Namen GipfelMomente eine Skischule und eine Bar. Im November hielt er beim Forum Nordicum in Bad Mitterndorf einen Vortrag und verkaufte den dort anwesenden Journalisten sein Buch „Ich darf alles“. Kontakt mit der Skisprungszene hält er auch in der Rolle des Markenbotschafters für Personalshop, der Online-Bekleidungsanbieter ist seit zwei Jahren auch Hauptsponsor der Vierschanzentournee.

Wolfgang Loitzl

Der 44-Jährige galt stets als großes Talent, gewann aber erst mit fast 29 Jahren seinen ersten Weltcup und die Vierschanzentournee. Mit der Mannschaft hat er neun Mal Gold bei Weltmeisterschaften und Olympia geholt. Mit fast 35 beendete er seine Karriere, entschied, dass er nicht als Trainer arbeiten wollen. Und er zog sich zurück.

Er betreibt in Bad Mitterndorf eine Landwirtschaft, hat zwei Söhne, mit denen er gerne Tennis spielt. Fallweise schaut er am Kulm vorbei, bei der WM folgte er der ÖSV-Einladung zur Gala am Donnerstag aber nicht. Loitzl hat sich aus freien Stücken aus der Öffentlichkeit zurück gezogen.

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