Mit dem Schlitten durch die Eishalle: Das ungewöhnliche Training von Bob-Star Beierl

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Die niederösterreichische Bob-Pilotin Katrin Beierl trainiert im Sommer in der Eishalle von St.Pölten. Diese Initiative soll Schub für den Olympiawinter bringen.

Katrin Beierl begibt sich gerne aufs Glatteis. Das liegt in der Natur der Sache, sobald eine Bobpilotin Eis unter den Füßen hat, ist sie ganz in ihrem Element. Deshalb kann es die Niederösterreicherin auch kaum erwarten, wenn es einmal in der Woche mit ihrem Schlitten wieder in die Eissporthalle in St.Pölten geht.

++ HANDOUT ++ BOB WM LAKE PLACID: BEIERL (AUT)

Abgesehen davon, dass eine Eishalle bei Temperaturen jenseits der 30 Grad plus so ziemlich der angenehmste Ort ist, so erfüllen die wöchentlichen Einheiten im Sportzentrum von St.Pölten auch einen tieferen Zweck: 

Denn Katrin Beierl kann dort mit ihren Anschieberinnen am perfekten Startmanöver herumtüfteln. „Das ist so ein Gewinn: Wir können jetzt nicht nur auf Eis trainieren, sondern dabei auch unseren eigenen Schlitten verwenden. Dieses Training macht richtig Sinn.“

Neuer Schub

Die Gesamtweltcupsiegerin der Saison 2020/’21 erhofft sich durch das sommerliche Starttraining in der Eishalle einen Schub für den Winter. Im Bobsport zählt jede Hundertstelsekunde, mit Teams, die bereits am Start abgehängt werden, fährt die Konkurrenz Schlitten.

Deshalb wuchten Beierl und ihre Anschieberinnen Nicola Pichler, Christania Williams und Anna Schenk den 170 Kilo schweren Zweierbob durch die Eishalle von St. Pölten. Nach einer einzelnen Schub-Einheit benötigen die Eismeister ganze zwei Stunden, um die Spuren der Bobteams zu beseitigen und das Eis für die Eishockey-Teams und Eiskunstläufer wieder auf Vordermann zu bringen.

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„Die helfen uns total und sind megabemüht. Wir wissen, dass das keineswegs selbstverständlich ist, unseretwegen zwei Stunden lang das Eis wieder herzurichten. Das Olympiazentrum unterstützt uns voll“, sagt Beierl. 

Neben ihr trainieren auch noch Bruder Henning, ebenfalls Bobfahrer aus Himberg, und der Purkersdorfer Skeleton-Pilot Alexander Schlintner in der Eishalle in St.Pölten.

In der Vergangenheit hatte Beierl während der Sommermonate oft Tausende Kilometer zurücklegen müssen, um das Startmanöver zu trainieren und zu simulieren. Dabei kamen Bobs auf Rollen zum Einsatz, die auf Spezialanlagen in Innsbruck oder Salzburg herumgeschoben wurden. Das Training auf Eis ist mit Sicherheit zielführender.

Erste positive Effekte sollten bereits Mitte September zu erkennen sein, wenn Katrin Beierl und ihr Team bei der Anschub-WM in Cortina d’Ampezzo im Einsatz sind. Fast noch wichtiger als der Wettkampf wird die Begehung der neuen Bahn von Cortina sein, auf der im Februar 2026 um Olympiamedaillen gefahren wird.

Neuer Schlitten

Katrin Beierl kennt den Eiskanal bisher nur aus Erzählungen und von einigen verwackelten Videos, die Piloten während der Fahrt aufgenommen haben. „Ich weiß inzwischen, welche Kurve wann kommt, aber richtig beschäftigt habe ich mich damit noch nicht“, gesteht die Polizeisportlerin.

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Dafür ist im November noch genug Zeit, wenn die Bobfahrer drei Wochen lang auf der neuen Bahn testen und trainieren dürfen. Bis dahin werden Katrin Beierl und ihre heimischen Kollegen auch in einem neuen Bob sitzen. 

Der österreichische Verband lässt für eine erfolgreiche Medaillenjagd gerade neue Schlitten entwickeln. Cheftrainer Wolfgang Stampfer ist einer der Masterminds hinter diesem Projekt. Und auch der ÖSV mischt im Hintergrund mit. Neuerdings erhält der Bob-Verband Unterstützung von der Technologie- und Forschungsabteilung, die vom ÖSV und dem Rodelverband ins Leben gerufen wurde.

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