Sportlerinnen und Sportler können sich ebenso an den CAS wenden wie Verbände, Vereine oder Institutionen. Beide Streitparteien müssen mit einem CAS-Verfahren einverstanden sein und erkennen damit das Urteil als bindend an. In wenigen Fällen kann eine Partei danach noch vor das Schweizer Bundesgericht ziehen oder vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.
Gegründet wurde das oberste internationale Schiedsgericht in Fragen des Sports 1984 vom Internationalen Olympischen Comitee (IOC). 2020 wurden 957 Fälle eingereicht. Seit 2019 gibt es im CAS die Anti-Doping Division (CAS ADD), dort werden Anti-Doping-Fälle erstinstanzlich behandelt. Rund 30 internationale Sportverbände, darunter auch der Skiverband FIS, ersparen sich damit, Dopingurteile zu fällen, gegen die dann beim CAS berufen werden kann.
„Und dabei komme ich ins Spiel“, sagt Martina Spreitzer-Kropiunik. Damals wurde sie vom ÖOC vorgeschlagen und vom CAS aufgefordert, eine Bewerbung abzugeben. Denn: „Der Zeitpunkt war günstig, zum einen war der CAS sehr männerlastig und zum anderen gab es kaum Richter als arbitrator (Schlichter; Anm.).“ Auf der Homepage des CAS heißt es zu Martina Spreitzer-Kropiunik: „Sie ist seit 2003 spezialisiert auf internationale Kriminalfälle, speziell auf dem Gebiet von Drogen und Anti-Doping“. Die Österreicherin ist seit 2020 Vize-Präsidentin des Landesgerichts für Strafsachen Wien und beschäftigt sich seit 30 Jahren mit Suchtgiftkriminalität. Seit 2008 hat Österreich auch ein Anti-Dopinggesetz.
Anti-Doping-Expertin
Mittlerweile steht sie beim CAS auf der „ordinary list“. Es gibt Richterverzeichnisse auch für Anti-Doping, Fußball und Berufung. Jeder Richter wird für vier Jahre nominiert, Spreitzer-Kropiunik muss erst 2026 wieder verlängert werden.
Der CAS ist bei Olympischen Spielen immer auch mit einer eigenen, kleinen Division vor Ort. Bei den European Games, die vor Kurzem in Krakau stattgefunden haben, war der CAS nicht vor Ort, aber es waren immer Mitglieder des Gerichtshofs verfügbar. Dabei geht es aber meist nicht um Doping, sondern um Fragen der Teilnahmeberechtigung und Qualifikation. Für die Österreicherin hält sich der Aufwand in Grenzen. So fliegt sie nur einmal oder zwei Mal im Jahr nach Lausanne zur Ausbildung – in ihrer Freizeit. Verhandlungen finden online statt. „Ich bekomme so ein bis zwei Fälle pro Jahr zugeteilt“, sagt sie.
Martina Spreitzer-Kropiunik bekommt an sich eine Aufwandsentschädigung, bei den Olympischen Spielen in Peking 2022 war sie allerdings ehrenamtlich engagiert. Hingegen geht es bei den Verfahren im Fußball um mehr Geld, weil Kosten und Kostenersätze aufgrund des Streitwerts berechnet werden. Hier gibt es weltweit Anwaltskanzleien, die sich auf solche Verfahren spezialisiert haben. Der zweite große Komplex, der das CAS beschäftigt, sind nämlich Vertragsgeschichten vor allem im Fußball. Und diese Juristen schlagen UEFA und FIFA vor.
Da der CAS teilweise vom IOC oder Verbänden wie der UEFA finanziert und personell bestückt wird, kam in der Vergangenheit oft Kritik an seiner Unabhängigkeit auf. Ursprünglich finanzierten das IOC und die Verbände den CAS direkt. Nachdem der Schweizer Bundesgerichtshof 1994 die mangelnde Unabhängigkeit beklagte, gab es eine große Reform. Für die Trägerschaft wurde deshalb eine Stiftung eingerichtet. Diese erhält aber ihre Gelder immer noch teilweise vom IOC, den Nationalen Olympischen Komitees oder Verbänden.
Martina Spreitzer-Kropiunik hat nie Einflussnahme auch nur ansatzweise gespürt. Für sie überwiegen in ihrem Bereich die Vorteile. „Im Dopingbereich gibt es im CAS sehr gute Gedanken. Es ist Sinn und Zweck, weltweit eine Vereinheitlichung zu schaffen.“
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