Tischtennis: Polcanova holte nach Aufgabe ihrer Gegnerin EM-Gold

TTENNIS-EUR-2022
Die Österreicherin gewann nach dem Doppel auch das Einzel bei der EM in München.

Österreichs Tischtennis-Ass Sofia Polcanova hat sich am Sonntag zur Doppel-Europameisterin von München gekürt. Ihre deutsche Gegnerin Nina Mittelham musste im dritten Satz nach zwei mit 9:11 und 2:11 verlorenen Sätzen verletzt aufgeben, das Finale wurde mit 4:0 für Polcanova bewertet. Polcanova hatte mit der Rumänin Bernadette Szocs auch Frauen-Doppel-Gold geholt.

 Es war die insgesamt zehnte EM-Gold-Medaille für Österreichs Tischtennis, aber erst die zweite im Einzel nach Liu Jia 2005 in Aarhus (DEN). Österreich steht damit bei den European Championships in München, wo in neun Sportarten EM-Medaillen vergeben wurden, bei vier Gold- und je zwei Silber- und Bronze-Medaillen.
 

GOLD (4)

Tischtennis: Sofia Polcanova (Einzel und Doppel)

Klettern: Nicolai Uznik (Boulder)

Klettern: Jakob Schubert (Kombination)

SILBER (2)

Klettern: Jessica Pilz (Lead)

Tischtennis: Daniel Habesohn/Robert Gardos (Doppel)

BRONZE (2)

Klettern: Jessica Pilz (Kombination)

Tischtennis: Sofia Polcanova/Robert Gardos (Mixed-Doppel)

„Ich hab überhaupt keine Worte. Natürlich wollte ich heute nicht so gewinnen, das ist wirklich so schade für Nina. Sie hat den Titel genauso verdient wie ich“, sagte Polcanova zum Publikum in der Rudi-Sedlmayer-Halle. „Ich weiß wie sie sich fühlt, weil ich auch zwei Jahre verletzt war und mich immer zurückgekämpft habe. Aber das ist natürlich eine ganz andere Situation in einem Finale. Ich bin traurig und weiß nicht, was ich fühlen soll.“

Schon im zweiten Satz habe sie ihrer Gegnerin angemerkt, dass sie nicht mehr fit war. „Sie hat sich nicht mehr so gut bewegt und es war etwas mit der Schulter.“
ÖTTV-Präsident Wolfgang Gotschke freute sich über die Gesamtbilanz seiner Mannschaft und den Sieg im Tischtennis-Medaillenspiegel. „Ich bin sehr stolz auf das gesamte Team - damit meine ich nicht nur die Spielerinnen und Spieler, sondern auch die Trainer, Betreuer und Physios. Wir haben mit zweimal Gold, einmal Silber und einmal Bronze den Medaillenspiegel vor den Deutschen gewonnen. Das Ergebnis ist der Dank dafür, dass wir in den letzten Jahren unglaublich hart gearbeitet haben“, so Gotschke in einer Verbandsaussendung.

Polcanova war nach einer sehr erfolgreichen, aber auch sehr anstrengenden Woche mental durch den Wind. „Ich habe mir schon gestern gesagt: egal, was heute passiert, ich werde weinen. Ich habe heute zum 15. Mal in dieser Woche gespielt, ich bin dermaßen kaputt und völlig überfordert. Ich kann es noch kaum glauben, dass ich zweifache Europameisterin bin“, sagte die gebürtige Moldauerin, die im Alter von 14 Jahren nach Österreich gekommen war und seit 2010 österreichische Staatsbürgerin ist.

Die Linzerin konnte mit der verletzten Finalgegnerin gut mitfühlen, hat sie doch selbst mit Hüft-OP und Knie-OP einen Leidensweg hinter sich. „Ich habe eine Woche so gut gespielt, eine wahnsinnige Leistung gebracht, auch gestern 4:3 gewonnen (im Einzel-Halbfinale, Anm.). Ich werde sicher heute die ganze Nacht weinen. Ich hoffe, dass mein Vater vom Himmel zuschaut und auf mich stolz ist“, meinte Polcanova im ORF-TV-Interview sehr emotional.

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