Immer mehr weibliche Spitzenkräfte: Frauen vor, noch ein Tor

Wunschwahl vieler beim ÖFB: Annerl kann Präsidentin werden
Mit Kirsty Coventry steht erstmals eine Frau an der Spitze des IOC. Nicht das einzige Beispiel. Auch beim ÖFB könnte es künftig eine Präsidentin geben.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Der Frühlingsbeginn 2025 geht in die Sporthistorie ein. Das ist keine boshafte Anspielung auf die spätwinterliche Tatsache, dass Wind in Sun Valley den ÖSV-Herren die letzte Chance auf den ersten Abfahrtspodestplatz in ihrer verkorksten Saison verblies. Vielmehr kam’s bei Präsidentenwahlen zu Premieren.

Erstmals

... wurde mit Kirsty Coventry, 41, eine Frau die Nummer 1 des Internationalen Olympischen Komitees. Die Schwimm-Olympiasiegerin und Sportministerin von Simbabwe setzte sich gegen alle sechs männlichen Konkurrenten (unter ihnen FIS-Boss Johan Eliasch) durch. Die neue IOC-Präsidentin wird mit zwei Kindern von Afrika nach Genf übersiedeln. Und sich – wie sie nach dem Wahlsieg wissen ließ – nicht von Donald Trump instrumentalisieren lassen. Was auch im Hinblick auf die nächsten Sommerspiele (2028 Los Angeles) eine delikate Aussage ist. Doch um konfliktfreie Spiele zu ermöglichen, müsste sie ohnehin zugleich Mutter Teresa und Nelson Mandela sein. Zu sehr spielt die Politik in die olympische Bewegung hinein. Das musste auch der scheidenden Deutsche Thomas Bach während seiner zwölfjährigen Präsidentschaft erkennen. Er habe zu lang bei Wladimir Putin an das Gute im Menschen geglaubt, sagt Bach, 71.

Erstmals

... seit 111 Jahren, seit Otto Herschmann, wird mit Horst Nussbaumer, 53, ein früherer Weltklassesportler ÖOC-Präsident, nachdem das Ehrenamt stets Männern aus Politik und Wirtschaft vorbehalten war. Nussbaumer führte den Ruder-Verband in ruhige Gewässer. Er folgt Karl Stoss, 68, der bei der IOC-Wahl wie Bach für Coventry stimmte.

Auch beim ÖOC ist das weibliche Geschlecht mit den Vizepräsidentinnen Sissy Max-Theurer und Roswitha Stadlober (die zugleich Ski-Chefin ist) stark präsent. Zwei Elementarsportverbände werden ebenfalls von Frauen (Gabriele Jahn /Turnen, Sonja Spendelhofer/Leichtathletik) geführt. Ginge es nach dem Wunsch von KURIER-Sportfreunden, käme auch der Fußballbund in weibliche Hand. Selbst ÖFB-Interimspräsident Wolfgang Bartosch kann sich die Wiener Chefin des steirischen Bundesligaklubs Hartberg, Brigitte Annerl, 55, als seine Nachfolgerin vorstellen.

Beruflich schaffte es Annerl als Gründerin eines Pharmaunternehmens zum Weltmarktführer mit einem diätischen Lebensmittel gegen männliche Unfruchtbarkeit. Ihre positive, verbindliche Art wiederum wirkt sich befruchtend auf die Bundesliga aus. Oder wie es Leser J. in Anspielung auf Annerls „Mediatoren-Rolle“ beim von der Absage bedrohten Spiel Hartberg – Rapid ausdrückt: Wenn es dieser Frau gelang, auf Rapid-Hooligans deeskalierend einzuwirken, dann könne sie auch im machodominierten Intrigantenstadl ÖFB für Ordnung sorgen.

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