Rückkehrerin gegen Rekordspielerin: Das überraschende Wimbledon-Finale

Endspurt: Die Finalistinnen Swiatek (li.) und Anisimowa
Zusammenfassung
- Amanda Anisimova kehrt nach einer Burn-out-Pause erfolgreich zurück und erreicht das Wimbledon-Finale gegen Iga Swiatek, die fünf Grand-Slam-Titel gewonnen hat.
- Anisimova siegte im Halbfinale über Aryna Sabalenka und Swiatek dominierte gegen Belinda Bencic, beide respektieren einander für ihre Leistungen.
- Österreichs Nachwuchshoffnung Lilli Tagger zieht nach einer Niederlage auf Rasen Bilanz und plant Training auf Sand für die kommenden Turniere.
Eines kann man dem Frauentennis nicht vorwerfen: Dass es eintönig ist. Im Wimbledon-Finale am Samstag (17 Uhr, MESZ) könnte es die 13. Siegerin eines Grand-Slam-Turniers geben seit dem Jahr 2020. Zum Vergleich: Bei den Männern gab es im selben Zeitraum nur sechs verschiedene Champs.
Amanda Anisimowa heißt also die Dame, die heute den großen Coup landen kann. Neben ihr baut sich mit Iga Swiatek eine Spielerin auf, die zwar auch in ihrem ersten Wimbledon-Endspiel die weiße Wäsch’ auf den Rasen begleitet, aber immerhin schon fünf Grand-Slam-Titel gewonnen hat. Und damit die erfolgreichste noch aktive Spielerin ist (sieht man von Venus Williams, 45, ab, die sieben Titel holte und immer wieder irgendwo Comebacks ankündigt). Die Augen sind freilich auf die 23-jährige Anisimova gerichtet, die zwar 2019 schon einmal im French-Open-Halbfinale servierte, aber sich zumindest im Vorjahr nicht wirklich aufdrängte, wieder in die Weltspitze zurückzukehren. Sie verlor damals in ihrem dritten Match gegen die Deutsche Eva Lys – das war in ihrem Fall aber nur die dritte Qualifikationsrunde.
Tennisturniere waren "unerträglich"
Die Gründe für ihren Abstieg waren trauriger Natur. Vor gut zwei Jahren litt Anisimova unter Burn-out und Tennisturniere waren für sie „unerträglich“ geworden. Vor dem Endspiel sprach sie nach dem Finaleinzug über ihre eigene Geschichte und erinnerte an die schwere Zeit.
„Als ich meine Pause genommen habe, haben mir viele Leute gesagt, dass ich es nie wieder an die Spitze schaffen würde, wenn ich so lange aus dem Spiel raus bin“, sagte die Amerikanerin. „Es war schwer, damit umzugehen, weil ich zurückkommen wollte, um eines Tages einen Grand Slam zu gewinnen.“
„Angepisst“
Im All England Club bietet sich nun diese Chance. Weil sie im Halbfinale die Weltranglisten-Erste Aryna Sabalenka 6:4, 4:6 und 6:4 putzte. Die Belarussin war danach weniger amused. „Sie hat mich irgendwie angepisst!“ Sabalenka kritisierte unter anderem, dass sich ihre Gegnerin nach einem Netzroller bei ihr nicht entschuldigte.
Weit weniger spektakulär und friedlich schwebte die Polin Swiatek ins Endspiel, sie schlug die Schweizer Tennis-Mutter Belinda Bencic, die 2021 mit dem Olympiasieg ihre Karriere vergoldet hatte, klar mit 6:2 und 6:0. Vier Mal siegte die mittlerweile 24-Jährige bei den French Open, einmal war sie bei den US Open erfolgreich. Nun hat sie den letzten Belag auf ihrer erfolgreichen To-do-Liste.
Lob gibt es für Anisimiova, gegen die sie zum ersten Mal spielt. „Jeder, der Probleme hat und noch besser zurückkommt, verdient viel Respekt“, sagte Swiatek über letzte Gegnerin im Turnier. „Amanda ist eine der Spielerinnen, die in schwierigen Situationen immer vorangehen. Ich wünsche ihr nur das Beste.“
Naja, am Samstag vielleicht nur das Zweitbeste.
Abschied
Währenddessen packte Österreichs große Titelhoffnung die Taschen. Nach der 6:7-1:6-Niederlage gegen die Britin Mimi Xu zog French-Open-Juniorinnensiegerin Lilli Tagger noch einmal Resümee. „Die Niederlage ist sicher auf meine mangelnde Erfahrung auf Rasen zurückzuführen“, sagte die 17-jährige Osttirolerin, die davor neun Matches ohne Satzverlust in Major-Juniorenbewerben gewonnen hatte. Tagger wird nun in Italien auf Sand trainieren und in den kommenden Wochen zwei 75.000er-Turniere spielen. „Je nachdem, wie es dort funktioniert, werden wir die nächsten Pläne machen“, kündigte die Osttirolerin an.
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