Aufsteiger Filip Misolic: Auf der größten Bühne seines Lebens

Auf dem Weg nach oben: Misolic fiel gar aus den Top 300, nun liegt er auf einem Rang um 140.
Filip Misolic trifft am Samstag zur Prime Time (Servus TV) in der 3. Runde der French Open auf den großen Novak Djokovic. Mit dem Genuss des Rampenlichts am Centrecourt sollen auch die Chancen steigen.

Nein, ein ganz „Frischg’fangter“, wie man so schön sagt, ist er ja dann doch nicht. Filip Misolic weiß schon, wie es ist, von einem größeren Publikum angefeuert und gefeiert zu werden. Immerhin stand der Steirer 2022 im Finale von Kitzbühel, kurz darauf war er sogar kurz Österreichs Nummer eins. Aber nur kurz, weil er es da noch nicht in die Top 100 schaffte und deshalb auch danach oft vor ein paar Hansln bei kleinen Turnieren spielen musste.

Umso größer ist die Lust, die größeren Bühnen bespielen zu können. In diesem Fall ist es der Centrecourt Philippe Chatrier von  Roland Garros –  bei den French Open. Dem Sandplatz-Mekka. 

Große Chance

Und nach dem Fünfsatz-Sieg über den Kanadier Denis Shapovalov wird es in der 3. Runde eine ganz große Bühne werden, die größte, in der der mittlerweile 23-Jährige je seine Rackets auspacken musste. Am Samstag (nicht vor 20.15 Uhr, Servus TV) wartet Novak Djokovic, mit 24 Grand-Slam-Triumphen der Erfolgreichste seiner Zunft, der Paris drei Mal gewonnen hat. „Den Finaleinzug in Kitzbühel werde ich nie vergessen. Aber das hier ist noch mal eine Stufe höher. Ich bin glücklich, dass ich jetzt die Chance habe, gegen Djokovic zu spielen“, sagt Misolic.

Jürgen Melzer weiß, wie es sich anfühlt, Djokovic hier zu schlagen, er tat es 2010. „Auch, wenn es immer schön ist, daran zu denken: Das ist 15 Jahre her, hat mit dem Spiel am Samstag nichts zu tun“, sagt der heutige Davis-Cup-Kapitän und Sportdirektor des Österreichischen Tennisverbandes (ÖTV). „Es ist auf jeden Fall ein Match, das Filip genießen kann.“

„Hohes Grundtempo“

Für Melzer, der Misolic vor Jahren trainierte, sind die beiden Kontrahenten vom Spielertyp her ähnlich, „aber freilich hat Djokovic zwei, drei Prozent Vorsprung, wenn man jetzt untertreiben will“, schmunzelt Melzer, für den die drei Quali-Siege und die Erfolge gegen Chinas Besten Yunchaokete Bu und vor allem über den ehemaligen Top-Ten-Man Shapovalov gar nicht so überraschend kamen. „Er spielt schon das ganze Turnier richtig gut, macht ganz wenige unerzwungene Fehler, hat ein hohes Grundtempo und ist auch von der Fitness her top“, sagt Melzer. „Es ist eine Frage der Zeit, bis er in die Top 100 kommt.“

Überglücklich im vom Tennissport zuletzt eher wenig erfolgsverwöhnten Österreich ist auch ÖTV-Präsident Martin Ohneberg. „Seine Performance beweist einmal mehr, was mit Disziplin, konsequenter Arbeit, Talent und dem notwendigen Glück möglich ist“, sagt der Vorarlberger. „Filip kann jetzt völlig befreit gegen Djokovic spielen. Wer weiß, was noch alles möglich ist.“

100. Titel

Überraschen wird sich Misolic, der in Zagreb trainiert, sich aber wie ein echter Steirer fühlt, vom großen Djokovic nicht lassen. „Ich habe viele Matches von ihm gesehen, aber vor allem habe ich mit ihm schon trainiert“, sagt Österreichs Nummer zwei über den 38-Jährigen, der zuletzt in Topform agierte und am Samstag in Genf seinen 100. Turniersieg feierte. 

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