Afrikas Nummer Ons steht im Finale der US Open gegen Iga Swiatek

Entspannter als noch vor dem Finale von Wimbledon: Ons Jabeur
Ons Jabeur kann bei den US Open als erste Frau ihrer Heimat ein Grand Slam gewinnen. Die 28-Jährige ist nicht nur ein Star, sondern eine Repräsentantin.

In Wimbledon wurde klar, was Ons Jabeur für ihr Land bedeutet. Dort tauchten im feinen Zwirn und Krawatte Herren auf, die eine Pressekonferenz unter die Lupe nahmen und anschließend um ein Erinnerungsfoto baten. Nein, es waren keine PR-Manager oder Edel-Fans. Eine Delegation der Botschaft von Tunesien stattete Ons Jabeur einen Besuch ab.

Kurz darauf erreichte die 28-Jährige ihr erstes Grand-Slam-Finale. Als erste Afrikanerin überhaupt und als erste Frau aus einem arabischen Land. Was im Juli gegen die Kasachin Jelena Rybakina noch misslang, soll dieses Mal in New York gelingen: Jabeur erreichte bei den US Open das Finale, in dem am Samstag (22 Uhr MESZ/live ServusTV, Eurosport) mit der Polin Iga Swiatek die beste Spielerin der Welt wartet.

„In Wimbledon“, sagte Jabeur nach ihrem 6:1-6:3-Schnelldurchlauf im Halbfinale gegen die Französin Caroline Garcia, „hatte ich noch großen Druck, den mache ich mir hier nicht.“ Dass sie diesen Finaleinzug deutlich mehr genießen könne. „Es fühlt sich realer an“, sagte Jabeur, „in Wimbledon habe ich irgendwie einen Traum gelebt, und ich konnte es nicht glauben.“

Vertrautheit

Obwohl sie weiß, was sie für ihre Welt tut, wird sie nie als große Sprücheklopferin durchgehen, Starallüren sind ihr fremd. Jabeur reist nicht mit der großen Entourage um die Welt wie andere. Drängt sich auch nicht auf die Titelseiten von Magazinen, pokert nicht um Millionenbeträge, wenn es um Interviews geht. Jabeur reist mit ihrem Mann um die Welt, der auch ihr Fitness-Coach ist. Denn: Vertrautheit ist wichtiger als Rampenlicht. Jabeur braucht diese Umgebung. „Für mich ist die Familie sehr wichtig, vor allem in bestimmten Momenten, da ist es die Familie, die dich auffängt, vor allem, wenn du auch mal verlierst.“

Schon vor Wimbledon reisten hochrangige Landsleute nach, um ihr zu den Erfolgen zu gratulieren. Chiheb Chaouch, Geschäftsträger der tunesischen Botschaft und derzeit der höchste diplomatische Vertreter seines Staats in Deutschland, nutzte im Rahmen des Berliner Turniers schon die erste Gelegenheit zur Kontaktaufnahme. Ganz Tunesien, so erklärte er auf Nachfrage bereitwillig, verfolge Jabeurs wunderbare Tenniskarriere. Ihre Rolle als Vorbild für den Sport, für Kinder und Jugendliche, sagte der Diplomat, könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden: „Sie ist eine Repräsentantin für Tunesien, für die arabische Welt, für ganz Afrika.“

Afrikas Nummer Ons steht im Finale der US Open gegen Iga Swiatek

Feine Technik, große Gesten: Ons Jabeur

Technikerin

Und was zeichnet die Repräsentantin sportlich aus? Der tunesische Sportjournalist Abdessalem Dhifallah kennt die Starspielerin seit Ewigkeiten. Für ihn ist der Erfolg kein Zufall. „Was sie ausmacht, ist ihr Kampfgeist, sie will unbedingt gewinnen, sie ist stark, physisch und geistig. Sie hat eine sehr ausgefeilte Technik. Das ist oft spektakulär, auch deshalb ist sie bei uns eine Heldin.“

Kommentare