Zwingt Sie Ihr Schwiegervater Werner Grissmann, der Präsident und Gründer des Dolomitenmanns, beim Rennen mitzumachen?
Na, ich mach’ das natürlich freiwillig! Seit ich zehn bin, bin ich viel am Rad unterwegs. Das ist meine zweite Passion. Es ist cool und ein Privileg, hier dabei sein zu dürfen. Es gibt ja nur 125 Startplätze pro Disziplin.
Haben Sie in Lienz einen echten Heimvorteil?
Die Zuschauer kennen mich halt: „Geht schon Benny!“ Aber teilweise ist es kontraproduktiv. Man verausgabt sich an den Stellen, wo die Leute stehen. Dann ist man total kaputt, wenn man wieder allein im Wald ist. Du bist in einer Euphorie, du lachst und hast a Freud’, dass dich die Leute anfeuern. Danach merkst’ aber erst, wie anstrengend die letzten hundert Meter waren. Und, dass du eigentlich vollkommen über’n Hef’n drüber warst.
Im Mountainbiken geht es über die Skipiste bis zu 30 Prozent steil runter …
Ja, das ist auch eine Besonderheit, die Abfahrt ist enorm schnell. Vor zwei Jahren hat es mir da fast den Lenker aus der Hand gerissen, weil es so rumpelig ist.
Wie läuft die Übergabe vom Paragleiter zu Ihrer Disziplin, dem Mountainbiken, ab?
Mein Kollege muss vor allem schauen, dass sich der Fallschirm beim Abklatschen nicht in meinem Bike verheddert (lacht). Das ist tatsächlich ein großes Problem! Auch sehr guten Teams passiert das oft. Sie verlieren dann mehr als eine Minute, weil sie die Schnüre des Schirms abschneiden müssen.
Welche der Disziplinen würden Sie am wenigsten machen wollen?
Jede Disziplin hat ihren Reiz. Sogar der Berglauf, obwohl der mit den 2.000 Höhenmetern am schwersten ist. Kajakfahren tu’ ich auch ein bissl. Nur Paragleiten war ich noch nie allein, aber das ist sicher auch lernbar. Ich war nur einmal mit meinem Papa Tandemfliegen. Er war ein guter Paraglider und selbst öfters beim Dolomitenmann am Start.
Wie war das Papa-Erlebnis?
Wir sind mit einem Schirm geflogen, der eigentlich kein Tandemschirm war. Mein Papa hat irgendein Gestell mit einem zweiten Sitzgurt gebastelt, und ich bin da ganz komisch bei ihm drin gelehnt. Das war unangenehm, und es hat nicht g’scheit funktioniert. Als er dann auch noch den Wind übersehen hat, hat uns der Schirm bei der Landung 30 Meter über die Wiese geschleift. Ich lag unterm Papa, als wir die Spur durch den Rasen gezogen haben.
Was würden Sie beim Dolomitenmann ändern?
Ich würde sehr gerne ein starkes Frauenteam am Start sehen und schauen, wie dieses abschneidet – bis jetzt ist der Dolomitenmann ja „Men only“.
Wann wird sich das ändern?
Solang der Schwiegerpapa das Sagen hat, wird da keine Frau am Start stehen.
Als Zehnjähriger haben Sie sich auf Ihren Wunschzettel „Olympiasieger“ geschrieben. Was schreiben Sie sich heute mit 36 darauf?
Das kann ich gerade nicht beantworten. (Lange Denkpause) Meine Berufspläne für danach will ich nicht ausplaudern. Das muss ich erst in Stein meißeln.
Wie wird es sich anfühlen, als Olympiasieger in die neue Saison zu starten?
Boah, ich glaub da ändert sich wieder nichts. Der Olympiasieg ist vorbei und es geht ja darum, neue Benchmarken zu setzen, neue Ziele zu erreichen und Rennen zu gewinnen. Ich werde für immer Olympiasieger bleiben, aber im direkten Duell mit meinen Kollegen und im Weltcup werd ich mich wieder durchsetzen müssen.
Sie unternehmen Radausflüge und andere Aktivitäten mit Ihren zwei Töchtern. Wie geht es Ihnen damit, dass immer weniger Kinder sportlich gefördert werden?
Ich genieße die Zeit mit ihnen sehr. Im Schulsystem ist Bewegung und Sport irgendwie nicht so wichtig. Dabei gehören die Kinder jeden Tag mindestens zwei Stunden bewegt. Das muss eine Selbstverständlichkeit sein, wie Zähneputzen. Danach wären sie ausgeglichener, und fürs Gesundheitssystem wäre es auch gut! Denn zwei Stunden Sport pro Woche sind ja lächerlich.
Warum interessieren Sie sich für Spielzeugautos?
Weil die einfach geil sind und meine Kids total auf die Hot Wheels Spielzeugautos stehen. Sie haben fünf Bahnen daheim, eine Waschanlage, das Parkhaus ... Zu meiner Zeit hieß das noch Matchbox, und ich war auch so ein Fanat. Heute spiele ich mit ihnen gemeinsam.
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