Thiem steht nach Halbfinal-Krimi im French-Open-Finale

Der Österreicher und Novak Djokovic liefern sich über zwei Tage einen harten Kampf. Am Ende gewinnt der 25-Jährige in fünf Sätzen.

Dominic Thiem hat am Samstag erneut ein Stück rot-weiß-rote Sportgeschichte geschrieben. Die Erleichterung war spürbar in diesem Moment, als er als erster Österreicher zum zweiten Mal in ein Einzelfinale eines Majors einzog.  Wie bei einem Schüler nach einer bestandenen Reifeprüfung.

Österreichs Topmann hat in einem Marathon-Match Reife gezeigt, den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic nach 4:13-Stunden verteilt auf zwei Tage 6:2, 3:6, 7:5, 5:7 und 7:5 besiegt. „Das war vielleicht mein größter Sieg“, sagt der 25-Jährige Tennislehrer-Sprössling aus Lichtenwörth.

Eine sportliche Großtat war es allemal. Schließlich hatte Djokovic vor diesem Halbfinale bei dieser Auflage keinen Satz abgegeben, schließlich hat er seit einem Jahr kein Match auf Grand-Slam-Ebene verloren. Djokovic hatte zuletzt in Wimbledon, bei den US Open und den Australian Open triumphiert und war auf der Jagd nach dem "Grand Slam" (alle vier Major-Titel gleichzeitig innezuhaben).

Thiem steht nach Halbfinal-Krimi im French-Open-Finale

Große Sportsleute: Djokovic und Thiem

Aufstieg in 18-Millionen-Liga

Für Thiem war es der dritte Sieg über eine aktuelle Nummer 1 der Welt nach seinen Erfolgen über Andy Murray im Semifinale von Barcelona 2017 und Nadal im Viertelfinale von Madrid 2018. Thiem hat mit diesem Sieg seinen vierten Rang auch im neuen ATP-Ranking sicher, selbst wenn er den Titel holt, schafft er den erstmaligen Vorstoß in die Top 3 noch nicht.

Thiem hat mit seinem dritten Sieg im neunten Duell mit dem "Djoker" nun übrigens auch die 18-Millionen-Dollar-Preisgeld-Grenze durchbrochen.

"Rafa immer Favorit"

"Das war vielleicht sogar mein größter Sieg. Ein Halbfinale mit Federer, Nadal, Djokovic - jeden einzelnen zu schlagen, ist eine großartige Sache. Das sind vielleicht die besten drei Spieler aller Zeiten", lautete Thiems erste Reaktion nach dem zweiteiligen Krimi gegen die Nummer eins der Welt. 

Die Umstände relativierte der Niederösterreicher: "Es war schon schwierig, rauf und runter vom Platz, das System voll hochfahren und dann wieder zurück. Aber das ist ein Halbfinale in einem Grand Slam, da gibt es keine Müdigkeit, da gibt man alles, egal was passiert."

Einen Ausblick auf das Sonntagsmatch warf er auch: "Immer, wenn hier wer ins Finale kommt, ist Nadal der Gegner. Er ist der haushohe Favorit. Ich schaue, dass ich mich 100-prozentig regeneriere."

Thiem steht nach Halbfinal-Krimi im French-Open-Finale

Großartiges Duell

Die Fortsetzung vom Freitag begann mit einer 3:1-Führung  für Thiem im dritten Satz und einem hochklassigen Spiel bei besseren Windverhältnissen. Der Ranglisten-Vierte schlug härtere und längere Bälle, zeigte viel Gefühl bei Stoppbällen, ausbaufähig war nur der Prozentsatz der Punkte beim ersten Aufschlag (67 Prozent, Djokovic: 83). Nachdem sich Thiem den dritten und der Serbe den vierten Satz sichern konnten, kam es zum Entscheidungssatz. 

Es blieb ein (großes) Schauspiel. Im fünften Satz war erneut Thiem der Hauptdarsteller und Djokovic schlüpfte nach und nach in die Rolle des tragischen Heldens. Thiem führte 4:1, ehe der Serbe  von seiner Rolle kurzerhand entbunden wurde – wie für ihn bestellt, kam aus zuvor recht heiterem Himmel Regen. 

Zittern

Am Ende musste Thiem sehr wohl auch zittern, weil er bei einer 5:3-Führung und eigenem  Aufschlag zwei (Match-)Bälle ins out beförderte. Den letzten Applaus sicherte sich aber der am Ende coole Thiem mit einem Vorhand-Winner.

Damit hält er bei einer positiven Fünf-Satz-Bilanz bei  bei Grand-Slam-Turnieren. Es war sein sechster Sieg im elften „Marathon-Match“ (mit Daviscup steht es nun 7:6). Und wie er selbst weiß: „Das war mein erstes Fünf-Satz-Spiel bei den French Open. Das fängt sehr gut an.“

Der Match-Ticker zum Nachlesen:

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