Wenn einem eine junge Frau als Treffpunkt das Kaffeehaus des Seniorenheims bei der Burg Liechtenstein vorschlägt, sollte man sich vielleicht grundsätzliche Gedanken machen. Dafür wurde Constanze Weiss für Fotos bei frischen null Grad zum Laufen gebeten.
Die 36-Jährige war einige Jahre bei ServusTV im Eishockey unterwegs und moderiert bei Sky die Fußball-Bundesliga und Champions League. Im Interview spricht die Mutter einer Tochter über aktiven und passiven Sport in der Kindheit, Frauen im Sport-TV und ihren Vater Erich Weiss, eine ORF-Sport-Legende.
KURIER: Welche Bedeutung hatte Sport in Ihrer Kindheit und Jugend?
Constanze Weiss: Sport war in der Familie immer ein Thema. Logischerweise lief im TV immer der Kurzsport mit meinem Vater, danach musste ich als kleines Mädchen ins Bett gehen. Ich war viel mit meinem Vater unterwegs, bei der Vierschanzentournee oder beim Eishockey, damals beispielsweise noch beim CE Wien mit den Lukas-Brüdern. Aktiv habe ich auch vieles ausprobiert und wurde von daheim gefördert. Ich habe in der Altgasse Basketball ausprobiert, weil ich in jungen Jahren sehr schnell gewachsen bin. Außer meiner Größe hat allerdings in Folge nicht viel für mich gesprochen. Früh habe ich mit Golf begonnen, weil meine Eltern gespielt haben. Mit fünf Jahren stand ich das erste Mal auf der Range, bin bis 20 dabei geblieben.
Hatten Sie den Ehrgeiz, eine Profi-Karriere einzuschlagen?
Im Golf habe ich im Team Staatsmeisterschaften gespielt. Es war Ehrgeiz vorhanden, angeblich auch Talent da. Aber das letzte Etwas hat gefehlt, weil mein Fokus auf vielen verschiedenen Sportarten gelegen ist. Golf war auch sehr zeitintensiv.
Und es war darüber hinaus kein günstiger Sport.
Das müsste man meine Eltern fragen. Man hat es Golf immer nachgesagt, aber wenn man sich heute Skifahren ansieht, dann wird das wohl teurer sein.
Wurde im Elternhaus darauf geschaut, dass Sie stets sportlich unterwegs sind?
Ja schon, mein Vater hat selbst Feldhockey gespielt damals im Wiener Prater. Mein Cousin und mein Onkel haben auch gespielt, teilweise auch halbprofessionell.
Nein, mir war immer schleierhaft, wie man sich diese Schanzen runterstürzen kann. Wobei vom Gefühl her ist das Fliegen sicher cool.
Haben Sie als junges Mädel für einen Sportler geschwärmt?
Ja, für Benni Raich.
Inwiefern werden Sie Ihrer Tochter Sport in der Erziehung mitgeben?
Sie ist fünf Jahre und motorisch sehr talentiert. Aktuell ist Klettern die große Leidenschaft. In Perchtoldsdorf ist sie mit fünf Jahren schon bis ganz rauf geklettert in der Wand, 18 Meter! Ihr sportlicher Vater und ich sind sehr dahinter, dass sie sich bewegt. Grundsätzlich taugt es ihr, ich möchte aber keine Eiskunstlauf-Mama sein. Eiskunstlauf war damals bei mir vielleicht ein Mädchen-Traum, vor allem, als die EM in Wien war. Da habe ich zwei Wochen in der Stadthalle verbracht.
Der Sport soll fürs Leben prägen. Haben Sie das an sich erkannt?
Man sagt mir Ehrgeiz und Perfektionismus nach, das könnte davon kommen. Der olympische Spruch „Dabeisein ist alles“ ist mir fremd. Fernsehen ist nicht die einfachste Branche, nicht aufzugeben ist dabei eine wichtige Eigenschaft.
Muss man die Ellenbogen sehr aufstellen?
Wie in jedem Beruf gibt es auch hier Vor- und Nachteile. Als ich vor rund zehn Jahren zu ServusTV gekommen bin, war das noch anders. Damals gab es nur wenige Frauen im Sport-TV, es war vor allem beim Eishockey schwierig, wo ich begonnen habe.
Hatten Sie das Gefühl, dass Sie als Frau im „Männersport“ Eishockey nicht für voll genommen wurden?
So extrem würde ich es nicht ausdrücken, aber als Frau musste man sich schon beweisen.
Ist das jetzt anders?
Ja, jetzt ist es mittlerweile Normalität, dass Frauen Sendungen moderieren oder als Interviewerinnen Fragen stellen.
Ist das Klischee, Frauen wären als Aufputz vor der Kamera, endgültig Geschichte?
Es wird immer wen geben, der das so sieht.
Ärgern Sie sich darüber?
Ja, es ist schon unfair. Aber das Aussehen sollte nicht das einzige Kriterium sein, weshalb man einschaltet. Man muss den Job schon gut machen, das ist mein Anspruch.
Wie viel Eitelkeit muss mit im Spiel sein in diesem Job?
Ist nicht jeder, der sich vor die Kamera stellt, irgendwo selbstverliebt? Wahrscheinlich muss man das auch mitbringen, weil man sich sonst unwohl fühlt.
Ihr Kernthema bei Sky ist Fußball. Mussten Sie sich einarbeiten?
Früher war das bei mir nur wenig Thema. Als ich 2015 zu Sky kam, war das Blatt recht blank. Ein Jahr in der Sky Go Erste Liga war eine harte, aber gute Schule. So habe ich das gelernt.
Wer ist Ihr größter Kritiker?
Ich glaube ich bin selbst meine größte Kritikerin. Da sind wir wieder beim Perfektionismus. Ich musste lernen, nicht alles an mich heranzulassen. Mein Vater ist altersmilde. Das Geschäft ist auch ein anderes geworden, seit er in Pension ist. Er ist nicht überkritisch, mag es aber nicht, wenn ich zu frech bin. Er war ja immer der Sir. In Wahrheit ist er wahrscheinlich mein größter Fan. In Corona-Zeiten waren alte Sendungen mit ihm zu sehen. Lustigerweise erkannte ich mich da wieder, was Mimik und Gestik betrifft.
Wollen Sie irgendwann den ORF-Kurzsport moderieren?
Lustig wäre es schon, aber es ist kein Thema für mich.
Stört es Sie, oft auf Ihren Vater angesprochen zu werden?
Anfänglich ja, deshalb war auch der ORF kein Thema für mich. Ich habe Tourismusmanagement studiert, bin bei ServusTV mehr oder weniger hineingerutscht. Damals meinte man, dass im Sport zu viel Testosteron im Spiel war. Mir war wichtig, kein Protektionskind zu sein, meinen Weg selbst zu gehen.
Legen Sie im privaten Bereich dieselben Maßstäbe an sich an wie in Ihrem Beruf?
Das ist schwierig zu beantworten. Durch die Geburt meiner Tochter habe ich mich sicher verändert, weil da nicht immer alles so planbar ist. Ich brauche ja immer einen Plan. Ich glaube auch, dass ich mich dadurch beruflich etwas verändert habe. Weil sich vielleicht auch meine Prioritäten verschieben. Ich glaube, dass ich etwas entspannter bin im Vergleich zu früher.
Gibt es ein TV-Format, das Sie gerne machen würden?
Ich fühle mich im Talk-Bereich sehr wohl, der kann ruhig intensiver werden und muss nicht immer nur mit Fußball zu tun haben. Und Großveranstaltungen wie Olympische Spiele beispielsweise sind sicher ein Traum von mir.
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