Radprofi Gall nach Rang 7: "Ich habe ein paar Tage zu kämpfen"

Der 21-jährige Italiener Giulio Pellizzari (Red Bull) hat am Mittwoch die 17. Vuelta-Etappe von O Barco de Valdeorras über 143,2 km auf den steilen Alto de El Morredero gewonnen. Im Schlussanstieg hängte er seinen Verfolger aus der Gruppe rund um Leader Jonas Vingegaard noch ab: Thomas Pidcock (Q36,5/+16 Sek.) und sein Teamkollege Jai Hindley (+18) landeten auf den Ehrenrängen.
Felix Gall kam als Siebenter mit 53 Sekunden Rückstand ins Ziel, er blieb knapp Gesamt-Sechster.
Der Osttiroler hat nun 4:57 Minuten Rückstand auf Visma-Profi Vingegaard. Matthew Riccitello (Israel-Premier) rückte ihm allerdings bis auf zwei Sekunden nahe. Der Portugiese Joao Almeida (UAE) geht mit 50 Sekunden Rückstand auf Vingegaard ins Zeitfahren am Donnerstag. Für Pellizzari war es der erste Sieg bei einer Grand Tour.
Gall: "Hoffentlich kann ich Platz in Gesamtwertung halten"
"Es war heute wieder ein sehr harter Tag, ein großer Kampf. Ich habe mich heute nicht ganz so super gefühlt, ähnlich wie gestern, als mir ein bisserl der Punch fehlte", sagte Gall. Er habe am Anfang des Anstiegs nicht mitgehen können und sei dann sein eigenes Tempo gefahren: "Ich habe dann Gott sei Dank einen guten Rhythmus gefunden. Die letzten Kilometer sind etwas flacher geworden, der Rückstand hat sich in Grenzen gehalten."
Gall ließ erkennen, dass die lange Saison nun schon sehr an seinen Kräften gezehrt hat. "Die Tour de France war extrem hart, jetzt sind wir in der dritten Woche der Vuelta. Ich habe jetzt noch ein paar Tage zu kämpfen, hoffentlich kann ich den Platz in der Gesamtwertung halten."
Gamper in Ausreißer-Gruppe
Für lange Zeit im Feld eines zwölfköpfigen Ausreißerteams war der Österreicher Patrick Gamper (Team Jayco), der schon seit Kilometer 25 vorne dabei war. Der Vorsprung auf das Peloton betrug fast zwei Minuten. Die Spitzengruppe splittete sich dann vor dem finalen Anstieg auf, Gamper wurde knapp 16,5 km vor dem Ziel vom Feld eingeholt, der Rest der Ausreißer 12 km vor dem Ende.
Gall verlor noch vor dem Anstieg 11 Kilometer vor dem Ziel etwas an Boden. Sein Teamkollege Leo Bisiaux ließ sich zurückfallen, um Gall wieder an die Besten heranzuführen. Dies gelang nur bedingt, denn Almeida, Vingegaard und Co. machten vorne gehörig Tempo. Gall fand aber seinen Rhythmus und schloss 7,3 km wieder an die Führungsgruppe an.
Spuren der Waldbrände im Schlussanstieg
Durchschnittlich 9,7 Prozent Anstieg auf den letzten 8,8 Kilometern auf die auf 1.750 Meter gelegene Passhöhe galt es bei sehr starkem Wind zu bewältigen. Am Straßenrand sah man viel verbrannte Erde auf großen Abschnitten, große Waldbrände hatten hier vor einigen Wochen getobt. Der Gesamtzweite Almeida nahm in seiner Analyse auch darauf Bezug. "Es war superwindig im zweiten Teil des Anstiegs. Es ist schlimm, wenn man sieht, welchen Schaden das Feuer hier vor zwei Wochen angerichtet hat", hatte der Portugiese auch Augen für die Natur.
Gall konnte mit den Besten nicht ganz mithalten, sein Rückstand schwankte zwischen 45 und rund 15 Sekunden, ehe der Decathlon-Kapitän doch wieder Boden verlor.
Am Donnerstag steht das einzige Einzel-Zeitfahren der 80. Vuelta über 27,2 km rund um Valladolid auf dem Programm. Die Strecke ist eher flach und schnell, ein Fall für die Spezialisten also. "Es ist nicht meine Spezialität, aber es sind in der Gesamtwertung viele Kletterer rund um mich", meinte Gall über das nächste Teilstück.
Profis drohten mit Vuelta-Abbruch bei weiteren Protesten
Schon vor der 17. Etappe hatte das Feld in einer Abstimmung entschieden, dass die Etappe bei neuerlichen Pro-Palästina-Protesten komplett neutralisiert werden solle, ehe es wieder zu einer Situation wie am Vortag kommen sollte. Man wolle nicht wieder auf eine "undefinierte Ziellinie" zufahren. Aus der Fahrer-Union (CPA) war zu hören, dass die Fahrer die Tour komplett verlassen könnten. Die Sicherheitsmaßnahmen wurden massiv erhöht, am Wochenende werden zusätzliche 1.500 Polizisten abgestellt.
Am Vortag war die 16. Etappe wegen der Proteste 8 km vor dem Ziel beendet worden.
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