Olympia-Behausungen: Von Zelten, Bauruinen und Luxuswohnungen

Erinnerung: Beim Terroranschlag von München 1972 starben 11 der 14 israelischen Olympiateilnehmer
Kein Olympia ohne olympisches Dorf. Während die Athleten bei den inoffiziellen Zwischenspielen 1906 in Athen noch in einer Zeltstadt untergebracht waren, wurde 1932 in Los Angeles erstmals ein olympisches Dorf errichtet. Die 600 Fertigteilhäuser aus Holz waren männlichen Athleten vorbehalten und wurden danach wieder abgebaut. Sportlerinnen wohnten in Hotels.
Massiv gebaut wurde das olympische Dorf 1936 in Berlin für 3.600 Menschen. Direkt neben dem Truppenübungsplatz gelegen, war es von Beginn an Bestandteil der verdeckten NS-Aufrüstung. Nach dem Weltkrieg nutzte die Sowjetarmee das Gelände als Offizierswohnsiedlung und Armeesportzentrum. Seit 1993 steht die Anlage unter Denkmalschutz.
Das olympische Dorf von München geriet beim Terroranschlag 1972 in den Fokus. Heute ist das 40 Hektar große Areal auf dem Olympiagelände mit etwa 3.500 Wohneinheiten eines der beliebtesten Wohngebiete in München.
1992 wurden in Barcelona mehrere olympische Dörfer gebaut. Auf einem alten Industriegelände entstanden neue Wohnviertel. Die Stadt erhielt dadurch erst einen echten Strandzugang.
Die verfallenen Olympia-Anlagen von Athen 2004 sind längst Ziel von Touristen mit einem Faible für morbiden Charme. Zumindest lebten im olympischen Dorf am Stadtrand in den 2.292 Wohnungen vorübergehend 10.000 (vor allem bedürftige) Menschen. Danach wurde die Sozialwohnungsagentur allerdings aufgelöst, neue Investoren wurden nicht gefunden.
2008 in Peking wohnten im olympischen Dorf bereits 10.000 Athleten sowie 6.000 Trainer und Betreuer. Nach den Spielen wurden die 42 Gebäude umgebaut und die Wohnungen verkauft – zu Preisen, die selbst für den Immobilienmarkt in Peking sehr hoch waren.
Vier Jahre später entstand auch in London im Bezirk Stratford beim Olympia-Stadion ein völlig neuer Stadtteil. Einige der insgesamt 2.818 Wohnungen wurden danach tatsächlich zu sozialen Bedingungen vermietet. Doch auch in London schnellten die Immobilienpreise rasch in die Höhe.
Rio de Janeiro hatte 2016 den Menschen 3.604 neue Wohnungen versprochen. Doch laut Recherchen des schwedischen Aftonbladet wurden innerhalb von vier Jahren nur 400 Wohnungen verkauft. Die Gegend gleicht heute einer Geisterstadt. Die Wohnungen des olympischen Dorfes in Tokio wurden nach den Corona-Spielen 2021 zu erschwinglichen Preisen gehandelt, wenn man sie mit den umliegenden Marktpreisen verglich. Es gab viele Bewerbungen. Die Wahrscheinlichkeit, eine der begehrten Wohnungen kaufen zu dürfen, lag bei 1 zu 266.
Kommentare