Dominic Thiem wird zum Spielball
Erinnern Sie sich? Thomas Muster und Horst Skoff waren jahrelang ziemlich beste Feinde. Auch, weil es die damaligen Manager waren.
Die Neuauflage: Der Konflikt zwischen dem Team Thiem nach dessen Daviscup-Absage für die nächste Woche in Lettland und dem Verband erinnert an gute, (schlechte?) alte Zeiten. Warum Dominic Thiem nächste Woche nicht in der Nähe von Riga aufschlägt? Eine g’scheite Vorbereitung auf die Herbst-Turniere (auch in Wien spielt er ab 13. Oktober) sowie Erholung, immerhin zählt er zu den Spielern mit den meisten Matches in diesem Jahr. Und? Ein tiefer Graben zwischen dem Erfolgsunternehmen Thiem und dem ÖTV, insbesondere Präsident Ronnie Leitgeb. Ein Schauspiel in mehreren Akten.
Ouvertüre
Vor ein paar Monaten wurde der im Vorjahr abgeschlossene Fördervertrag für Dominic Thiem gekündigt. Laufzeit wären drei Jahre gewesen, 46.000 Euro pro Jahr lautete laut ÖTV die Summe. Wolfgang Thiem, Trainer und Vater von Dominic, war erbost: "Ich schließe keinen Vertrag ab, den ich dann kündige." Vom ÖTV kamen postwendend Statements. Thomas Hammerl, Geschäftsführer des ÖTV: "Es hat immer eine Ausstiegsklausel gegeben", sagt er. "Er ist die Nummer 50 der Welt und hat mehr als eine halbe Million Dollar Preisgeld erspielt. Der Förderbedarf ist bei Thiem aufgrund seiner finanziellen Situation nicht mehr gegeben." Wolfgang Thiem antwortete: "Prinzipsache. Dominic wurde in seiner Jugendzeit nie gefördert. Diesen Fördervertrag haben wir auch deshalb positiv gesehen, weil der ÖTV Dominic ein bisschen etwas zurückgeben wollte, was man über Jahre versäumt hatte."
Zwei Tage nach dem Finaleinzug von Dominic Thiem in Kitzbühel meldete sich Präsident Ronnie Leitgeb mit einem Kommentar auf der ÖTV-Homepage, der auch an viele Medien versandt wurde. Er berichtete am 4. August nicht nur von der Vertragseinstellung im Fall Thiem, sondern von anderen Förderungen: "An dieser Stelle sei erwähnt, dass Wolfgang Thiem, Günter Bresnik sowie weitere Trainer aus der Tennisschule Bresnik zusätzlich vom ÖTV mehr als 130.000 Euro pro Jahr in Form von Honorarnoten für die Betreuung zweier vom ÖTV geförderter Spielerinnen und eines Spielers erhalten."
Die gibt es ab September nicht mehr. Sportdirektor Clemens Trimmel verweist auf ein neues Fördersystem, das eh schon Ende 2013 beschlossen wurde mit der "Fokussierung der Mittel auf ein nationales Leistungszentrum Südstadt".
Höhepunkt
Trimmel erklärt: "Einerseits gibt es Spieler, die in der Südstadt ein Rundum-Paket (Headcoach, Konditionstrainer, Turnierbetreuung und Mental Coaching, Anm.) bekommen, derzeit sind das drei Talente, andererseits werden Nachwuchs-Athleten mit ihren Trainern zu regelmäßigen Nationaltrainings eingeladen." (Spannend wird’s, wenn Vorarlberger zum zweitägigen Training eingeladen werden). Für die Umsetzung wurde mit dem Niederländer Michiel Schapers ein Toptrainer verpflichtet.
Bresnik nimmt nun erstmals Stellung: "Es waren niemals 130.000 Euro, die für wirkliche Talente bezahlt wurden. Aber es ist ein Kapitalfehler, wenn alle glauben, mir ginge es ums Geld." Dominic sei für den Daviscup in Lettland sogar Geld angeboten worden, das dieser abgelehnt habe. Bresnik hasst vielmehr "Laienarbeit bei so wichtigen Dingen wie der Jugendarbeit. Am Unterbau mangelt es gewaltig. Und seit Ewigkeiten werden die falschen Spieler gefördert."
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