Nach Missbrauchs-Klagen: NFL-Star Watson bei Comeback ausgebuht

NFL: Cleveland Browns at Houston Texans
Deshaun Watson kehrte mit den Cleveland Browns an seine alte Wirkungsstätte zurück. 700 Tage nach seinem letzten Spiel.

Die Cleveland Browns haben beim Comeback von Quarterback Deshaun Watson ihren fünften Saisonsieg geholt, dabei aber vor allem von anderen Mannschaftsteilen profitiert. 700 Tage nach seinem zuvor letzten NFL-Spiel blieb der wegen Missbrauchsvorwürfen elf Partien lang gesperrt gewesene Watson am Sonntag beim 27:14 gegen die Houston Texans ohne Touchdown-Pass. Watson brachte beim Duell mit seinem Ex-Team 12 seiner 22 Pass-Versuche zu einem Mitspieler und warf für nur 131 Yards.

Die Rückkehr an alte Wirkungsstätte war dann aus vielerlei Hinsicht unangenehm. So wurde Watson schon beim Aufwärmen von den Anhängern seines Ex-Teams lautstark ausgebuht. Vor dem Spiel hatte es auch geheißen, dass nach Angaben ihres Anwalts etwa 10 der 25 Frauen, die ihn verklagt hatten, ins Stadion kommen und dafür sorgen wollten, dass sie nicht in Vergessenheit geraten.

Eine explosive Mischung und alles in allem ein enormer Druck für Watson, dem die Browns trotz aller Vorwürfe einen NFL-Rekordvertrag gaben. 230 Millionen US-Dollar bei fünf Jahren Laufzeit, jeder Cent garantiert auch bei Verletzungen oder Sperren.

In Kabine versteckt

Mit vier Siegen und sieben Niederlagen in den Partien ohne Watson sind die Playoff-Hoffnungen nur noch minimal. Die Umstände aber sind alles andere als ideal, schließlich kommt zu den psychischen Aspekten auch ganz praktisch die seit fast zwei Jahren fehlende Spielpraxis - wohl auch deswegen schwieg Watson selbst und vermied rund um das Training den in dieser Saison zu diesem Termin bislang üblichen Austausch des Startelf-Quarterbacks mit den US-Journalisten. Stattdessen versteckte er sich den Angaben zufolge in der Kabine hinter dicken Kopfhörern und scheinbar beschäftigt mit seinem Smartphone und tat nicht ansprechbar, solange die Journalisten, wie im US-Sport üblich, Zutritt hatten.

Gefragt nach den Gründen verwies Browns-Trainer Kevin Stefanski an die Pressestelle. Dabei waren die ohnehin jedem klar: Watson will seine Ruhe, solange er kann.

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Elf Spiele Sperre, eine Geldstrafe in Höhe von fünf Millionen US-Dollar und eine Therapie: Dazu verdonnerte ihn die NFL, obwohl zwei Geschworenengerichte in Texas auf eine strafrechtliche Anklage verzichteten. Zivilrechtlich gab es in 23 der Fälle inzwischen einen Vergleich mit den Frauen, die Watson für Massagen gebucht und dann mit Berührungen, Ausziehen und sexuellen Handlungen missbraucht haben soll. Als er vor drei Monaten das letzte Mal vor der Presse sprach, beteuerte er wie schon zuvor, nichts falsch gemacht zu haben.

In seinen Jahren bei den Texans gehörte Watson zu den gefährlichsten und besten Quarterbacks der Liga. Dann wollte er einen Wechsel erzwingen, weil ihm die Erfolgsaussichten in Houston nicht gut genug waren. Die Aufregung über die Forderung und alle Wechselgerüchte wurden schließlich überlagert von der rasch steigenden Zahl an Klagen. Auch wenn NFL-Boss Roger Goodell ihn wohl gerne noch länger gesperrt hätte - zur Persona non grata wurde Watson trotz alledem in der Liga nicht. Die Browns waren nicht das einzige Team, das ihn verpflichten wollte.

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