Comeback
50 Jahre nach der legendären Alpenfahrt 1973 ist die Königsklasse des Rallyesports wieder in Österreich unterwegs. Der Lauf zur Rallye-WM (WRC) findet im Dreiländereck Österreich, Tschechien und Deutschland statt. Die "Central European Rally" (CER) gehört zur exklusiven Serie von Rallyes, zu der auch die Monte-Carlo-, die Safari- und die Akropolis-Rallye zählen.
Gestartet wurde am Donnerstag auf dem Wenzelsplatz in Prag, auch am Freitag wurde noch in Tschechien gefahren. Samstag und Sonntag führt die Strecke durch Österreich und Deutschland mit dem zentralen Service-Park in Passau. Insgesamt 313 Kilometer lang sind die 18 Wertungsprüfungen.
In Peilstein endet die längste aller Sonderprüfungen, oben am Hang wurde ein kleiner Sprung eingebaut und die größte der insgesamt 14 Fanzonen eingerichtet. Streckensprecher, Videowall, Merchandising-Stände, Leberkässemmeln, Menschen – vor allem Männer. Motorsport ist auch 2023 offensichtlich noch Männersache.
Vor allem kommen die Fans aus der Umgebung. Doch sind auch Gruppen von Deutschen da, Tschechen, Spanier, Finnen und Esten mit blau-schwarz-weißen Pudelmützen, die dem Auto von Starpilot Ott Tänak nachbrüllen. Und dann ist da noch Familie Smalley, Mutter, Vater, zwei Kinder, Oma, Opa. Ja, natürlich könne man sie als Rallye-Fans und -Experten bezeichnen. Extra angereist sind sie aus dem Osten Englands bei Norwich.
„Ich bin früher daheim selbst Rallyes gefahren“, sagt Vater Smalley. "Aber natürlich auf einem ganz anderen Niveau." Seitdem versucht die Familie, jedes Jahr zu zumindest einem WRC-Lauf zu fahren. Heuer fiel die Wahl auf die CER. "Die kennen wir noch nicht, die wollten wir unbedingt sehen." Dass in England Herbstferien waren, hat die Reiseentscheidung erleichtert.
Gemeinschaftsarbeit
Ein Jahr lang haben sich die Veranstalter auf den WM-Lauf vorbereitet, möglich gemacht haben ihn letztlich die 3.000 ehrenamtlichen Helfer in Österreich, gestellt von Motorsportvereinen, Sportklubs, Musikgruppen und Freiwilligen Feuerwehren.
Insgesamt sind 68 Autos bei der Premiere dabei, unter ihnen vier Fahrer und fünf Beifahrer aus Österreich. Etwa "Rossi" mit der Nummer 46. Allerdings nicht Valentino, sondern Lokalmatador Martin Roßgatterer, der nicht nur wegen seines 36. Geburtstags gefeiert wird.
Bengalen werden abgefackelt, als er an der Fanzone vorbei fliegt. Der Rückstand ist nach einem Reifenschaden groß, die Enttäuschung bei den Fans hält sich in Grenzen.
Via Videowall ist man bei den allerbesten Piloten mittendrin im Cockpit. Etwa bei Kalle Rovanperä aus Finnland, der am Sonntag mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den WM-Titel fixieren wird, da der Waliser Elfyn Evans mit einem Crash seine WM-Chancen wegwirft.
Mit bis zu 180 km/h jagen sie die spektakulärsten Rallye-Fahrzeuge der Welt über die schmalen, rutschigen Gassen. Der Hybrid-Antrieb kombiniert einen Benziner mit 380 PS mit einem Elektromotor, der 135 zusätzliche PS beisteuert und der etwa bei Ortsdurchfahrten solo verwendet wird. Der Treibstoff für alle WRC-Autos wird aus biologischen Abfällen hergestellt und kommt somit ohne Erdöl aus.
Die Fans hingegen sind mit ihren privaten Autos da, den Verbrennern von herkömmlichem Benzin und Diesel. Denn in Peilstein ist man noch auf das Auto angewiesen. Der Bus nach Linz fährt drei Mal täglich.
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