Nach Verstappens WM-Triumph: Mercedes verzichtet auf Protest

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Der Rennstall äußerte sich in einem ersten Statement zu den Ereignissen des WM-Rennens in Abu Dhabi.

Der Formel 1 bleibt ein heikles Nachspiel vor dem Berufungsgericht erspart, Max Verstappen ist und bleibt der neue Weltmeister einer denkwürdigen Saison. Nach der Krönung des Zoff-Duells mit dem Finale in Abu Dhabi am vergangenen Sonntag und dem Triumph von Red-Bull-Pilot Verstappen durch ein Überholmanöver in der letzten Runde verzichtet Mercedes auf die mögliche Berufung. "Wir ziehen hiermit unsere Berufung zurück", hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung des Werksteams.

Unmittelbar nach dem Triumph Verstappens vor dem geschlagenen und entthronten Hamilton auf dem Yas Marina Circuit hatte Mercedes gleich zwei Proteste eingereicht. Einer wegen der Fahrweise Verstappens während der Safety-Car-Phase, ein zweiter - und das war der weitaus bedeutendere - gegen die Rennleitung um Michael Masi wegen des Prozederes gegen Ende der Safety-Car-Phase in den letzten Runden. Beide Proteste wurden von den Rennkommissaren abgeschmettert.

Dialog mit der Fia

Daraufhin hatten die Verantwortlichen der Silberpfeile den Formalien entsprechend binnen 60 Minuten eine Absichtserklärung für eine Berufung hinterlegt. Das wiederum gab ihnen weitere 96 Stunden, um mit Anwälten die Chancen auf einen Erfolg zu prüfen. Nach eingehenden Beratungen entschieden sie sich gegen den Gang vor den International Court of Appeal des Automobilweltverbandes Fia.

"Wir sind im Sinne der sportlichen Fairness in Berufung gegangen, und wir haben seitdem einen konstruktiven Dialog mit der Fia und der Formel 1 geführt, um in Zukunft für Klarheit zu sorgen", hieß es nun in der Mercedes-Erklärung. In diesem Zusammenhang begrüßte der Konstrukteurs-Weltmeister die Entscheidung der Fia, eine Kommission ins Leben zu rufen, um die Geschehnisse in Abu Dhabi gründlich zu analysieren. Das hatte der Weltverband am Mittwoch bekanntgegeben.

"Zudem begrüßen wir, dass die Fia die Teams und Fahrer eingeladen hat, daran teilzunehmen", hieß es. So soll die Entscheidungsfindung in der Formel 1 künftig verbessert werden. Mercedes will nun "aktiv mit der Kommission zusammenarbeiten, um eine bessere Formel 1 zu schaffen - für alle Teams und alle Fans".

Zum Rennen

Verstappen hatte Hamilton nach Beendigung der Safety-Car-Phase in der letzten Runde überholt und sich mit seinem zehnten Saisonsieg erstmals den Titel gesichert. Die Mercedes-Bosse hatten angeprangert, dass das Safety Car ihrer Meinung nach den Regel entsprechend erst eine Runde später in die Box hätte fahren dürfen. Das Rennen wäre dann dahinter beendet worden und Hamilton Titelträger auch in diesem Jahr und mit acht Triumphen alleiniger Rekordweltmeister vor Michael Schumacher gewesen.

Zudem ging es um das sogenannte Zurückrunden nur einer bestimmten Zahl von Autos, nicht aber aller Wagen. Die Rennkommissare verwiesen bei ihrer Urteilsbegründung am Sonntag unter anderem darauf, dass der Rennleiter über den Einsatz des Safety Cars entscheiden könne.

Verstappen hatte durch die Phase, deren generelle Notwendigkeit nach einem Einschlag von Nicholas Latifi mit seinem Williams in die Streckenbegrenzung absolut unstrittig war, überhaupt noch mal die Chance bekommen, an Hamilton heranzukommen. Der 36 Jahre alte Brite hatte das Rennen nach einem Überholmanöver vorbei an Pole-Mann Verstappen direkt nach dem Start kontrolliert und alle Versuche des Red-Bull-Teams erfolgreich gekontert.
Durch die Vorkommnisse während der Safety-Car-Phase war Verstappen von rund elf auf eine Sekunde an Hamilton rangekommen. Er hatte zudem schnellere Reifen aufziehen lassen, da er nichts mehr zu verlieren hatte. Der Plan war aufgegangen, und Verstappen hatte das Rennen und den Titel gewonnen. An diesem Donnerstag kann der 24 Jahre alte Niederländer nun ohne mögliche weitere Zweifel nach dem vierstündigen Bangen am Rennabend die WM-Trophäe bei der offiziellen Zeremonie in Paris entgegen nehmen.

"Wir möchten unseren aufrichtigen Respekt für Eure Erfolge in diesem Jahr zum Ausdruck bringen. Ihr habt diese Saison zu einem absolut epischen Formel-1-Titelkampf gemacht. Max, wir gratulieren Dir und Deinem gesamten Team herzlich", schrieb Mercedes nun an Red Bull und Verstappen, sparte aber auch nicht mit Lob für Hamilton: "Lewis, du bist der größte Rennfahrer in der Geschichte der Formel 1, und du hast dir in jeder einzelnen Runde dieser unglaublichen Saison die Seele aus dem Leib gefahren. Du bist ein tadelloser Sportsmann und ein Vorbild für Millionen von Menschen überall auf der Welt."

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