Welche Gedanken hatten Sie, als sie verletzt in der Wüste gelegen sind?
Ich habe einen Schlag im Rücken gespürt und sofort gewusst, dass da etwas nachgegeben hat. Ich habe große Schmerzen im Rücken gehabt und dann habe ich auch noch ein bisserl das Gefühl in den Füßen verloren. Da dürfte etwas angeschwollen sein, das die Nervenkanäle abgedrückt hat.
Sind Gedanken an eine Lähmung aufgekommen?
Ich habe schon gedacht: Hoffentlich war das jetzt nicht dieser eine Sturz im Leben, den man nie haben will. Diese Momente waren schon sehr mühsam. Als ich mir 2016 den Oberschenkel gebrochen habe, war der Schmerz größer, aber zumindest war klar, dass der Knochen gebrochen ist – und dass das heilen wird. Am Samstag war das nicht so. Ich habe versucht, möglichst ruhig zu liegen und mir keine Schmerzmittel geben lassen, weil ich das Feedback vom Körper spüren wollte.
Sie sind auf einer der ersten Etappen schon gestürzt und haben sich die Hand verletzt. Hat sich dieser zweite Sturz aufgezeichnet?
Nein, überhaupt nicht. Als Sportler muss man an seine Grenzen gehen. Bei einer langen und intensiven Dakar ist die Chance groß, dass etwas passiert. Wenn man um 2:50 in der Nacht aufsteht, um 4 Uhr wegfährt und nach einer langen Etappe erst um 17.00 im Ziel ankommt, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass etwas passiert.
Wie oft sind Sie bei dieser Dakar gestürzt?
In meinen Anfangszeiten bei der Dakar hat es mich pro Tag zwei oder dreimal geschmissen. Diesmal in elf Etappen nur zweimal. Beim ersten Sturz war ich an meinem Limit, da habe ich einen Stein übersehen. Es war ein Sturz, wie ihn sich niemand wünscht – mit Hochgeschwindigkeit in die Steine. Ich bin mit 110 km/h in einem Bachbett geflogen. Als ich das in der Luft realisiert habe, habe ich schon gehofft, dass es mich nicht gegen einen Felsen haut. Die Airbag-Weste hat viel verhindert – und sie hat aufgezeichnet, dass ich mit 22 g eingeschlagen bin.
Und der Crash am Samstag?
Der war harmlos. Ich bin zweieinhalb oder drei Meter wo runtergesprungen. In der Luft habe ich mir noch nichts gedacht, aber das Motorrad hatte volle Tanks, dann war da der Gegenhang – es ist viel zusammengekommen.
Kann man ein Rennen wie die Dakar sicherer machen?
Das Rennen lebt von den Extremen, und ich glaube, dass es heuer sehr gelungen war. In Südamerika haben wir mit Winter und Höhenlage zu kämpfen gehabt. In Saudi-Arabien war des Tempo sehr hoch, auch weil ich mittlerweile schon sehr viel Erfahrung habe. Wenn es einen dann schmeißt, dann ordentlich.
Man erlebt Sie bei Interviews nach den Etappen oft schwer gezeichnet, mit schmerzverzerrtem Gesicht. Kann man eine Dakar auch genießen?
Natürlich ist es nicht immer lustig. Aber während des Rennens kann es voll lässig sein. Ich bin Rennfahrer geworden, weil ich es liebe, an meine Grenzen zu gehen. Im Rennen braucht man die Anspannung und die Gefahr, alle Sinne sind geschärft, dann kommt man in einen Flow. Teilweise hat die Kulisse in Saudi-Arabien ausgesehen wie bei Herr der Ringe. Es war so unglaublich schön. Ich darf an Plätzen Motorrad fahren, wo ich sonst nie im Leben hinkommen würde. Ein Laie kann schwer nachvollziehen, wie facettenreich und vielfältig diese Momente sein können.
Was muss passieren, dass Sie sagen: Jetzt reicht’s?
Ich würde das nicht auf einen Sturz oder eine Verletzung runterbrechen. Das gehört alles dazu. Ich glaube, dass ich viele Sachen beeinflussen kann, mit meinem akribischen Training und meiner akribischen Vorbereitung. Der Moment ist da, wenn ich nicht mehr bereit bin, sechs Mal pro Woche 99 Prozent meines Tages dem Sport unterzuordnen. Aber derzeit habe ich noch viel zu viel Leidenschaft, Energie und Feuer in mir.
Können Sie sich vorstellen, eine Dakar als Hobbyfahrer zu bestreiten? Und einmal anhalten, um ein schönes Foto zu machen?
Jetzt nicht, dafür bin ich zu sehr Rennfahrer. Mir macht es Spaß zu sehen, was ich aus meinem Körper herausholen kann. Aber ich könnte mir schon vorstellen, später einmal eine Dakar als Genießer mitzufahren.
Kommentare