Nach Rücktritt bei Red Bull: Warum Helmut Marko fehlen wird

Helmut Marko als Rennfahrer (li.) und als Motorsportberater.
Nach mehr als 20 Jahren bei Red Bull ist Schluss. Der 82-jährige Helmut Marko war nicht nur der Erfinder von Vettel und Verstappen.

Mit dem Rückzug von Helmut Marko endet eine Ära im Motorsport. Obwohl der Vertrag des 82-Jährigen bei Red Bull noch bis Ende 2026 gelaufen wäre, wird der Steirer seine Tätigkeit als Motorsportberater einvernehmlich beenden und sich aus dem Sport zurückziehen. Geschäftsführer Oliver Mintzlaff betonte, dass Marko dem Team „menschlich wie fachlich“ sehr fehlen werde. „Nach einem langen Gespräch habe ich seinem persönlichen Wunsch entsprochen, (...) diesen Schritt zu gehen.“

Mit Markos Rückzug verliert Superstar Max Verstappen vor der großen Regelreform seine wichtigste Bezugsperson im Team – und die Formel 1 den wohl erfolgreichsten Talenteförderer.

Spitzname „Doktor“

Marko promoviert mit nur 24 Jahren in Rechtswissenschaften, den Spitznamen „Doktor“ hat er bis heute. Als Rennfahrer gewinnt er 1971 die prestigeträchtigen 24 Stunden von Le Mans. Er fährt neun Formel-1-Rennen, bis seine Karriere jäh beendet wird. Ein aufgewirbelter Stein durchschlägt beim Grand Prix von Frankreich 1972 sein Visier, Marko verliert dabei ein Auge. Ein Vorvertrag mit Ferrari ist nur noch Makulatur.

Marko eröffnet (höchst erfolgreich) einige Hotels, bleibt dem Motorsport aber stets verbunden. Er steht unter anderem hinter den Karrieren von Gerhard Berger und Karl Wendlinger. In den 1990er-Jahren wird der enge Vertraute von Dietrich Mateschitz Berater für den Motorsport-Nachwuchs bei Red Bull, und als das Team 2005 in die Formel 1 einsteigt, ist er eine der treibenden Kräfte hinter dem Projekt.

Er ist Entdecker und Förderer von Sebastian Vettel, der 2010 den ersten WM-Titel holt und drei weitere folgen lässt. Und dann zaubert Marko Max Verstappen aus dem Hut. „Als ich den damals 18-jährigen Max von Toro Rosso zu Red Bull geholt habe, haben die Leute gesagt, dass ich verrückt bin“, sagt Marko einmal im KURIER-Gespräch. Doch der Niederländer gewinnt in Barcelona gleich sein allererstes Rennen für das Team. „Das war sicher einer der Höhepunkte meiner Arbeit als Berater.“ Auch Verstappen gewinnt vier Mal die Weltmeisterschaft und entwickelt sich zu einem der besten Fahrer der Geschichte.

Doch nicht alles verläuft nach Mateschitz’ Tod konfliktfrei. Vor zwei Jahren entbrennt ein Machtkampf innerhalb des Teams. Auf der einen Seite Helmut Marko mit Verstappens Vater Jos, auf der anderen Teamchef Christian Horner, dem unangemessenes Verhalten gegenüber einer Mitarbeiterin vorgeworfen wird. Im Juli 2025 muss Horner gehen. Das Team schafft aus der Krise den Turnaround. Verstappen gelingt eine nicht mehr für möglich gehaltene Aufholjagd und verpasst am Ende den Titel um nur zwei Punkte.

Ehrgeiz & Energie

Bei den Rennen immer wieder an seiner Seite: Helmut Marko, der im hohen Alter von 82 Jahren die Energie eines 30-Jährigen zu haben scheint. „In seinem Alter sitzen die anderen irgendwo im Wald auf einer Bank und hören den Vögeln beim Zwitschern zu“, sagt vor kurzem Gerhard Berger im KURIER. „Dieser Ehrgeiz und diese Energie, die er noch hat, sind einzigartig.“

Auch jetzt ist kaum anzunehmen, dass sich Helmut Marko vornehmlich dem Vogelgezwitscher widmen wird. Offen bleibt, wie es beim österreichischen Team weitergehen wird. Als möglicher Nachfolger von Marko wird immer wieder der Name Sebastian Vettel genannt. Red-Bull-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff plant laut der Bild einen „kompletten Neustart“. Die wahrscheinlichste Lösung: Der Job wird nicht 1:1 nachbesetzt, die Aufgaben werden auf mehrere Schultern verteilt.

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