Red-Bull-Pilot Verstappen durchbricht die Mercedes-Dominanz

70th Anniversary Grand Prix
Der junge Niederländer sorgt für den ersten Nicht-Mercedes-Sieg im Jahr 2020.

Max Verstappen hat am Sonntag überraschend die Mercedes-Dominanz in der Formel 1 gebrochen. Der Red-Bull-Pilot triumphierte im Grand Prix anlässlich des 70-Jahr-Jubiläums in Silverstone. Der 22-jährige Niederländer setzte sich nach einem gelungenen Reifenpoker bei Hitze vor WM-Leader Lewis Hamilton und dessen Mercedes-Teamkollegen Valtteri Bottas durch.

Für Verstappen war es der neunte GP-Sieg seiner Karriere, der erste seit Brasilien im November des Vorjahres. Die ersten vier Rennen der laufenden Saison hatte allesamt Mercedes gewonnen. In der WM-Wertung führt Hamilton nun 30 Punkte vor Verstappen und 34 vor Bottas.

Der britische Weltmeister zog 70 Jahre nach dem ersten Grand Prix der Geschichte in England mit seinem 155. Podestplatz mit Michael Schumacher gleich. "Das war nicht unser Tag", räumte Hamilton ein.

"Jungs, was für ein tolles Rennen. Ich danke euch, danke an die Fabrik. Wir geben weiter Gas", sagte der glückliche Verstappen im Boxenfunk nach seinem neunten Karrieresieg und sprang seinen Ingenieuren und Mechanikern vor Freude in die Arme: "Wir werden das feiern!"

Zickiger Vettel

Ex-Weltmeister Sebastian Vettel erlebte im Ferrari das nächste Debakel. Der Deutsche verpasste nach einem Dreher kurz nach dem Start als Zwölfter WM-Punkte. Nach dem Frust-Erlebnis motzte Vettel unverhohlen und kritisierte sogar seinen Ferrari-Rennstall.

"Ihr wisst, dass Ihr es verbockt habt", meckerte der vierfache Weltmeister nach seinem ersten verfrühten Boxenstopp, der ihn beim Jubiläumsrennen der Motorsport-Königsklasse in heftigen Verkehr zurückschickte. "Nach dem ersten Stopp war dann Quark, von da an haben wir keinen guten Job gemacht, was die Strategie betrifft." Sein Teamkollege Charles Leclerc wurde Vierter. 

Taktische Meisterleistung

Verstappen schockte dagegen im Taktik-Thriller mit seinem ersten Formel-1-Saisonsieg Branchenprimus Mercedes. Mit einer meisterhaften Reifen-Strategie verwies der Red-Bull-Mann am Sonntag das in diesem Jahr erstmals geschlagene Mercedes-Duo Lewis Hamilton und Valtteri Bottas auf die Plätze zwei und drei. "Die Blasenbildung war absolut unerwartet", klagte Hamilton über seine Reifenprobleme, nachdem ihm vor einer Woche sogar ein Gummi geplatzt war.

"Wir waren heute einfach nicht konkurrenzfähig. Wir müssen uns überlegen, woran es lag", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Nichts zu spüren vom Streit

Einen Imageschaden erlitt die gesamte Formel 1 indes ausgerechnet an dem Wochenende, an dem die Motorsport-Königsklasse an den ersten Grand Prix ihrer Geschichte am 13. Mai 1950 in Silverstone erinnerte: Der vergiftete Streit um das angeblich illegale Kopieren von Bauteilen bei Racing Point überschattete die Formel-1-Tage in England.

Den Fahrern war das aber erstmal egal. Pole-Mann Bottas und sein Mercedes-Teamkollege Hamilton holten zuerst frische Reifen. Verstappen, der im Gegensatz zu seinen Rivalen mit den ganz harten Reifen gestartet war, kam in der 27. Runde in die Garage. Mit neuen Medium-Pneus fuhr er knapp hinter Bottas, aber noch vor Hamilton, auf die Strecke zurück. Kurz danach holte sich Verstappen vom Finnen auch die Führung zurück.

Verstappen und Bottas, der auch 2021 für Mercedes fahren wird, kamen dann sogar gleichzeitig in die Garage. Hamilton, der mit seinen Gummis zu kämpfen hatte, setzte sich nun an die Spitze. In der 42. Runde kam der Brite letztmals an die Box und fiel zunächst auf Rang vier zurück. Die Führung ließ sich indes Verstappen nicht mehr nehmen, auch Hamilton konnte ihn nicht mehr einholen.

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