Mit der optischen und technischen Revolution soll in der Königsklasse vieles (noch) besser werden: das Überholen, die Ausgeglichenheit, die Rad-an-Rad-Duelle, das Drama auf der Strecke. Zumindest Letzteres wird nicht einfach werden angesichts der Ereignisse beim WM-Finale 2021 zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton.
Der Mercedes-Routinier war es auch, der bereits nach den Fahrten im Simulator prophezeite: „Um diese Autos fahren zu können, braucht es besonders viel Finesse. Sie fahren sich anders, als alle andere Rennwagen, die ich bisher gefahren bin.“
Auffallend ist, dass sich die Rennwagen der zehn Teams für Formel-1-Verhältnisse überraschend stark unterscheiden. Die klugen Köpfe in den Designbüros haben das 169 Seiten starke Reglement Zeile für Zeile auseinandergenommen, um vielleicht doch jenes Schlupfloch zu finden, das der Konkurrenz verborgen blieb. Leidenschaftlich wird unter Technikfreaks bereits von den kunstvoll und innovativ gestalteten Seitenkästen bei Red Bull geschwärmt.
„Aufregend wie schon lange nicht mehr“ beschreibt auch Hamilton die Ausgangslage. Die Aufgeregtheit bei den Team-Verantwortlichen hat andere Gründe. Hat man bei der Konstruktion des Boliden in die falsche Richtung gearbeitet, lässt sich das heuer nur schwer rückgängig machen.
Die eingeführte Budgetobergrenze von 140 Millionen Dollar (exklusive Fahrergehälter und Marketingausgaben) nimmt den großen Teams ein wenig von ihrer Übermacht. In der Vergangenheit haben Mercedes, Ferrari oder Red Bull mehr als das Doppelte pro Saison ausgegeben. Zudem dürfen schlechter klassierte Teams mehr Zeit im für die (Weiter)-entwicklung so wichtigen Windkanal verbringen.
Vom progressiven Design versprechen sich die Macher einiges in Sachen Imagewerbung. Aber muss ein Formel-1-Auto objektiv schön sein? „Ja“, sagt James Kelly zum KURIER. Der Professor für Autodesign an der Hochschule in Pforzheim erklärt: „Junge Fans hängen sich keine Poster von hässlichen Autos auf, egal wie schnell sie sind. Ein Rennwagen muss innovativ und ein bisschen provokant aussehen. Zu viel Retro ist auch nicht gut, wenn man neues Publikum ansprechen will.“ Die Wichtigkeit der Lackierung dürfe man nicht unterschätzen, meint der Schotte. Bei Aston Martin sei dies wunderschön gelungen, bei Haas eher weniger.
Auf eines musste man gestern in Barcelona noch nicht achten: die Stoppuhr. Den Teams ging es vorrangig darum, möglichst viele Runden zu drehen. Die Bestzeit lag mehr als vier Sekunden über der Qualifying-Zeit 2021.
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