Millionenschwerer Testlauf: Wie es mit dem Sport nun weitergeht
Eine Stunde lang spannte Vizekanzler Werner Kogler den Bogen vom Breiten- bis zum Spitzensport. Für die Materie ist er als Sportminister zuständig. Und die umfasst nicht nur das individuelle Bedürfnis nach Bewegung, sondern auch den in Vereinen organisierten Sport und die professionelle Sportausübung zwecks Broterwerb.
KURIER Talk mit Werner Kogler
Breitensport
Mit 1. Mai wird das Betretungsverbot für Freiluft-Sportstätten aufgehoben, nicht für Indoor-Anlagen.
- Offen sind
Anlagen für Leichtathletik, Tennis, Golf, Pferdesport, Schießstätten, Bogenschießen und nicht zuletzt Segelfliegen. Alles also, wo man im Freien unter Einhaltung der Abstandsregeln Sport betreiben kann.
- Schwimmbäder bleiben zu
„Es ist nicht vorstellbar, dass mit 1. Mai die Bäder aufsperren, wie wir sie kennen“, sagte Kogler. Die Probleme sieht er weniger beim Abstand auf den Liegewiesen und im Bad, vielmehr beim Ein- und Auslass der Besucher. Anders sehe die Sache bei großen Wasserflächen aus, also bei Seen.
- Abstand beim Laufen und Radfahren
Kogler verwies auf den gesunden Hausverstand und auf Studien der Universitäten Leuven und Eindhoven. Läuft oder fährt man hintereinander, so würden sich durch Tempo sowie Ein- und Ausatmung die Abstandsregeln vergrößern. Schnell gehen: vier bis fünf Meter, laufen zehn Meter. Sein Tipp: versetzt laufen und rechtzeitig ausscheren beim Überholen.
- Fitnesszentren bleiben zu
Nur Spitzensportler dürfen unter Auflagen der Raumgröße auch drinnen trainieren. Allerdings sei offen, ob sich unter diesen Rahmenbedingungen der kommerzielle Betrieb von Fitnesszentren rechnet.
Erste Lockerungen für Sportler
Spitzensport
Wer sein Geld mit Sport verdient, darf schon ab Montag die Sportstätten betreten. Die frühere Aufhebung des Betretungsverbots betrifft rund 600 Sportler, 150 davon allein im Skisport. Es gibt in Österreich rund 300 Heeres- und 60 Polizeisportler. Zu denen sagte Innenminister Karl Nehammer: „Sie haben bis jetzt ihren Dienst versehen und dürfen ab Montag wieder trainieren.“ Alle Spitzensportler dürfen auch in Räumen wie Fitnesszentren trainieren. Kogler: „Wir haben festgelegt, dass pro Person 20 Quadratmeter vorhanden sein müssen, wenn auch Betreuer im Raum sind.“ Es sollten zwei Meter Abstand eingehalten werden.
Profifußball
Die Bundesliga will die Meisterschaft fertigspielen und wird darüber am Donnerstag beraten. Kogler betonte bei allen Maßnahmen zum Sport, dass alles ohne Zuschauer sei. Auch beim Fußball, bei dem man die Möglichkeiten von Geisterspielen mit TV-Übertragungen offenhielt, „um einen passiven sportlichen Konsum zu ermöglichen“. Der Weg der Bundesliga wird aber ein steiniger.
- Training
Das darf ab Montag in Kleingruppen beginnen. Als Vorbild sollte Deutschland dienen, wo schon in Fünfer- bis Sechsergruppen trainiert wird, die stets gleich bleiben, damit im Fall einer Infektion nicht allzu viele Spieler betroffen sind.
- Corona-Tests
Bei einem Fußballspiel elf gegen elf kann kein Mindestabstand eingehalten werden. Also setzt man im Sportministerium auf Tests. Und das ist die große Herausforderung für Liga und Klubs: Sie müssen nicht nur für die Kosten aufkommen, sondern die Tests auch beschaffen und Labors mit Kapazitäten für die Auswertung finden. Laut Kogler sollten die Tests weniger als 48 Stunden vor einem Spiel gemacht und ausgewertet werden und auch den gesamten Trainer- und Betreuerbereich umfassen. Die Kosten gehen über eine Million Euro hinaus. Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer rechnet mit 100 Euro pro Testkit bei rund 200 zu testenden Personen pro Spiel.
Die Tests sind nur die Voraussetzung. Kogler: „Die Liga muss für sich entscheiden, ob das alles lukrativ ist, wenn Infektionsfälle auftreten.“ Einigt man sich über die Rahmenbedingungen für Geisterspiele, müssten die Legionäre wieder nach Österreich einreisen – und zwei Wochen in Quarantäne. Zudem stammt viel Personal von Rechteinhaber Sky aus Deutschland. Falls die Meisterschaft nicht zu Ende gespielt wird, steht in einem Rechtsgutachten des ÖFB nichts Erbauliches für den LASK. Professor Martin Karollus von der Uni Linz empfiehlt dann den Bewerb nicht zu werten, weshalb es weder Meister noch Absteiger gibt – wie im Amateurbereich.
- 2. Liga vor dem Aus So dürfte auch Ried nicht aufsteigen, der Tabellenführer der 2. Liga, die - so wie es aussieht - nicht fertig gespielt werden kann. Mit den Testungen sollen nur die 12 Oberhausklubs fit für Geisterspiele gemacht werden. Und Austria Lustenau – für das Cupfinale gegen Salzburg, das erste geplante Geisterspiel.
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Amateurfußball
Hier deutete Sportminister Kogler schon vor dem ÖFB- Präsidium an, dass die Ligen von der Ostliga abwärts abgebrochen werden. Der Steirer machte aber wenig Hoffnung, dass im Herbst wieder gespielt werden kann. „Das wird ohne Impfung schwierig, weil der Körperkontakt nicht zu unterbinden ist.“
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