Die 29-Jährige gewann in ihrer Karriere Bronze bei einer EM und WM und zweimal Silber bei einer EM. Von Olympia träumt sie seit langer Zeit. „Ich kann mich erinnern, als Marina Gastl von den Spielen 2004 zurückgekommen ist. Ich war am Flughafen in Innsbruck und habe große Augen gemacht. Damals hatte ich keine Ahnung, was sie erreicht hatte.“
Exakt damals entschied sie für sich, Gastl das Kunststück nachzumachen. „Meine Mama sagt, dass ich ein Sturschädel bin. Wenn ich mir was einbilde, dann fährt der Zug drüber. Paris wird knackig, aber es ist möglich. Ich bin positiv gestimmt.“
Schattendasein
Dass ihre Sportart nur bei Großereignissen im Rampenlicht steht, findet die Innsbruckerin schade. „Der Sommersport hat in Österreich nicht so ein Ansehen wie der Wintersport. Im Fernsehen sieht man kein Ringen. Daher sehen die Menschen nicht, was wir leisten.“ Hohes Ansehen genießt Ringen in anderen Ländern. „In Russland, Aserbaidschan, Georgien, Türkei oder den USA. Dort ist es ein schnell wachsender Sport.“
Vom Ringen leben kann Kuenz in Österreich nicht. „Deswegen bin ich der Polizei dankbar für die absolvierte Ausbildung.“ Die Dienststelle in Innsbruck ermöglicht ein ausreichendes Stundenpensum für Trainingseinheiten und Wettkämpfe.
Lebensschule
Auch adäquate Trainingspartnerinnen zu finden, entpuppt sich manchmal als schwierig. „Deswegen trainiere ich auch viel im Ausland, weil es wichtig ist, dass ich mit Frauen trainiere.“ Daheim in Inzing führt sie die Männer auf die Matte, probt gegen Nationalteam-Kollegen. „Bei den Herren brauche ich mich nicht so oft zu entschuldigen, wenn ich mal gröber bin. Männer sind halt stärker, davon profitiere ich im Bodenkampf zum Beispiel extrem. Frauen sind beweglicher, führen Techniken anders aus.“
Inzing gilt als eine der Ringerhochburgen, Kuenz nennt es ein gallisches Dorf. Letztes Jahr konnte man Wals sensationell den Titel entreißen. „Wir leisten gute Nachwuchsarbeit, die Kinder laufen uns die Bude ein. Halle und Möglichkeiten sind viel zu klein, wir bräuchten doppelt so viel Platz.“ Der Profi geht mit gutem Beispiel voran. „Wir zeigen ihnen nicht nur Ringen, mit vier Jahren geht es auch ums Abrollen, wie man richtig hinfällt, die Motorik. Es ist eine Lebensschule. Egal wie oft man hinfällt, man muss immer wieder aufstehen. Beim Ringen und im Leben.“
Ihr Durchsetzungsvermögen verdankt sie auch ihrem Zwillingsbruder. „Da habe ich die Ellenbogentechnik beherrschen müssen“, lacht Kuenz. Diese möchte sie auf dem Weg nach Paris aber gezielt einsetzen.
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