Doch nach seinen Siegen gegen zwei ehemalige Weltmeister, nämlich den Niederländer Raymond van Barneveld (Niederlande) und Rob Cross (England), würde "The Nuke" (die Atombombe) mit einem Sieg auch über Humphries wohl kaum jemanden mehr überraschen. Nach sechs souveränen Siegen ist er der beste Spieler des bisherigen Turniers. Bei einem Sieg über Humphries würde sich Littler auf Anhieb auf Platz neun der Weltrangliste verbessern - und 500.000 Pfund (knapp 600.000 Euro) kassieren.
Littler mag jung und neu sein im Profi-Darts. Doch der Sport wurde ihm von der Familie buchstäblich in die Wiege gelegt. Bereits mit 18 Monaten soll Littler - in Windeln - erste magnetische Pfeile geworfen haben. Mit seinem Vater fand Littler schon im Alter von acht, neun Jahren regelmäßig den Weg ins Pub und warf dort Pfeile.
Schon 2021 sorgte er als 14-Jähriger für Aufsehen, als er seinen ersten 9-Darter (mit neun Würfen von 501 auf Null, der letzte Wurf auf ein Doppelfeld) warf – den ersten, der jemals von der Junior Darts Corporation gefilmt wurde. Mit 12 spielte er schon einmal gegen Humphries - und verlor.
Familienmensch
Immer wieder bedankt sich Littler bei seinen Eltern. Mutter Lisa verkauft beruflich Duftkerzen, Vater Anthony ist Taxifahrer. "Sie haben mir immer wieder gesagt, während der Covid-Lockdowns ans Board zu gehen", sagt Littler.
Familie ist für Littler der große Halt in diesem Turnier. Seine Großmutter Carol hat kurzerhand von ihrem Arbeitgeber frei bekommen, um ihren Enkel in London unterstützen zu können. Auch Littlers Freundin ist immer wieder im Alexandra Palace anwesend.
Laut englischen Medien hat Littler die 21-Jährige Hobby-Dartspielerin beim FIFA-Spielen kennengelernt. Sie ist ähnlich passioniert beim Thema Fußball wie der Teenager, unterstütze aber Crystal Palace und nicht - wie Littler - Manchester United.
Lebenslang Fastfood
Luke Littler ist der absolute Star der diesjährigen Darts-WM, die an sich schon ein riesiges Spektakel ist. (Hier können Sie den KURIER-Besuch im berüchtigten "Ally Pally" nachlesen.) Fans vor Ort jubeln und kreischen ihm zu, auf Social Media überschlagen sich die Posts zu Littler - und etwa seiner Liebe zu Kebabs: Im Falle eines WM-Titels hat ihm die englische Döner-Kette "Kebhouze" versprochen, ihm lebenslang kostenlos Kebabs zur Verfügung zu stellen. Sollte er nicht gewinnen, hat ihm ein Reisebüro eine Türkei-Reise angeboten, um die lokale Kebab-Kultur auszukundschaften.
Immer wieder wird thematisert, dass Littler deutlich älter aussieht als 16. Hohe Stirn, Stoppelbart, Übergewicht – so spottete ein User: "Der älteste 16-Jährige aller Zeiten."
Und weil seine Essgewohnheiten für die Öffentlichkeit offenbar so interessant sind, verriet Littler gegenüber Sky, wie er sich auf das heutige Finale vorbereiten würde: "Ich werde tun, was ich auch die letzten Tage getan habe", sagte er. "Morgens esse ich mein Schinken-Käse-Omelett, dann komme ich zum Event, esse eine Pizza und dann gehts an die Scheibe.."
Zwar betont Littler gerne, dass die Aufmerksamkeit für seine Person völlig neu für ihn ist - doch aus der Bahn zu werfen scheint ihn das Rampenlicht nicht. "Das soll nicht respektlos klingen, aber bislang war nichts schwierig für mich", antwortete der 16-Jährige auf die Frage nach dem bislang schwierigsten Moment im Turnierverlauf. Zwischen den Bewerben kommt "The Nuke" auch immer wieder dazu, Erinnerungen wie alte Videos auf Social Media zu posten. Etwa jenes eingangs erwähnte, als er als Dreijähriger Pfeile warf:
Beraten wird Littler von Phil Taylor. Der 16-fache Weltmeister nennt ihn den "besten Teenager, den ich je in meinem Leben gesehen habe".
Bei einem Sieg über Humphries würde sich Littler auf Anhieb auf Platz neun der Weltrangliste verbessern. Dabei hatte er über den Bewertungszeitraum (die vergangenen zwei Jahre) gar keine Tourcard, um an bedeutenden Turnieren teilzunehmen. Eine Teilnahme in der hoch dotierten und prestigeträchtigen Premier League wäre dann wohl Formsache.
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