Duplantis, Fraser-Pryce, Lyles: Die 7 Stars der Leichtathletik-WM

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Ein schwereloser Schwede, eine fliegende Holländerin und die „Mommy Rocket“ bezaubern Tokio. Die meisten Fans hat aber ein anderer.

Am Samstag startete in Tokio die Leichtathletik-WM. Gleich am Sonntag, kommt es mit den 100-Meter-Finalläufen zu den ersten Höhepunkten. Individuelle Highlights bieten auch die aktuellen Stars der Leichtathletik-Szene. Wer sind sie und was macht sie so herausragend?

FILE PHOTO: Athletics - Men's Pole Vault Final

Armand "Mondo" Duplantis

Stabhochsprung: Armand Duplantis

Sechs Meter. Höher springen die wenigsten. Armand Duplantis scheint die Höhe zum Frühstück zu verspeisen. Allein 2015 flog der in den USA geborene Schwede 13-mal höher. Mit 6,29 Metern hält er den Weltrekord. In Tokio geht es kaum um die Frage, wer im Stabhochsprungfinale am Montag (ab 13.10 Uhr) Gold gewinnt, sondern nur noch darum, ob „Mondo“ wieder einen Weltrekord aufstellt. Fünf Jahre nach Beginn seiner Profikarriere hat der 25-Jährige mit dem außergewöhnlichen Talent alles erreicht: 13 Weltrekorde, fünf Weltmeistertitel sowie zwei olympische Goldmedaillen. Duplantis strahlt ein „Golden Boy“-Image aus, ohne abgehoben zu wirken.

World Athletics Championship

Shelly-Ann Fraser-Pryce und Sha'Carri Richardson (im Hintergrund)

100 Meter Lauf: Shelly-Ann Fraser-Pryce

2008 hatte sie in Peking über die 100 Meter mit 21 ihre erste von drei Olympia-Goldenen gewonnen. 17 Jahre später, mittlerweile 38 Jahre alt und Mutter eines siebenjährigen Sohnes, tritt Shelly-Ann Fraser-Pryce bei der WM ein letztes Mal an. Der jamaikanische Superstar hätte voriges Jahr bei den Spielen von Paris einen Kreis schließen können, doch kurz vor dem 100-Meter-Halbfinale musste sie ihren Start zurückziehen. Sie war aus ihrer Routine geraten, fühlte sich nicht fit zu starten, erklärte sie später. Bei den Medaillen kann sie diesmal wohl nicht mitreden. Die amtierende Weltmeisterin und Olympiazweite Sha’Carri Richardson peilt im Finale (15.13 Uhr) das Podium ebenso an wie die heuer ungeschlagene Jahresbeste Melissa Jefferson-Wooden und Olympiasiegerin Julien Alfred aus St. Lucia.

Diamond League athletics meeting finals in Zurich

Noah Lyles

100- und 200-Meter-Lauf: Noah Lyles 

Er ist Star der Sprintszene in der Ära nach Usain Bolt – auf der Bahn ebenso wie daneben – nicht zuletzt seit der Netflix-Serie „Sprint“. Mit auffälligen Outfits, Frisuren oder Fingernägeln, seiner offenen Art und seiner Liebe zur Show bringt der 28-Jährige Glamour und Aufmerksamkeit in die Leichtathletik. Sportlich hat der US-Sprinter längst geliefert: Weltmeister über 100 und 200 Meter, Olympiasieger über 100 Meter in Paris und US-Rekordhalter über 200 Meter mit 19,31 Sekunden. In Tokio stand er schon 2021 auf dem Olympiapodest, als er Bronze über 200 Meter gewann. Vier Jahre später reist er mit Selbstvertrauen und Starfaktor zu den Titelkämpfen: Bei der WM gilt Lyles sowohl am Sonntag über die 100 als auch am Freitag (15.06) über die 200 Meter als Topfavorit.

Diamond League - London

Jaroslawa Machutschich

Hochsprung: Jaroslawa Mahutschich

Manchmal liegt sie einfach nur da. Zwischen den Sprüngen nimmt Jaroslawa Mahutschich ihre Matte, wickelt sich in ihren Schlafsack und schaut in die Luft. Nur, um Energie zu sammeln für die nächste Top-Höhe. So fliegt die 23-jährige Hochspringerin seit Jahren von Titel zu Titel. Mit 18 gewann sie ihre erste WM-Medaille (Silber) in Doha. Inzwischen ist sie mehrfache Welt- und Europameisterin sowie Olympiasiegerin und Favoritin im Finale nächsten Sonntag (12.30). Im Vorjahr brach die Ukrainerin – die den Krieg in ihrer Heimat immer wieder thematisiert – mit 2,10 Metern Stefka Kostadinovas Rekord von 2,09 m nach fast 37 Jahren.

FILE PHOTO: World Athletics Indoor Championships

Jakob Ingebrigtsen

1.500 und 5.000 Meter: Jakob Ingebrigtsen 

Der Norweger ist sportlich ein Ausnahmeläufer – und ein Athlet, der polarisiert. Gedrillt vom Vater lief er schon als Teenager zu Weltklasseleistungen auf. Später machte er Vater Gjert den Prozess wegen dessen Trainingsmethoden, schon lange zuvor war es zum Bruch gekommen. Auf der Bahn gilt Ingebrigtsen als taktisch brillant und kompromisslos, daneben aber auch als selbstbewusst bis arrogant. Sportlich sprechen die Erfolge des 24-jährigen Norwegers für sich: Olympiasieger über 1.500 Meter in Tokio, dazu WM- und EM-Titel über 1.500 und 5.000 Meter, Europa- und Weltrekorde. In Paris verpokerte er seine Medaille über 1.500 Meter und wurde Vierter, hatte aber mit Gold über 5.000 Meter die Antwort parat. Ob gefeiert oder kritisiert – an Ingebrigtsen führt im Mittel- und Langstreckenlauf kein Weg vorbei.

ATHLETICS-HUN-400M-HURDLES-WOMEN

Femke Bol

400 Meter (Hürden oder ohne): Femke Bol

Die 25-jährige Niederländerin ist ein Ausnahmetalent auf der Bahn – mit und ohne Hürden. Über 400 Meter Hürden stieg sie früh in die Weltspitze auf, gewann WM- und EM-Titel, gewann in Tokio Olympiabronze und in Paris einen ganzen Medaillensatz in Staffel (Gold und Silber) und Einzel (Bronze). Sie führte die Staffeln zu neuen Höhen und hält den Hallenweltrekord über 400 Meter.

Diamond League - Final - Zurich

Neeraj Chopra

Speerwurf: Neeraj Chopra 

Der 27-Jährige gewann in Tokio 2021 als erster Inder überhaupt olympisches Leichtathletik-Gold – ein Triumph, der ihn in seiner Heimat zum Volkshelden machte. Seither trägt er den Druck einer ganzen Nation, und er liefert: Weltmeister 2023, Diamond-League-Sieger. Mit seinem eleganten Wurfstil und einer Bestweite von über 90 Metern zählt er bei jedem großen Wettkampf zu den Topfavoriten. In Paris 2024 gewann er Silber hinter dem Pakistani Arshad Nadeem. Mit mehr als neun Millionen Followern auf Instagram hat Chopra mehr Fans auf Social Media als die vorher genannten Stars zusammen.

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