Kleine Dramen, große Gesten: Der Marathon im Schlussauto

Kleine Dramen, große Gesten: Der Marathon im Schlussauto
Für Tausende ist das Laufspektakel viel mehr als nur Sport. Zu bestaunen aus jenem Wagen, der dem Feld hinterherrollt.

Als Waltraud und Robert Wolfram am Sonntag das Ziel beim Vienna City Marathon erreichen, hätte der Sieger Vincent Kipchumba seine Trophäe aus Wien schon in Barcelona oder London präsentieren können. Die Fahrt zum Flughafen, der Sicherheitscheck, die Flugstrecke – all das wäre sich für den Kenianer mühelos ausgegangen, als die Wolframs durch das Zielgelände vor dem Burgtheater rollen.

Es ist 15.42 Uhr. Mehr als sechs Stunden sind die beiden nun schon quer durch Wien unterwegs. Ihre zurückgelegte Strecke gleicht jener von Kipchumba: 42,195 km.

Kleine Dramen, große Gesten: Der Marathon im Schlussauto

Robert und Waltraud Wolfram sorgen am Ende des Feldes für Ordnung.

Zum siebenten Mal sitzt das Ehepaar Wolfram nun schon im Schlusswagen, der das Laufspektakel offiziell beendet. Ausdauer ist auch hinter dem Steuer gefragt. Mit acht km/h bewegt sich das Auto durch Wien, die schnellsten Läufer sind drei Mal so schnell unterwegs.

Von der Elite bekommen Waltraud und Robert Wolfram so gut wie nichts mit. Wenn der 72-Jährige um 9.35 Uhr auf der Reichsbrücke hinter den mehr als 40.000 Teilnehmern den ersten Gang einlegt, nimmt die Spitze bereits Kurs auf Schloss Schönbrunn. Statt der großen Triumphe sehen die beiden durch die Windschutzscheibe die vielen kleinen Dramen: schwere Schritte, schwere Atmung. Wer meint, Laufen sei der einfachste Sport der Welt, der wird hier eines Besseren belehrt. „Es gibt einige,die richtig giftig sind, wenn wir sie überholen“, sagt Waltraud, die Kilometer für Kilometer die Zeit überprüft.

Wer überholt wird...

Hinter dem Schlusswagen säubert der Reinigungsdienst der Stadt bereits die Strecke, die Polizei gibt allmählich wieder die Straßen frei. Wer von den Wolframs überholt wird, muss vorsichtig sein und auf dem Gehsteig weiterlaufen anstatt auf der Straße.

Kleine Dramen, große Gesten: Der Marathon im Schlussauto

Hinter dem Schlusswagen kommt schon die Putztruppe der Stadt.

Nicht selten überholen Läufer wieder zurück. Insgesamt drei Mal eingeholt wird an diesem Tag ein Deutscher, der barfuß und mit Pumuckl-Perücke den Wien-Marathon bestreitet. „Schau, da is’ er wieder, unser Clown“, sagt Waltraud Wolfram bei Kilometer 24. Der Angesprochene, der gerade mit seinem Becher Passanten zuprostet und seelenruhig plaudert, ruft zurück ins Auto: „Hättet Ihr nicht noch 15 Minuten warten können?“

Er wird dennoch rund zehn Minuten vor dem Schlusswagen das Ziel erreichen. Die Finisher-Medaille ist ihm sicher. Wie auch Alfred Biela, der nach 6:42:13 als offiziell Letzter das Ziel erreicht. Ein schöner – fast schon zu schöner – Schlusspunkt, da der 68-Jährige einer von nur sieben Läufern ist, der bei jeder der nun 36 Wien-Marathon-Ausgaben ins Ziel gekommen ist. „Es gibt Menschen, die kann ich nur sehr schwer überholen“, sagt Waltraud Wolfram.

Wer zu spät kommt...

Wer nach dem offiziellen Ende des Marathons das Burgtheater erreicht, braucht sich nicht ärgern. „An Medaillen mangelt es nicht“, versichert Robert Wolfram, „die kann man sich noch später im Zentrallager abholen.“ Er muss es wissen, war er doch viele Jahre der Lagerchef.

Seit 22 Jahren stehen die Wolframs im Dienst der Läufer, insgesamt sind 3.000 Helfer, die das Event möglich machen. Viele von ihnen jubeln den Wolframs zu – mitunter auch aus Eigennutzen. Fährt der Schlusswagen vorbei, bedeutet das für die Damen und Herren bei den Labestationen: Feierabend.

Für die Wolframs ist der noch in weiter Ferne. Einer Teilnehmerin wird Waltraud noch das verlorene Handy bringen. Vor zwei Jahren ging das Video um die Welt, in dem sie einer dehydrierten Athletin Wasser reichte, mit einer Banane fütterte und bis ins Ziel begleitete. Selbst mitgelaufen sind die beiden nie. „Schon mein Vater hat gesagt: Rennen tun nur die Diebe“, scherzt Robert Wolfram.

Zumindest die Körperpflege ist auf Spitzenniveau. „Zuhause gibt’s Magnesium, um Krämpfe vorzubeugen.“ Das Auto fast sieben Stunden auf acht km/h zu halten, gehe ganz schön ins Bein.

LEICHTATHLETIK: VIENNA CITY MARATHON 2019: PFEIL / KETEMA / KIPCHUMBA

Eindrücke vom 36. Vienna City Marathon

36. VIENNA CITY MARATHON

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36. VIENNA CITY MARATHON

Eindrücke vom 36. Vienna City Marathon

Laufen,

Eindrücke vom 36. Vienna City Marathon

2019 Vienna City Marathon

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2019 Vienna City Marathon

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36. VIENNA CITY MARATHON

Eindrücke vom 36. Vienna City Marathon

36. VIENNA CITY MARATHON

Eindrücke vom 36. Vienna City Marathon

2019 Vienna City Marathon

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2019 Vienna City Marathon

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2019 Vienna City Marathon

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2019 Vienna City Marathon

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31. VIENNA CITY MARATHON 2014.

Eindrücke vom 36. Vienna City Marathon

Vienna City Marathon 2018

Eindrücke vom 36. Vienna City Marathon

35. VIENNA CITY MARATHON

Eindrücke vom 36. Vienna City Marathon

Vienna City Marathon 2018

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AUSTRIA-MARATHON-VIENNA

Eindrücke vom 36. Vienna City Marathon

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2019 Vienna City Marathon

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