Polizist und Weltmeister: Wie Rocky sein Leben veränderte

Botschafter seines Sports: Karim Mabrouk kämpft am Samstag.
Vor der „Tosan Fight Night“ in Wien-Donaustadt spricht Kickboxer Karim Mabrouk über Deradikalisierung und seine ägyptischen Wurzeln.

Er ist Polizist und Kickboxweltmeister. Karim Mabrouk, Österreicher mit ägyptischen Wurzeln, erlebte im November bei der Amateur-WM an der portugiesischen Algarve eine herbe Enttäuschung. Er schied vorzeitig aus. „Es war ein sehr knapper Kampf, den Anfang habe ich vielleicht ein wenig verschlafen.“ 

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Der Blick des 30-Jährigen ist aber mittlerweile wieder nach vorne gerichtet, steht doch am Samstag die „Tosan Fight Night“ im 22. Wiener Gemeindebezirk auf dem Programm. Im Frühjahr 2024 kämpft er wieder für die Kampfsport-Organisation Glory, wo er einen Zweijahresvertrag hat. Mabrouk holte sich in seiner Karriere schon Staatsmeister- und Weltmeistertitel, und dennoch gehen ihm die Ziele nicht aus.

Einst in Floridsdorf

Begonnen hat alles in Wien-Floridsdorf, wo er zunächst Fußball gespielt, ehe ein Probetraining beim Kickboxen sein Leben verändert hat. „Es war Liebe auf den ersten Blick. Zu Beginn waren es körperliche Vorteile, später habe ich begriffen, dass mich der Sport von allem Schlechten weggehalten hat. Wenn man Zeit ins Falsche investiert, kann ein Wettkampf schiefgehen.“

Kinofilme taten ihr Übriges dazu, denn Mabrouk, der Teenager, begeisterte sich für die Rocky-Filme, betrachtete sie als Inspiration für seine sportliche Richtungsentscheidung. Mabrouk lacht, wenn er gesteht: „ Ich schaue vor fast jedem Wettkampf Rocky I bis IV, das motiviert mich, da bekomme ich Gänsehaut, da gibt es Momente, in denen ich weinen möchte, obwohl es nur ein Film ist.“

Sport Talk mit Karim Mabrouk

Bei den Filmen geht es auch um viele Klischees und soziale Komponenten, wie sie auch Mabrouk ob seiner Wurzeln in Wien-Floridsdorf erfahren hatte. Der Sport wurde zur Hilfe im eigenen Leben. „Auf alle Fälle, ich konnte einen Traum verwirklichen.“ Seine Erlebnisse und Erfahrungen gibt er seit einiger Zeit weiter in Form eines Projekts zur Deradikalisierung, für das er heute wegen seines Berufs als Polizist und seinem Profitum beim Kickboxen kaum noch Zeit findet.

In der Vergangenheit ging man in Schulen, um mit jungen Menschen zu reden. „Wir wollten ihnen dabei eine Vorbildfunktion geben mit unserer Herkunft. Wir wollen ihnen zeigen, dass man mit dem Sport etwas erreichen kann.“

Zwei Kickboxer kämpfen in einem Ring, ein Schiedsrichter steht daneben.

Wechselwirkung

Mabrouk verbindet seinen Sport mit seinem Beruf als Polizist. „Als Polizist braucht man oft den kühlen Kopf, da hilft mir der Sport sehr. Da lernt man auch Gelassenheit und Ruhe. Umgekehrt hilft mir der Beruf für den Sport, damit ich in den richtigen Situationen eingreifen und genau arbeite. Das ist eine gute Balance.“

Seine ägyptischen Wurzeln wiederum können ihm beim Beruf helfen, konkreter bei Pro-Palästina-Demonstrationen, die es im Zuge des Nahost-Konflikts in den vergangenen Wochen immer wieder in Wien gegeben hat. Polizisten mit Migrationshintergrund seien da gefragt, sagt Mabrouk. „Ich glaube schon, dass das bei der Arbeit hilft, weil ich auch die Sprache spreche und vermitteln kann. Ich weiß, wie man mit den Menschen umgehen kann, wie man Situationen deeskalieren kann.“

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