Kein Burgenländerwitz: Ein Lehrer bei der Leichtathletik-WM

Ein Professor auf der Laufbahn: Raphael Pallitsch
Nach Verletzungen hatte Raphael Pallitsch seine Karriere schon beendet. Dann wollte er es über 1.500 Meter noch einmal wissen.

Eigentlich könnte der 33-Jährige jetzt die langen Sommerferien genießen, irgendwo am Strand unter einem Schirm liegen und einen kühlen Drink mit Eiswürfel zu sich nehmen. Doch Raphael Pallitsch wird am Samstag in der Hitze von Budapest 1.500 Meter laufen und versuchen, das fast Unmögliche zu schaffen, die Qualifikation für die besten 24 1.500-Meter-Läufer der Welt.

Holpriger Weg

Bei der Hallen-Europameisterschaft 2012 hatte es Raphael Pallitsch bis ins Semifinale geschafft, an der Qualifikation für die Olympischen Spiele 2012 scheiterte er dann hauchdünn. Es folgten Verletzungen, Enttäuschungen und schließlich das frühe Ende einer Karriere mit nur 25 Jahren.

Pallitsch studierte, arbeitete danach sechs Jahre lang als Lehrer für Sport, Religion und Ethik in einer Wiener AHS. Dann kam Corona und das Laufen rückte wieder ins Zentrum. „Ich habe gesehen, dass ich trotz meines Alters mithalten kann“, erzählt er. Doch Wettkämpfe auf höherem Niveau waren neben der Arbeit nicht möglich.

„Irgendwann wollte ich es noch einmal mit hundert Prozent angehen“, dachte er sich, ging in Karenz und stellte sein Leben um: den Schlafrhythmus, die Ernährung, die Regeneration. Seinen Lebensstandard konnte er nicht halten. „Ich war plötzlich Profisportler. Das war natürlich finanziell ein Schritt zurück.“

Einige Entbehrungen und viele Trainingseinheiten später hat sich der 33-Jährige mit der Qualifikation für die Weltmeisterschaft belohnt, als erster Burgenländer überhaupt.

Dass er als krasser Außenseiter in seinen Vorlauf geht, ist klar, unter den 14 Startern ist er von seiner Zeit her das Schlusslicht. Nur die ersten Sechs jedes Laufes kommen weiter. „Jeder Vorlauf wird schneller sein als meine Bestzeit (3:38,16 Min.; Anm.)“, sagt er.

Kleine Chance

Doch in einem WM-Vorlauf geht es nicht um Rekorde. Sollte gebummelt werden, möchte Pallitsch im Finish seine Sprintstärke ausspielen. „Ich werde sicher nicht als Tourist nach Budapest fahren. Vielleicht kommt mir der Rennverlauf entgegen. Meine starken letzten 150 Meter bringen mir nur was, wenn die Position gut ist.“

Was, wenn es tatsächlich mit dem Aufstieg unter die weltbesten 24 Läufer klappen würde? „Das würde emotional alles toppen, was ich bisher erlebt habe.“

Kommentare