Auf der saudischen Shopping-Tour im Sport hat jeder ein Preisschild

Golf-Star Jon Rahm beim Schlag
Jon Rahm galt in der Sportwelt als Kämpfer für das edle Spiel und Stimme der Vernunft, als der Spanier im Sommer 2022 zum groß angelegten Einstieg von Saudi-Arabien in den Golf-Sport sagte: „Wird sich unser Lebensstil ändern, wenn ich 400 Millionen Dollar bekomme? Nein, er wird sich kein bisschen ändern.“
Eineinhalb Jahre später ist der amtierende Masters-Sieger und Anführer des europäischen Ryder-Cup-Teams der Königstransfer der LIV-Tour, die vom Staatsfonds aus dem Königreich finanziert und organisiert wird.
400 Millionen waren es nicht, die den 29-Jährigen zum Wechsel bewegten. Medienberichten zufolge soll Rahm für seinen mehrjährigen Vertrag zwischen 500 und 600 Millionen Dollar einstreifen.
Für die Saudis ist Rahm, aktuell die Nummer zwei der Weltrangliste, womöglich eine entscheidende Personalie; für die amerikanische PGA-Tour, der alten Heimat des Basken, ist der Transfer ein enormer Rückschlag; für die übrige Sportwelt ist es ein Zeichen, dass scheinbar jeder Sportler irgendwann schwach wird, sofern der Preis stimmt.
Rahm gab zumindest offen zu, dass die Höhe des Angebots die entscheidende Rolle gespielt habe. Viel mehr wird man vom Golfstar bis zum Saisonstart im Februar nicht erfahren, sein neuer Vertrag sieht unter anderem auch eine Art Schweigepflicht vor.
Rahm galt neben Rory McIlroy lange als prominenter Verfechter der „alten“ Ordnung im Golf, doch auch der Nordire erkannte, dass sich „die Landschaft des Golfsports am 6. Juni 2023 verändert hat“. An dem Tag schloss die PGA-Tour eine Vereinbarung mit der LIV-Tour zur Zusammenarbeit. Bis zum 31. Dezember sollen Details bekannt werden.
Die besseren Karten in den Verhandlungen haben nun die Saudis. Einigt man sich doch nicht, dürften weitere Stars Jon Rahms Beispiel folgen.
Auf der Tennissport steht im Fokus der Saudis
Ähnliche Sorgen plagen auch den Tenniszirkus. Vor wenigen Wochen fanden in Jeddah die Next-Gen-Finals der besten Nachwuchsspieler statt. Die Saudis wollen mit Sicherheit etwas Großes. Sie wollen sich nicht mit den Next-Gen-Finals zufrieden geben“, sagte zuletzt auch Herwig Straka in der Presse. Der Grazer ist Turnierboss in Wien und im Direktorengremium der Spielergewerkschaft ATP.
Die Möglichkeiten und Gefahren aus der Wüste haben sie zur Kenntnis genommen - und bereits reagiert. Weil die Verantwortlichen aus dem Königreich den Sportlern nicht nur mehr Geld, sondern auch andere Turnierformate bieten, zog man im Golf und Tennis nach. Beide Sportarten bieten ihren Profis künftig eine finanzielle Grundabsicherung und mehr Flexibilität bei der Turnierkalender-Gestaltung.
"Wir als ATP reden mit den Saudis. Wir wollen sie nicht ignorieren", sagte Straka dazu, fügte aber an: "Aber sie sollen auch nicht glauben, dass sie den Tennissport neu erfinden können.“
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