Jakob Pöltl: Der Block n’Roller aus Wien

In seinem zweiten NBA-Jahr kann sich Jakob Pöltl immer besser in Szene setzen.
Hoch im Kurs: Der 22-jährige Basketballer schreibt in der NBA Schlagzeilen und begeistert die Experten.

„ Bäng. He rocks the world!“

Man muss nicht viel Ahnung vom Basketball haben, um die besondere Begabung von Jakob Pöltl erkennen zu können. Ja, man muss bei ihm nicht einmal genau hinsehen. Es reicht, einfach den Kommentaren der NBA-Experten zu lauschen – und damit ist eigentlich schon alles gesagt.

„Bäng“ also. Es war eine spektakuläre Einlage des 22-Jährigen zuletzt im Match gegen die Denver Nuggets, die den Kommentator bei seiner Live-Übertragung so auszucken und frohlocken ließ. „The Hammer“ wird der Wiener länger schon ehrfurchtsvoll genannt, neuerdings schwärmen die Fans auch immer öfter von der „Pöltl-Power“. Eine größere Anerkennung kann es für einen jungen Mann gar nicht geben, der ausgezogen ist, um einmal als erster Österreicher in der NBA zu spielen.

Jakob Pöltl: Der Block n’Roller aus Wien

Treffsicher: Pöltl erzielte im Grunddurchgang 567 Punkte

Großes Vertrauen

Jakob Pöltl spielt heute nicht nur in der berühmtesten und besten Basketballliga der Welt, der 2,13-Meter-Mann spielt dort inzwischen auch eine bedeutende Rolle. Bei seinem Verein, den Toronto Raptors, kam der Wiener im Grunddurchgang als einziger Profi in allen 82 Partien zum Einsatz. Und es wäre keine Sensation mehr, wenn Pöltl in seiner zweiten NBA-Saison nicht auch noch die 100-Match-Marke knacken würde. Die Toronto Raptors waren in der regulären Saison die Nummer eins in der Eastern Conference und sie werden als Mitfavorit auf den NBA-Titel gehandelt. Die erste Play-off-Runde , die in der Nacht auf Sonntag mit dem ersten Duell gegen die Washington Wizards begann  sollten die Kanadier im Normalfall jedenfalls überstehen.

Jakob Pöltl weiß bereits aus dem letzten Jahr, was jetzt auf den Klub und ihn zukommt. „Es ist jetzt die Phase des Jahres gekommen, in der es wirklich nicht mehr um meine persönlichen Minuten Einsatzzeit geht“, erklärt der Center. „Es geht darum, dass wir als Team die Spiele gewinnen, wie auch immer wir das schaffen. Wer auf dem Feld steht, spielt da keine Rolle.“

Fixe Größe

Pöltl selbst hat seine Position im Team der Raptors längst gefunden. Der Rookie aus der Premierensaison ist mittlerweile zu einer Persönlichkeit gereift, der Mann, der die 42 auf seinem Trikot hat, steht nicht mehr nur für irgendeine Nummer sondern für Treffsicherheit, Verlässlichkeit und besondere Momente – und so nebenbei auch für spektakuläre Einlagen unter dem Basketballkorb. „Das hat viel mit Selbstvertrauen zu tun“, sagt Pöltl. „Der Coach gibt mir Sicherheit und Vertrauen, das wirkt sich auch auf meine Leistung aus.“

Die Zahlen untermauern die Entwicklung des Österreichers. Wie bei allen US-Sportarten wird in der Welt des Basketballs sehr viel Wert auf alle Statistiken und Bilanzen gelegt. Jakob Pöltl stand in dieser Saison im Schnitt jedes Spiel mehr als 18 Minuten auf dem Feld. Zum Vergleich: In seinem ersten Jahr waren es noch 11 Minuten gewesen. Er erzielte heuer insgesamt 567 Punkte und hat mit einem Schnitt von 6,9 Punkten pro Spiel gegenüber der Vorsaison (3,1) seine Trefferquote mehr als verdoppelt.

Gutes Händchen

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Was den Österreicher für seine Mannschaft aber wirklich so wertvoll macht sind seine Kämpferqualitäten und sein Geschick unter dem Korb, defensiv wie offensiv. Bei den Rebounds und den Blocks ist Jakob Pöltl eine fixe Größe, in der gesamten NBA gibt es nur 14 Spieler, die mehr Würfe geblockt haben als der junge Wiener (101). In einer anderen Statistik wird er sogar als Nummer eins geführt: Pöltls Trefferquote bei Feldwürfen beträgt über die Saison 65,9 Prozent, bei den Partien im April hat er sogar fast 90 Prozent seiner Wurfversuche ins Ziel gebracht. „Ich habe es geschafft, konstante Leistungen zu bringen und solide Stats hinzulegen. Es hat geholfen, dass ich eine gewisse Minuten-Anzahl fix bekommen habe – und bei guten Spielen auch Einsatzzeit darüber hinaus“, meint der Österreicher.

Jakob Pöltl wäre nicht so weit gekommen, würde er sich mit dem, was er erreicht hat, bereits zufriedengeben. Der 22-Jährige, der bei den Raptors bis 2021 unter Vertrag steht und 2.825.640 Dollar (2,3 Mio. Euro) pro Saison verdient, sieht noch viel Luft nach oben. „Mir wurde nichts geschenkt. Für mich ist das eher erst ein Anfang. Ich hoffe und ich weiß, dass da noch viele Spiele mehr kommen werden.“

Und damit wohl auch weitere Jubel-Kommentare à la „Bäng. He rocks the world!“

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