Hunderte Sportler klagen Sportverbände nach Hirnverletzungen
Immer mehr frühere Sportler aus Großbritannien und dem Commonwealth haben sich einer Sammelklage gegen ihre jeweiligen Dachverbände zusammengeschlossen. Nach Angaben der Londoner Anwaltskanzlei Rylands Garth, die die Klage an diesem Dienstag einreichen wollte, gehören der Gruppe derzeit 360 Rugbyspieler und 15 Fußballer an. Sie behaupten, während ihrer aktiven Zeit Hirnverletzungen erlitten zu haben und beklagen, dass sie die Verbände nicht ausreichend vor Schlägen gegen den Kopf geschützt hätten. Unter den Ex-Fußballprofis ist auch Colin Gibson, der Ende der 1980er Jahre für Manchester United spielte.
Chronische Leiden
Laut der Anwaltskanzlei würden heute viele der Kläger an verschiedenen dauerhaften neurologischen Beeinträchtigungen leiden, darunter früh einsetzende Demenz, CTE (chronische traumatische Enzephalopathie/eine seltene Form der Demenz), Post-Konkussions-Syndrom, Epilepsie, Parkinson und Motoneuronen-Krankheit. Schuld daran seien wiederholte Gehirnerschütterungen. Geklagt wird unter anderem gegen das International Football Association Board (IFAB), das für Regeländerungen im Fußball verantwortlich ist.
„In gewisser Weise unterstreicht es wahrscheinlich, dass ich eine kleine Antwort darauf habe, warum ich mich so fühle, wie ich es tue“, sagte der frühere walisische Rugby-Teamspieler Dafydd James (47), der eine CTE-Diagnose erhalten hatte, der BBC. „Ich leide unter meiner psychischen Gesundheit“, sagte James, der ebenfalls zu den Klägern zählt. Er wolle versuchen, „anderen Menschen zu helfen, die leiden, und es gibt viele Menschen da draußen, die leiden“.
Der Rugby-Weltverband sowie der englische und walisische Rugby-Verband reagierten mit einer gemeinsamen Stellungnahme: „Wir sorgen uns sehr um jedes Mitglied der Rugby-Familie und sind traurig über die mutigen persönlichen Berichte von Dafydd und anderen ehemaligen Spielern, die mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben“, hieß es darin. Man bemühe sich ständig „um den Schutz und die Unterstützung aller unserer Spieler - zukünftiger, aktueller und ehemaliger“.
Präzedenzfall USA
In einem ähnlich gelagerten Fall legte 2013 die nordamerikanische Football-Profiliga NFL die Klagen Tausender ehemaliger Spieler bei, die Demenz oder andere Gesundheitsprobleme im Zusammenhang mit Gehirnerschütterungen entwickelt hatten. Dafür zahlte die NFL 765 Millionen Dollar (rund 700 Millionen Euro).
Die Einigung ersparte der Liga einen Prozess wegen der Behauptung, sie habe lange verschwiegen, was sie über den Zusammenhang zwischen Gehirnerschütterungen und Hirnverletzungen wusste. Der Vergleichsfonds soll mehr als 20.000 pensionierte Athleten versorgen, die an Hirnerkrankungen wie Alzheimer, Parkinson und Demenz leiden.
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