Als Rapid-Legende Hans Krankl beinahe zum Football wechselte

Hans Krankl
Wie kürzlich aufgetauchte Fotos zeigen, wäre Hans Krankl einst beinahe ins Football-Lager gewechselt. Dazu sollte er nach Barcelona zurückkehren – gelandet ist er in Gerasdorf.

Hans Krankl ist zweifelsfrei einer der größten Fußballer, die Österreich hervorgebracht hat. Mit Rapid wurde er zwei Mal Meister, in 69 Länderspielen für Rot-Weiß-Rot traf er 34 Mal. Unvergessen sind seine zwei Tore in Cordoba gegen Deutschland bei der WM 1978, mit denen er das ganze Land „narrisch“ machte. Seine große Liebe – neben Rapid – war aber der FC Barcelona. Für die Katalanen erzielte der Goleador von 1978 bis 1980 in 61 Partien 45 Tore und wurde spanischer Cupsieger und Europacupsieger.

Was kaum jemand weiß: Beinahe wäre Hans Krankl 1996 noch einmal in die katalanische Metropole zurückgekehrt. Nicht als Spieler, nicht als Trainer – sondern als Kicker beim American Football.

Wie bitte? Hans Krankl als Footballer? 29 Jahre später sind jetzt Beweis-Fotos aufgetaucht, die in der Sportredaktion des KURIER gelandet sind. Die Geschichte dahinter:

Hans Krankl

Hans Krankl

Dazu muss man wissen, dass die amerikanische Profi-Liga NFL mit dem Ableger NFL Europe in den 90er-Jahren in Europa Fuß fassen wollte. Bekannte Fußballer, die nach ihrer aktiven Karriere den runden Ball mit dem „Eierlaberl“ tauschten, waren keine Seltenheit. So kickten für Rhein Fire aus Düsseldorf beispielsweise der DFB-Teamspieler Manfred Burgsmüller, oder später auch Schalke-Legende Ingo Anderbrügge.

Der Krankl-Plan

Österreichisches Team war in der NFL Europe keines dabei. Aber: Der ehemalige NFL-Quarterback und damalige Präsident der NFL Europe, Oliver Luck, war nicht abgeneigt, das zu ändern. Allerdings sollte zuerst einmal ein prominenter rot-weiß-roter Kicker platziert werden. Da fiel erstmals der Name Hans Krankl. Und wer Krankl sagt, der muss auch Barcelona sagen.

Barcelona hatte mit den Dragons damals ein Team dabei. Der Plan war, dass Krankl nur zu den Spielen reist und in Wien trainiert. Und genau da kommen die Vienna Vikings und ihr damaliger Kicker Peter Kramberger ins Spiel. „Es hat geheißen Hans Krankl kommt zum Training, ich soll ihm zeigen, wie das Kicken funktioniert“, erinnert er sich lachend zurück. Ort des Geschehens war die Schmelz im 15. Wiener Gemeindebezirk, alles sollte streng geheim bleiben. Kramberger: „Und plötzlich bin ich mit meinem Kindheitsidol auf dem Platz gestanden.“

Hans Krankl mit dem damaligen Vikings-Kicker Peter Kramberger

Hans Krankl mit dem damaligen Vikings-Kicker Peter Kramberger

„So schwer is des jo net“, soll der Goleador gesagt haben – um wenig später eines Besseren belehrt zu werden. „Er hat mit Football nix am Hut gehabt und war von Beginn an sehr skeptisch“, erzählt Kramberger, „nicht einmal umziehen wollte er sich.“ Letzteres auch deswegen, weil er Angst vor Paparazzi hatte. Zurecht, wie sich jetzt herausstellte. Oft gekickt habe Krankl – in Straßenschuhen – nicht. Nach 20 Minuten war das Training auch schon wieder vorbei. Mit den Worten „Schau’ ma amoi“ hat sich Krankl verabschiedet.

Beim Fußball war der damals 43-Jährige längst ins Trainergeschäft gewechselt. Aus der Rückkehr auf den Rasen wurde auch im Football nichts, die Verhandlungen scheiterten. Statt nach Barcelona ging Krankls Reise nach Gerasdorf, wo er das Traineramt beim Fußball-Zweitligisten übernahm.

Von Fritsch bis Maierhofer

Krankl wäre nicht der erste österreichische Fußballer gewesen, der im Football für Furore sorgt. Toni Fritsch beispielsweise gewann mit den Dallas Cowboys 1972 sogar den Superbowl. „Er war damals einer der ersten Kicker, die von Europa in die NFL kamen“, weiß Kramberger, „er war bei seinem Wechsel aber viel jünger als Krankl.“ Aktuell hält das Vikings-Urgestein diesen Weg jedoch für fast unmöglich: „In der NFL wollen sie nur Leute, die auch in den USA am College waren.“ Außerdem sei „das Kicken mittlerweile eine Wissenschaft“.

Einer seiner Nachfolger bei den Vikings ist mit Stefan Maierhofer auch ein ehemaliger Rapidler. Voll überzeugt ist Kramberger noch nicht: „Er hat auch die Fußball-DNA in sich. Verständlich.“ Ob es der richtige Weg ist, Ex-Fußballer nach ihrer Profi-Karriere zum Football zu holen, bezweifelt er. „Ich mache Ex-Basketballer oder -Handballer ja auch nicht zu Quarterbacks.“

So ungeschickt stellt sich Maierhofer aber nicht an, immerhin ist ihm schon ein Tackle gelungen. Ob Krankl das auch gemacht hätte?

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