Handball-EM: Deutschland deklassiert Österreich

Ein Handballspieler wirft den Ball auf das Tor, während der Torwart versucht, ihn abzuwehren.
Die Österreicher unterliegen den Nachbarn klar 22:34. Das große Ziel, das Spiel um Platz 5, ist außer Reichweite.

Es war der emotionale Höhepunkt für die Österreicher, das Spiel bei der Heim-EM gegen Deutschland. Einige liebäugelten mit einer Überraschung gegen den Nachbarn, der im Handball eine große Nummer ist, aber angezählt in die Partie ging. Es blieb beim Wunschdenken.

Die 22:34-Niederlage vor 9.000 Fans in der Stadthalle bedeutet, dass es für Österreich im finalen Spiel am Mittwoch gegen Weißrussland (18.15 Uhr) nur noch um Gruppenplatz vier geht.

Wie weit die beiden Länder in Sachen Handball voneinander entfernt sind, zeigt sich am Selbstverständnis. Während für Österreich ein Spiel um Endrang fünf das beste EM-Ergebnis der Verbandsgeschichte bedeuten würde, versuchen die Deutschen eine mittlere Krise inklusive Teamchef-Debatte zu vermeiden. Das Semifinale war für den größten Handball-Verband der Welt, vor vier Jahren noch umjubelter Europameister, das ausgegebene Ziel – doch das war bereits vor Spielanpfiff auch rein rechnerisch nicht mehr zu erreichen.

Weil Kroatien (gegen Tschechien) und Spanien (gegen Weißrussland) auch am dritten Hauptrundenspieltag makellos blieben, sind die beiden Semifinalplätze in Wien frühzeitig vergeben. Am Mittwoch kommt es im direkten Duell zum Showdown um Platz eins (16 Uhr).

Bilder vom Spiel:

Bundespräsident Alexander Van der Bellen klatscht bei einer Veranstaltung.

Handball, AUT - GER

Bundespräsident Van der Bellen und Vizekanzler Kogler

Ein Handballtrainer gestikuliert und schreit während eines Spiels.

Men's 2020 EHF European Handball Championship - Main Round - Group 1 - Austria v Germany

Ein Handballspieler mit Trikot Nummer 8 jubelt auf dem Spielfeld.

Men's 2020 EHF European Handball Championship - Main Round - Group 1 - Austria v Germany

Ein Handballspieler springt zum Wurf, während zwei Gegenspieler ihn zu verteidigen versuchen.

Handball, AUT - GER

Ein Handballspieler springt, um den Ball zu werfen, während andere Spieler ihn umringen.

Handball, AUT - GER

Eine jubelnde Handballmannschaft umarmt sich mit einer österreichischen Flagge im Hintergrund.

Handball, AUT - GER

Zwei Handballspieler umarmen sich während der EHF Handball Europameisterschaft der Männer.

EHF Handball Men European Championship

Ein Handballtorwart jubelt bei der Handball-Europameisterschaft der Männer.

EHF Handball Men European Championship

Zwei Handballspieler während eines Spiels zwischen Österreich und Deutschland.

Handball, AUT - GER

Ein deutscher Handballspieler springt, um einen Ball zu werfen, während ein österreichischer Spieler versucht, ihn aufzuhalten.

Handball, AUT - GER

Männer-Handball-Europameisterschaft 2020 – Hauptrunde – Gruppe 1 – Österreich gegen Deutschland.

Men's 2020 EHF European Handball Championship - Main Round - Group 1 - Austria v Germany

Männer-Handball-Europameisterschaft 2020 der EHF – Hauptrunde – Gruppe 1 – Österreich gegen Deutschland.

Men's 2020 EHF European Handball Championship - Main Round - Group 1 - Austria v Germany

Alexander Van der Bellen bei einem Interview mit dem ORF.

Handball, AUT - GER

Alexander Van der Bellen mit Fans bei einem Handballspiel Österreich gegen Deutschland.

Handball, AUT - GER

Alexander Van der Bellen mit einem rot-weiß-roten Schal bei einem Handballspiel.

Handball, AUT - GER

Verlockende Aussicht

Dementsprechend gespannt durfte man auf das Auftreten der Deutschen sein. Wie verlockend konnte nach zwei harten EM-Wochen die Reise nach Stockholm zum bedeutungslosen Spiel um Platz fünf sein? Welche Spuren hat die aufreibende 24:25-Pleite in letzter Minute gegen Kroatien hinterlassen? Können die Österreicher mit der historischer Aussicht die allgemeine deutsche Verunsicherung ausnützen?

Doch auch das rot-weiß-rote Team zeigt bei der laufenden Endrunde mit Spielen im Zwei-Tages-Rhythmus allmählich Verschleißerscheinungen. Wie wusste Co-Trainer Erwin Gierlinger bereits vor der Partie: „Gegen Ende einer EM gibt es qualitativ nicht mehr die besten Spiele zu sehen. Es ist eher ein Abnützungskampf.“

Das zeigte sich an der Konsequenz im österreichischen Spiel. Vorne fehlte es an Tempo und Durchschlagskraft, in der Defensive an der Entschlossenheit und Aufmerksamkeit. Rückraum-Star Bilyk wurde in der ersten Halbzeit eine lange Pause gegönnt. Den dadurch entstandene Qualitätsverlust in den Angriffen konnten die Ersatzspieler nicht wettmachen. Gegen Ende der ersten Hälfte hatten sich die Deutschen einen ersten kleinen Vorsprung erarbeitet – auch dank Tormann-Routinier Bitter, der rasch für die nominelle Nummer eins Wolff ins Spiel kam und zum Faktor wurde.

Mit 13:16 aus Sicht der Österreicher ging es in die Pause. Die Gastgeber benötigten auf allen Ebene einen Kraftakt. Dazu sollte es nicht kommen. Der Vorsprung der Deutschen wuchs nach Wiederbeginn rasch auf sechs Treffer an. Der Handball-Sport hat zwar schon etliche schier unglaubliche Partien in den Schlussminuten gesehen, doch für ein kleines Wunder fehlte Österreich am Montagabend letztlich die Klasse.

Österreichs Teamchef Ales Pajovic trauerte einem besseren Ergebnis nach, warf seiner Mannschaft aber nichts vor: „Es ist schwer. Deutschlands Goalie Johannes Bitter war überragend im Tor. Es ist das sechste Spiel, wir haben fünf davon überragend gespielt. Dann kommen auch solche Momente wie heute, wo nicht alles passt. Gegen Deutschland zu verlieren, ist nicht schlimm, es ist nur wichtig, dass wir weiter zusammenstehen.“

Sebastian Frimmel, Österreichs Linksaußen applaudierte dem Gegner: „Die haben das von Anfang bis Ende voll durchgezogen. Wir haben vielleicht ein bisschen den Kopf hängen gelassen und haben nicht mehr ins Spiel gefunden. Wir versuchen, nicht traurig zu sein, so schwer es auch ist. Wir haben noch ein Spiel vor uns und geben noch einmal Gas.

Kapitän Nikola Bilyk brachte es emotional auf den Punkt: „Es tut weh, da braucht man nicht drumherumreden. Wir haben in der zweiten Halbzeit zum ersten Mal in diesem Turnier auch nicht unser Gesicht gezeigt. Das ist das einzige, was ein bisschen mehr wehtut. Das müssen wir in zwei Tagen viel, viel besser machen.“

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