WM-Finale Argentinien gegen Frankreich: Die Hauptrollen im letzten Akt

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Argentinien oder Frankreich? Eine umstrittene Weltmeisterschaft bringt ein würdiges Endspiel mit Potenzial für ein sportliches Spektakel.

Zum jeweils dritten Mal können Argentinien und Frankreich am Sonntag Weltmeister werden. Während die Südamerikaner bereits ihr siebentes Endspiel bestreiten, ist es für die Europäer das vierte. Erst einmal stand man einander in einem K.-o.-Duell gegenüber: Im Achtelfinale vor vier Jahren setzte sich der spätere Weltmeister mit 4:3 nach 90 Minuten zu. Kylian Mbappé wurde mit einem Doppelpack zum Matchwinner. Wird er es wieder tun? Wird die finale Erfahrung des Titelverteidigers diesmal zum Trumpf, oder ist am Ende der Hunger auf den ersten Titel entscheidend?

Die Antwort folgt ab 16 Uhr im Lusail-Stadion vor knapp 90.000 Fans. Das Endspiel werde eine Partie der „kollektiven Anstrengung, nicht der individuellen“, nimmt Argentiniens Teamchef Lionel Scaloni den Fokus vom Duell der Stars Messi und Mbappé. Die Franzosen sind durch erkrankte Spieler geschwächt. Mit Varane, Konaté, Coman, Tchouaméni und Théo Hernández steht bei gleich fünf Stars ein Fragezeichen, zumindest dürften Upamecano und Rabiot zurückkehren, nachdem sie das Halbfinale verpasst hatten. „Wir bleiben ruhig und fokussiert“, sagt Teamchef Didier Deschamps.

Die Stars

  • König vs. Thronfolger

Lionel Messi: Alle sechs Spiele hat der Kapitän in Katar bestritten, nur im dritten  Gruppenspiel gegen Polen hat er nicht getroffen. Drei seiner fünf Tore erzielte er vom Elferpunkt, drei Tore hat er vorbereitet. 649 Minuten stand er bisher auf dem Platz, von 278 gespielten Pässen sind 237 angekommen (85 %).

Kylian Mbappé: Er erzielte seine fünf Treffer in drei Partien, drei Mal hat er nicht getroffen. Vorbereitet hat er zwei Tore. Der letzte  Scorerpunkt stammt aus dem Achtelfinale gegen Polen. 23 Schüsse hat er im Laufe der WM abgegeben, davon zehn aufs Tor. Im Viertel- und Halbfinale wurde der 23-Jährige gut abgeschirmt. Seine vier Schüsse in den zwei Partien wurden geblockt oder gingen neben das Tor.

Die Trainer

  • Newcomer vs. Weltmeister

Lionel Scaloni: „Scaloni  kann nicht einmal den Verkehr leiten, wie können wir ihm da die Nationalmannschaft übergeben“, stänkerte Diego Maradona, als der heute 44-Jährige 2018 vom Co-Trainer zum Teamchef gemacht wurde. Scaloni bekam kaum eine Chance – und nutzte sie: 2021 holte er die Copa América, von 56 Länderspielen hat er nur 17 nicht gewonnen. Punkteschnitt: 2,30.

Didier Deschamps: Er ist einer von drei Menschen, die als Spieler und als Trainer Weltmeister wurden (nach Zagallo und Beckenbauer). Der 54-Jährige kann als erster Coach seit Vittorio Pozzo (ITA) den WM-Titel verteidigen. Pozzo ist auch der einzige Trainer mit zwei WM-Titeln (1934, 1938). 

Die Erfahrung

  • Titelhunger vs. Titelverteidiger

Junge Wilde: Enzo Fernández wird im Finale sein erst zehntes Länderspiel bestreiten. Insgesamt sind die Argentinier mit 27,7 Jahren im Schnitt älter und haben auch mehr Länderspiele in den Beinen (983). Ein WM-Finale hat aber nur einer bestritten: Messi.

Finalkenner: Die Franzosen haben mit Olivier Giroud am Sonntag den ältesten Spieler auf dem Platz (36). Dass sie insgesamt im Schnitt eine Spur jünger sind (26,3 Jahre) und eine Handvoll Länderspiele weniger haben (979), ist trügerisch. Von der Startelf kennen Mbappé, Giroud, Lloris, Varane und Griezmann das Final-Gefühl von 2018. Auch Dembélé darf sich Weltmeister nennen.

Die Tormänner

  • Spätstarter vs. Rekordmann

Emiliano Martinez: Er spielt mit 30 Jahren seine erste WM, gehört in Katar aber zu den absoluten Stützen seines Teams. Der Spätstarter avancierte  im Viertelfinale gegen die Niederlande zum Helden im Elfmeterschießen. Seine Brötchen verdient er seit 2020 in der englischen Premier League bei Aston Villa. Mit 25 hat er genausoviele Länderspiele wie Lionel Messi WM-Spiele.

Hugo Lloris: Er spielt seit 2008 in der Équipe Tricolore und ist mit 144 Einsätzen französischer Rekordteamspieler. Der 35-jährige Weltmeister von 2018  gilt  im Team wie auch bei Tottenham als sicherer Rückhalt. In 19 WM-Spielen blieb er acht Mal ohne Gegentor. 

Der Marktwert

  • Frankreich klar im Vorteil

645,2 Millionen Euro beträgt der Marktwert des argentinischen WM-Kaders. Der teuerste der 26 Spieler ist Inter-Stürmer Lautaro Martinez (75 Millionen Euro, Bild), gefolgt von Tottenhams Cristian Romero (55 Mio).  Lionel Messi kommt trotz seiner 35 Jahre noch immer auf 50 Millionen Euro.

1,03 Milliarden Euro beträgt der Marktwert der Franzosen – fast doppelt so viel wie jener der Argentinier. Kylian Mbappé spielt dabei in einer eigenen Liga (160 Millionen Euro). Dahinter folgt Jungstar Aurélien Tchouaméni von Real Madrid mit 80 Millionen Euro. Karim Benzema (35 Mio.) und Lucas Hernández (50 Mio.) stehen zwar im Kader, sind aber verletzt.

Die Fans

  • 50.000 Argentinier in Katar

Massen: Zwischen 35.000 und 50.000 Fans aus Argentinien sollen sich am Golf aufhalten. „Leute haben ihre Autos und Kühlschränke verkauft, um hier zu sein“, sagt James Montague, der ein Buch über Argentiniens Ultras geschrieben hat. Die Fluglinie Aerolineas Argentinas hat zwei weitere Flieger von Buenos Aires nach Doha bereitgestellt. Der Flug mit Stopp in Rom dauert 20 Stunden.

Unterzahl: Im Stadion werden die französischen Fans in Unterzahl sein. Dafür wird es in der Heimat rundgehen. Frankreich wird landesweit etwa 14.000 Polizisten mobilmachen, um die Feiern unter Kontrolle zu halten. In Paris werden die Champs-Élysées für Autos gesperrt.

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