Weltmeister Kempes: "Argentinien muss in einem WM-Finale leiden"

Weltmeister Kempes: "Argentinien muss in einem WM-Finale leiden"
Der ehemalige argentinische Fußball-Star beehrte in Wien seinen Ex-Klub Vienna. Kempes stellte seinen Wein „El Matador“ vor, plauderte über seine Karriere und Messi.

¡Buenos dias! Mario Kempes gab in den vergangenen Tagen Wien, St. Pölten und vor allem der Vienna die Ehre, beging am Donnerstag im Restaurant Fairplay auf der Hohen Warte einen vergnüglichen Event, bei dem er auch seinen neuen Wein „El Matador“ präsentierte. „Vor vier Jahren war ich wegen meines Buches hier, jetzt komme ich mit einem Wein“, so der Liebhaber eines gepflegten roten Tröpferls.

Für ihn war die Reise nach Wien wie die Rückkehr in sein zweites Zuhause. „Ich habe hier sechs Jahre gespielt bei der Vienna, St. Pölten und in Krems. Das sind spezielle Erinnerungen.“ Auch für die österreichischen Fußballfans. „Es war damals etwas Besonderes. Vielleicht, weil sich niemand vorstellen hätten können, dass ein Weltmeister in die österreichische Liga kommt. Es hat sich damals ergeben.“

Weltmeister Kempes: "Argentinien muss in einem WM-Finale leiden"

Wäre es heute denkbar, dass Messi als Weltmeister nach Österreich wechselt? Kempes lächelt. „nein, es hat sich so viel geändert im Fußball. Damals war das noch möglich.“ Regelmäßigen Kontakt hält der 68-jährige Kempes zwar nicht nach Wien, „aber für Events komme ich immer wieder gerne.“

Die guten Kontakte

Zwei seiner ehemaligen Klubs wollen in die erste Liga aufsteigen, St. Pölten vielleicht heuer, die Vienna in den kommenden Jahren. „Das Wollen ist die eine Sache. Aber man muss hart daran arbeiten und die Bedingungen dafür schaffen.“ Vielleicht kann er seine Erfahrung, die Expertise oder sein Netzwerk mit einbringen und den einen oder argentinischen Spieler nach Wien lotsen. Mit der Agentur 24/7 Football mit Ex-Vienna-Coach Christoph Beranek, die Individual- und Mannschaftstrainings anbietet, sind auch Fußball-Camps bei der Vienna und in St. Pölten geplant. Kempes bleibt Österreich auch künftig treu.

Im Dezember war Kempes als Legende bei der WM in Katar Gast der FIFA und erlebte den Triumph seiner Landsleute hautnah mit. Die Diskussionen rund um das umstrittene Turnier bekam er nicht wirklich mit. War es in erster Linie eine europäische Diskussion? „Es hatte den Anschein. Ich war in erster Linie wegen des Fußballs dort. Das Turnier selbst war eine gute Veranstaltung mit schönen Stadien und kurzen Wegen für die Fans.

Der Titel Argentiniens überraschte ihn nicht, „auch wenn wir nicht zu den Top-Favoriten gezählt hatten. Das Turnier begann ja auch schlecht mit der Niederlage gegen Saudi-Arabien. Danach hat man sich stetig verbessert im Laufe des Turniers. Man hat nicht die Mentalität geändert, nur den Zugang zu den Spielen. Teamchef Scaloni hat das gut gemacht.“

FILE PHOTO: FIFA World Cup Qatar 2022 - Final - Argentina v France

Kempes ist generell voll des Lobes für Scaloni. „Er hat das intelligent gemacht mit klugen Spielern mit viel Qualität rund um Messi. Jeder hatte in dieser Mannschaft seinen Platz und seine Aufgabe.“ Hat Messi dieser WM-Titel in seiner Vita gefehlt? „Meiner Meinung nach nicht, für viele war es aber schon so.“

Hält Kempes, der für Messi stets nette Worte parat hat, den Weltmeister auch für den besten Kicker der Geschichte? Kein Ja, kein Nein. „Man darf und kann man nicht Spieler verschiedener Generationen vergleichen. Es hat so viele tolle Spieler gegeben.“

Das ewige Leiden

Drei WM-Titel zählt Argentinien, und jedes Mal klappte der Doppelpass zwischen einer verschworenen Einheit und einem herausragenden Star. Kempes hebt einschränkend den Zeigefinger. „1978 war ich vor dem Turnier noch keine Figur, erst im Finale mit den zwei Toren. 1986 war Diego (Maradona Anm.) eben Diego und 2022 stach Messi heraus.“ Was die drei Titel jedoch sehr wohl verbindet ist das finale argentinische Leiden. „1978 hat der Niederländer Rensenbrink an die Stange geschossen, da wäre es beinahe aus gewesen für uns. 1986 führten wir 2:0, Deutschland glich noch aus. Und 2022 waren wir auch im Vorteil, dann drehte Frankreich aus und es ging ins Elfmeterschießen. „Argentinien muss in einem WM-Finale immer leiden.“

Weltmeister Kempes: "Argentinien muss in einem WM-Finale leiden"

Das WM-Finale 1978 war freilich der beste Moment in der Karriere des Mario Kempes. Seine beste Zeit hatte er aber schon davor beim FC Valencia erlebt, für den er in 143 Spielen 95 Tore erzielte. „Nach der WM ist es ein wenig bergab gegangen. Ich habe zwar immer noch meine Tore geschossen, aber nicht mehr so viele.“ Vielleicht eine mentale Sache.

Den Fußball von heute verfolgt Kempes aufmerksam. Hat sich viel verändert? „Es ist viel schneller geworden, auch die Technologie ist besser. Grundlegend geht es immer noch Elf gegen Elf mit einem Ball.“

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