Wegen Nähe zu Rapid: Großspender stoppte Zahlungen an Maccabi

Abseits vom Rampenlicht kommt’s noch im August zu einem ungewöhnlichen Spiel. Maccabi vs. Ostbahn XI. Österreichs einziger jüdische Fußballklub gegen Herbert Prohaskas von einer türkischen Community dominierten Stammverein, der durch eine tödliche Eifersuchtstragödie in die Schlagzeilen geriet.
➤ Mehr dazu: Kantersieg im Gedenken an den ermordeten Ex-ÖFB-Spieler Kahraman
Der ehemalige Nationalspieler und Ostbahn-Sportchef Volkan Kahraman war im Februar vom Ostbahn-Sponsor erschossen worden, ehe sich der Täter selbst richtete. Zumindest sportlich scheint die Ostbahn-Familie den Schock verkraftet zu haben. Gelang doch kurz danach eine Siegesserie.
Allein schon deshalb zählt Ostbahn zu den Favoriten in der zweiten Wiener Stadtliga, während Maccabi um den Fortbestand bangt. Dass jüdische Großspender (wie einst Leopold Böhm) der Austria wiederholt die Existenz sichern halfen, ist kein Geheimnis. Dass Maccabi im Geld schwimmt, indes ein Irrtum.
Maccabis Obmann Michael Margules wirkt verzweifelt. Er, der zweimal pro Woche bei Senioren-Kickerln auf Hans Krankl trifft, weiß nicht, was für ihn noch schwerer ist: Freund Johann K. den Ball abzujagen oder für Maccabi finanzielle Hilfe aus den eigenen jüdischen Reihen zu erhalten ?
Der SC Maccabi, bei dem Spieler aus sieben Glaubensrichtungen um Punkte kicken, braucht aus religiösem Grund nur Sonntag zu spielen. Das ist aber schon das einzige Privileg.
Der interkulturelle Stadtligaklub gleicht einer Wanderklasse. Um Punkte gespielt wird heuer auf dem Nordwien-Platz jenseits der Donau, trainiert hingegen inzwischen im Prater hinter dem Happel-Stadion. Seither laufen viel mehr Kinder Maccabi zu, zumal jüdische Familien großteils im zweiten Bezirk wohnen. 2025 soll’s – davon träumt Margules – einen direkten Zugang zum diesseits der Donau befindlichen Hakoah-Sportzentrum geben. Dann, wenn’s 100 Jahre her sein wird, seit Hakoah österreichischer Fußball-Meister wurde.
Eine Kicker-Sektion betreibt Hakoah nicht mehr, während Maccabi neben der „Ersten“ zehn Jugendteams stellt. Mit diesen darf man alternierend mit dem (von Hütteldorf in den Prater übersiedelten) Rapid-Nachwuchs die Kabinen benützen. Und pünktlich Miete an die Sportstadt Wien zahlen.
65.000 Euro kostet eine Saison dem kleinen jüdischen Verein. Zudem gilt Umsatzsteuerpflicht trotz null Gewinn. Kein Einzelschicksal. Immer mehr Amateurklubs stöhnen unter der Bürokratie. Immer mehr Funktionäre fliehen aus dem Vorschriftendschungel.
Fünf nach Zwölf veranlasst eine Gesetzesänderung von Finanzminister Magnus Brunner zu Zuversicht. Zumal der ehemalige Tennisverbandspräsident verspricht, dass Spenden an Sportvereine künftig steuerlich absetzbar sind. Dann werde, so hofft Margules, vielleicht auch jener jüdische Großunternehmer und Austria-Freund wieder umzustimmen sein, der Maccabi seine Hilfe entzog. Solang Maccabi in Rapid-Nähe trainiert, ließ der reiche Mann allen ernstes den Maccabi-Obmann wissen, gäbe es für Maccabi von ihm keinen Euro mehr.
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