Wo zeigt der Pfeil steiler nach oben? Bei Sturm, dem aufstrebenden Vizemeister? Oder bei Stürmer Rasmus Höjlund, der seit seiner Zeit in Graz nicht mehr aufzuhalten zu sein scheint? Sturm und den Ex-Stürmer verbindet der Erfolg. Gemessen wird in (vielen) Millionen Euro und unbezahlbarem Imagegewinn.
„Der Transfer von Rasmus Höjlund und seine weitere Entwicklung haben viele Blicke auf uns gezogen“, erklärt Sturm-Sportchef Andreas Schicker im KURIER-Gespräch.
Serrano kommt
Höjlund hat dem 2020 noch kriselnden Traditionsverein die Tür zum großen internationalen Fußball geöffnet. Der nächste Beweis dafür wird die bevorstehende Verpflichtung von Javi Serrano sein, der in allen spanischen Jugendnationalteams und für Atlético Madrid in der Champions League zum Einsatz gekommen ist.
Yeboah als Startschuss
Rückblick: Im Jänner 2021, mitten im Lockdown, riskierte Sturm und kaufte das WSG-Talent Kelvin Yeboah um rund 500.000 Euro Ablöse.
Nur ein Jahr später wechselte der Stürmer um 6,5 Millionen zu CFC Genoa. Die Tiroler waren zwar ordentlich beteiligt, dennoch ein feines Geschäft für Schicker, der sich aufs nächste Level wagte.
"Der Transfer von Rasmus Höjlund und seine weitere Entwicklung haben viele Blicke auf uns gezogen"
von Andreas Schicker
Sportchef von Sturm Graz
Dänemarks U-19-Teamstürmer Höjlund kam bei Kopenhagen nicht wie erhofft zum Einsatz und ließ sich vom Wechsel überzeugen. Schicker benötigte gute Nerven, denn die strikte Vorgabe lautete: Die Ablöse muss unter der Zwei-Millionen-Grenze bleiben. Die Dänen, wo größere Ablösen üblich sind, zeigten sich vom Gefeilsche zunehmend genervt. Am Ende übersiedelte der Blondschopf für 1,95 Millionen. Was anfangs nach hohem Risiko aussah, entpuppte sich als Volltreffer. Höjlund begeisterte nicht nur mit 16 Scorerpunkten in 21 Pflichtspielen, sondern auch mit seiner dynamischen, aber robusten Spielweise, die an Superstar Haaland erinnert.
„Die ganze Höjlund-Geschichte ist für uns eine große Sache. Auch die im Ausland kontaktierten Spieler spüren, dass wir eine Plattform für internationale Karrieren sind“, sagt Schicker, der Trainer Christian Ilzer hervorhebt: „Wir spielen so, dass unsere Stürmer zu sehr vielen Offensivaktionen kommen. Dadurch können sie sich leichter in die Auslage spielen.“ Nach nur sieben Monaten kassierte Sturm von Atalanta 17 Millionen Ablöse, einiges ging für Beteiligungen drauf.
Dennoch sind die Steirer seit dem Rekordtransfer ein wohlhabender – und ein international beachteter Verein. Denn nach einer Halbsaison Eingewöhnung in der defensivstarken Serie A explodierte Höjlund 2023: Im Nationalteam gelangen in vier Spielen sechs Tore, für Atalanta jubelte der „Höllenhund“ seit Jahresbeginn neun Mal.
Jetzt wartet der Sprung in die Beletage. Top-Klubs wie Manchester United, Chelsea und die Bayern haben den 20-Jährigen auf ihrer Liste. Atalanta-Trainer Gasperini rechnet mit einem Rekordverkauf. ManUnited soll 60 Millionen Euro bieten. Sturm wird wieder mitkassieren, die Boni sollen bei maximal drei Millionen Euro gedeckelt sein.
Aber was wohl noch wichtiger ist: Sturm darf so wie die Salzburger – die europaweit zu den Top 3 der Talenteentwickler gezählt werden – bei den Großen mitmischen. Ein niederländischer Nachwuchs-Teamstürmer wie Emmanuel Emegha wäre sonst nicht zu überzeugen gewesen.
Und selbst Vereine wie Atlético lassen sich jetzt auf Verhandlungen ein, wenn Schicker anklopft. Der 20-jährige Sechser Serrano wird mit Leihe und Kaufoption kommen. Die Sechserposition ist mit Jon Gorenc-Stankovic zwar erstklassig besetzt, aber eine der wenigen ohne starke personelle Absicherung.
Höhere Ansprüche
Kann die hohe Quote an Transfertreffern länger gehalten werden? Schicker meint: „Es ist nicht unmöglich, aber wir müssen noch genauer hinschauen.“ Denn es gibt eine höhere Hürde: „Die Eingewöhnungsphase ist viel kürzer als bei unserem Start 2020, weil wir im Hochsommer im Europacup Leistung bringen müssen. Daher sollten die Neuen rasch auf höherem Niveau performen können.“
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