Im Gegenteil: Einige Vereine hielten ihren Trainern sogar nach einem Abstieg die Treue oder verabschiedeten sie nach der letzten Runde stilvoll, um einen sauberen Neuanfang zu starten.
Arsenal galt mit Arsène Wenger und seinen 22 Jahren auf der Bank als Vorbild. Manchester United mit 27 Jahren unter Alex Ferguson – der nach anfänglichem Abstiegskampf zur Titelgarantie wurde – war das Optimum.
"Wie im Whirlpool"
Mit den TV-Milliarden und den reichen, großteils ausländischen Klubbesitzern, die oft weit weg sind von der komplexen Materie Fußball, ist alles anders geworden. „Wir Trainer fühlen uns wie in einem Whirlpool. In der Liga geht es um so viel Geld und der Abstieg wäre für jeden Verein etwas Einschneidendes“, erklärt David Moyes. Der Schotte betreute elf Jahre lang Everton und ist aktuell bei West Ham unter Druck.
Zwölf Trainer wurden diese Saison bereits verabschiedet (Rekord). Alleine seit Jahresbeginn mit dem extrem dicht gedrängten Terminplan mussten sieben Manager – so werden die Trainer aufgrund ihrer größeren Befugnisse auf der Insel genannt – gehen.
Dabei zeigen unzählige Studien, dass rasche Trainerwechsel keine Erfolgsgarantie sind. Ein Blick auf die größten Trainerfriedhöfe in 21 Jahren Premier League bestätigt das.
Der ewige Abstiegskandidat Crystal Palace führt diese Statistik mit 39 Trainer-Rauswürfen an. Der 75-jährige Roy Hodgson soll nun die Liga halten – als ein möglicher Nachfolger für die kommende Saison gilt der Vorarlberger Adi Hütter.
Es folgt Nottingham mit 37 Trainerwechseln. Die Klublegende Brian Clough, die den Verein zum Europacupsieger formte, war einst 18 Jahre für Forest tätig.
Rekordmann Hasenhüttl
Die Nummer drei ist Southampton mit 35 Trainern, obwohl Ralph Hasenhüttl knapp vier Jahre durchhielt. Der Steirer ist damit der Rekordmann der „Saints“ in der Premier League, die sich immer schneller dreht.
Am anderen Ende der Liste steht Liverpool mit nur acht Chefcoaches seit 1992. Jürgen Klopp ist seit siebeneinhalb Jahren im Amt. Rafael Benítez, der zweite Champions-League-Sieger mit den „Reds“, blieb sechs Jahre.
Auf den Plätzen liegen – dank Wenger – Arsenal (neun), und – dank Ferguson – Manchester United mit nur zehn Trainern.
Wenn Klopp das aktuelle Tief mit Liverpool zum Verhängnis wird, bleibt nur noch Pep Guardiola als Langzeittrainer auf der Insel. Der Katalane prägt Manchester City seit 2016.
Ein Schüler von Guardiola entwickelt sich zum besten Gegenbeispiel für das moderne Hire and Fire. Mikel Arteta startete bei City 2016 als Co-Trainer, übernahm Arsenal zu Weihnachten 2019, verpasste stets die Champions League – und wurde trotzdem nicht gefeuert.
In seiner dritten vollen Saison distanziert Arteta seinen Lehrmeister: Arsenal liegt acht Punkte vor City und ist auf dem besten Weg zum ersten Meistertitel seit 2004.
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