Warum die Co-Trainer bei Rapid und Sturm so wichtig sind
Rapid gegen Sturm. Ein Spiel, das seit Ewigkeiten Brisanz in sich birgt, nicht nur weil es das Duell der Vereine mit den meisten und lautesten Fans landesweit ist. Rund 21.000 Karten sind bereits weg, es wartet die Bundesliga-Partie mit der höchsten Zuschauerzahl in dieser Saison.
Am Sonntag ab 17 Uhr wird in diesem Kräftemessen auch Bundesliga-Geschichte geschrieben: Beide Trainer verlieren auf der Trainerbank ihre üblichen Gesprächspartner – Zoran Barisic und Christian Ilzer müssen auf ihre wichtigsten Assistenten verzichten. Beide Co-Trainer dürfen rund um den Klassiker nicht zur Mannschaft, weil sowohl Thomas Hickersberger als auch Uwe Hölzl gesperrt sind. So ein ungewöhnliches Tribünen-Duo hat es noch nicht gegeben.
„Wir wollen die Punkte holen, die wir uns schon früher verdient hätten“, fordert Barisic nach den verschenkten Siegen in den jüngsten Heimspielen. Ilzer stimmt dem Wiener inhaltlich zu: „Rapid spielt, was die Leistungen betrifft, eine sehr gute Saison. Sie haben dann immer wieder leichtfertig Punkte abgegeben.“ Allerdings: So eine gute Mannschaft wie jene aus Graz war in der Liga noch nicht zu Gast.
Sollte sich der Vizemeister durchsetzen, wäre es eine Premiere gegen Barisic: Der 53-Jährige hat noch nie ein Heimspiel gegen Sturm verloren. Das liegt auch an den taktischen Plänen von Thomas Hickersberger, die Barisic natürlich trotz der Sperre seines Assistenten in den Matchplan einbauen wird. Schwieriger wird es für Ilzer: Er darf „Heißmacher“ Hölzl nur bis zum Eintreffen im Stadion in die Nähe des Teams lassen.
Hickersberger: Der sensible Tüftler
Vor über zehn Jahren begann die Partnerschaft von Thomas Hickersberger und Zoran Barisic. Der damals neue Cheftrainer übernahm im Frühjahr 2013 den Assistenten von Vorgänger Peter Schöttel. Schnell wurde der Sohn des früheren Meistertrainers Josef Hickersberger zum wichtigsten Gesprächspartner und Gestalter der Trainingsinhalte. „Hicke ist unglaublich wichtig. Er ist nicht nur ein großer Fußballfachmann, der auch gerne an Details tüftelt, sondern ein Mensch, auf den man sich zu 100 Prozent verlassen kann“, betont Barisic.
Gegen Sturm muss Barisic auf den gewohnten Gedankenaustausch auf der Trainerbank allerdings zum zweiten Mal in der noch kurzen Saison verzichten.
Der an sich äußerst ruhige und besonnene Hickersberger sah nach dem 3:3 gegen den WAC Rot und ist wieder gesperrt.
Bei der Premiere (0:1 gegen Hartberg) hatte der Ex-Teamspieler das Spielfeld betreten, um einen Hartberger Schuh vom Rasen zu holen. „Gegen den WAC hat er Richtung Schiedsrichter ’Das Spiel gehört euch’ gerufen – da hätte doch auch Gelb gereicht“, findet Barisic, der betont, dass er von seinem engsten Vertrauten noch nie ein Schimpfwort gehört habe: „Ich glaube, der Hicke kennt nicht einmal Schimpfwörter.“
Was sich in Hütteldorf nicht geändert hat, ist der gewünschte Platz des Tüftlers: Überall, nur nicht in der Öffentlichkeit. Interviews lehnt der 50-Jährige höflich, aber ausdauernd ab – deswegen wird es auch keine Karriere als Cheftrainer geben.
Fan-Aufreger
Dementsprechend unangenehm waren dem Familienvater neben den Sperren die Angriffe einer Rapid-Fangruppe. Plakativ wurde sein Rauswurf gefordert, weil im Frühjahr zu wenige Tore aus Standardsituationen gelangen. „Wir haben ihm immer wieder zugeredet, aber Hicke ist sehr sensibel. Das hat schon lange genagt“, sagt Barisic. Diese Saison gibt es keine Kritik mehr an den Offensivstandards: Rapid wurde bei ruhenden Bällen gefährlicher, gegen den WAC gelangen zwei Standardtore.
Guido Burgstaller erklärte im KURIER-Gespräch in der Vorbereitung, dass das Training mit Hickersberger nur ein Teil der Standardfrage ist: „Du musst den Willen haben, mit vollem Tempo und Kopf voraus in die Flanke reinzugehen. Letzte Saison hatten wir zu wenige, die mit voller Gier reingehen.“ Am Sonntag wird Hickersberger auf der Tribüne sehen, wie groß die Gier nach seinen Ideen ist.
Hölzl: Der emotionale "Papa Dachs"
„Ich habe dem Schicker Andi schon gesagt, dass er ein Packerl Fisherman’s Friend mehr mitnimmt am Sonntag“, sagt Uwe Hölzl. Sturms Co-Trainer sitzt bei Rapid unliebsamer Weise nicht im Rampenlicht, sprich Betreuerbank, sondern weiter oben – bei Sportdirektor Schicker. „Dem werde ich zur Beruhigung wieder die Zuckerl wegessen“, schmunzelt der 53-Jährige.
Als „emotional“ beschreibt sich der Steirer selbst, die Rote Karte am Samstag gegen Salzburg war jedoch seine erste als Co-Trainer. „Als Spieler bin ich schon zwei, drei Mal vom Platz marschiert, ich habe aber auch lange gespielt.“
Und zwar vor 15 Jahren noch unter Trainer Christian Ilzer kurze Zeit bei Puch, der ihn schon lange gekannt hat. „Er war ein Führungsspieler und im positiven Sinne eine Gretzn“, erinnert sich Ilzer. Hölzl machte nebenbei die Trainerausbildung, unter anderem mit Andreas Herzog – und schon hatte Christian Ilzer, der eine Zeit lang Sportwissenschaften studierte, seinen perfekten Partner auf der Bank gefunden.
Gemeinsam führte der Weg stetig nach oben, von Hartberg über den Wolfsberger AC, über die Austria nach Graz, wo das Gespann seit 2020 Erfolgsgeschichten schreibt. „Uns zeichnet blindes Vertrauen aus“, sagt Hölzl, der freilich bei Aufstellungen ein Mitspracherecht hat und für Ilzer ein absoluter Fußball-Fachmann ist.
Hölzl ist seit 2020 so etwas wie die gute Seele bei Sturm. Wie bei den anderen Klubs ist er das Bindeglied von Ilzer zur Mannschaft, „ich bin auch ein bisschen näher beim Team als er“. Wobei der bescheidene Hölzl untertreibt. „Er ist der Papa der Spieler“, sagt Ilzer, für den sein „Co“ auch Einpeitscher vor einem Spiel ist.
Der „Dachs“ Fast jetzt schon legendär in steirischen Fußballkreisen ist seine „Honigdachs-Ansprache“ vor dem Cup-Finale gegen Rapid am 30. April. Mit Worten über das für ihn aggressivste, aber auch kluge (und schwarz-weiße) Tier als Vorbild machte er seine Spieler „heiß“ – es fruchtete. „Danach haben wir die Nacht durchgefeiert“, erinnert sich Sturms Stimmungsmacher, der seitdem auch „Dachs“ gerufen wird. Das Duo Ilzer/Hölzl will weitere Erfolge feiern. „Weil wir uns nicht verstellen, egal, wo wir arbeiten.“
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