Das nationale Phänomen Rapid war auch international außergewöhnlich

Volle Tribüne im Stadion von Rapid
Den sportlichen Erfolg sucht Rapid seit Jahren vergeblich. Beim Fanzuspruch ist der Klub weit vorne. Und einzigartig war man zuletzt auch.

Rapid ist ein – nationales – Phänomen. Obwohl der Rekordmeister rekordverdächtig lang (= 15 Jahre) auf einen Titel wartet, kann mit 18.252 ein Rekord an Mitgliedern gemeldet werden. Zudem strömen konträr zur sportlichen Ausbeute drei Mal so viele Zuschauer zu den Heimspielen als zu Zeiten, in denen Antonin Panenka und Hans Krankl in Grün-Weiß brillierten. Ausnahmekönner, wie sie heute für Wien unerschwinglich wären.

Österreichweit Spitze ist Rapid auch mit seinen 351 Fanklubs. Wobei viele davon ihren Sitz gar nicht in Wien haben. Wie zum Beispiel die 70 Mann und Frau starken Styrian Panthers aus der Kur- und Grenzstadt Bad Radkersburg, die lieber 210 Kilometer nach Wien-Hütteldorf als 85 nach Hartberg bzw. 79 nach Graz fahren, obwohl dort ebenfalls Bundesliga-Fußball zu sehen ist.

Am letzten September-Sonntag begeben sich die Styrian Panthers für einen Fahrtkostenzuschuss von 5 Eura wieder nach Wien, darauf hoffend, den steirischen Landsmann und Trainer Christian Ilzer mit Sturm Graz gegen Rapid verlieren zu sehen.

Mit dem Rapid-Virus infiziert

Panthers-Obmann, Roland Friedrich, 46, hatte sich Anfang der 90er („Damals wegen Andi Herzog“) mit dem Rapid-Virus infiziert.

So sehr, dass er seine Frau, eine Triathletin, von der GAK- zur Rapid-Anhängerin „umerzog“; dass er den Eingangsbereich seines Hauses mit den großen Buchstaben SCR versah, die jedem Besucher signalisieren, dass hier, nur fünf Gehminuten von der slowenischen Grenze entfernt, eine symbolische Zweigstelle des Sportclub Rapid existiert.

SCR-Schriftzug in der Einfahrt eines steirischen Einfamilienhauses

SCR-Schriftzug in der Einfahrt eines steirischen Einfamilienhauses

„Hier regiert der SCR“ wird gebrüllt im prallvollen Hütteldorfer Block West, den der grünweiße Edelfan aus der grünen Mark einen Schmelztiegel aller Gesellschaftsschichten nennt. Dort sitzt Friedrich mit seinen Panthern am Rand von Österreichs größter Hardcore-Fantribüne, staunt über Choreografien, applaudiert zu Sprechchören mit.

Von aggressiven Tönen und feindseligen Transparenten aber distanziert er sich. Und Gewaltbereiten, sagt der ausgebildete Sommelier, müssten Verein und Liga kräftigst einschenken, sprich – im Extremfall – zehnjähriges Stadionverbot erteilen. „Das ist leider die einzige Sprache, die solche Radikale verstehen.“

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Ungleich lieber redet der Fanklub-Obmann über Erfolgserlebnisse. In einem Atemzug mit dem Europacup-Semifinalkrimi 1996 (als Feyenoord geschlagen wurde) fällt ihm dazu das 1:0 im heurigen Sommer über Fiorentina ein. „Weil das mit elf Österreichern gelungen ist.“

Womit Rapid für 90 Minuten auch auf internationaler Ebene außergewöhnlich war. Beim Champions-League-Auftakt kam in dieser Woche kein einziger der 32 Klubs ohne Legionär aus.

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