Wacker-Rekordspieler Streiter: "Traurig, was mit dem Klub passiert ist"
Michael Streiter musste in den letzten Tagen viel von früher erzählen. Seine Spieler beim FC Volders, seine Neffen, junge Leute, die ihm über den Weg liefen – sie alle wollten von ihm wissen, wie es zuging, als er selbst noch im Tivolistadion spielte.
Wenn Michael Streiter sie dann auf eine Reise in die erfolgreiche Vergangenheit mitnahm und Anekdoten von damals zum Besten gab, blickte der 56-Jährige in viele große Augen. Wer erst in diesem Jahrtausend auf die Welt gekommen ist, der mag sich ja wirklich kaum vorstellen, dass Innsbruck im Fußball einmal eine gute Adresse und große Nummer war.
Der Spieler
Michael Streiter (*19. Jänner 1966) startete seine Fußballerkarriere bei seinem Heimatverein SV Volders. Bereits mit 15 Jahren spielte er in der Kampfmannschaft, mit 17 Jahren wechselte er zu Bundesligist Wacker Innsbruck. Bis auf ein zweijähriges Intermezzo bei der Wiener Austria (1998 bis 2000) spielte er nur für Wacker Innsbruck bzw. den Nachfolgeverein FC Tirol.
Streiter wurde mit dem FC Tirol drei Mal Meister, stand im UEFA-Cup-Semifinale und nahm an der Fußball-WM 1990 in Italien teil. Insgesamt bestritt er 34 Länderspiele, darunter auch das legendäre 0:1 gegen die Färöer Inseln.
Der Trainer
Nach dem Konkurs des FC Tirol im Jahr 2002 übernahm Streiter das Trainer-Amt beim Nachfolgeverein SPG Wacker-Wattens und führte den Klub aus der Regionalliga in die 2.Liga. Es folgten Stationen bei Altach und den Red Bull Juniors, ehe er Co-Trainer in Salzburg wurde.
2012 führte er den SV Horn von der Ostliga in die damalige Erste Liga, im Dezember 2013 wurde er Trainer bei seinem Herzensverein Wacker Innsbruck, stieg aber aus der Bundesliga ab.
„Es ist so schade, dass die heutige Generation nicht miterleben konnte, was für ein Verein das einmal war und wo wir damals umgegangen sind“, sagt Streiter. Mit 509 Einsätzen ist er der Rekordspieler des FC Wacker bzw. des Vorgängervereins FC Tirol. Drei Mal wurde er Meister, er stand mit dem Klub im UEFA-Cup-Semifinale, „ich hab’ mit 17 gegen Real Madrid gespielt, wir haben am Tivoli 2:0 gewonnen. Was waren das doch für geile Zeiten“, sinniert Streiter.
Nachvollziehbar, dass einer wie er sentimental werden muss, wenn er an diesem Sonntag mit seinem Heimatklub Volders zu seinem Herzensverein Wacker zurückkehrt. Niemals hätte sich Streiter ausgemalt, dass er mit seinem kleinen Tiroler-Liga-Klub einmal im großen Tivolistadion spielen würde.
Das chronische Missmanagement in Innsbruck ließ den zehnfachen Meister in der vierthöchsten Leistungsstufe aufschlagen. „Es ist so traurig und fast skandalös, was mit dem Verein passiert ist“, sagt Streiter. "Dass man so in der Versenkung verschwinden kann."
Die Top Ten der Fußballer, die am häufigsten für den FC Wacker bzw. den FC Tirol aufgelaufen sind.
1. Michael Streiter 509 Partien
2. Robert Wazinger 502
3. Alfred Hörtnagl 491
4. Manfred Linzmaier 455
5. Michael Baur 454
6. Roland Kirchler 388
7. Johann Eigenstiller 328
8. Oliver Prudlo 322
9. Werner Kriess 319
10. Robert Auer 311
Auch um Rekordspieler Michael Streiter ist es in den letzten Jahren ruhig geworden. 2014 war er mit Wacker Innsbruck aus der Bundesliga abgestiegen, es war die letzte Trainertätigkeit des Tirolers im Profifußball. Dafür scheint er nun beim FC Raika Volders seine Erfüllung zu finden.
Anfänglich war er nur Trainer, mittlerweile ist Michael Streiter auch Obmann und Platzwart. Dass der 34-fache Teamspieler einen grünen Daumen hat, zeigen die Fußballstars, die regelmäßig am Volderer Sportplatz vorstellig werden. Im Vorjahr holte sich die dänische Fußball-Nationalmannschaft in Volders den Feinschliff für die EM-Endrunde. In diesem Sommer waren Fiorentina und Heidenheim zu Gast. "Alle schwärmen, wie gut sie bei uns in Volders trainieren können", erzählt Streiter nicht ohne Stolz.
Er habe während der Trainingswoche bei seinen Spielern ein Kribbeln und die Vorfreude auf das Match im Tivolistadion gespürt, erzählt Michael Streiter. Für jeden Tiroler Liga-Verein sind die Duelle mit dem FC Wacker Innsbruck die Highlights der Saison - auswärts wie daheim.
Der zehnfache Meister ist mit seinen Heerscharen an Fans eine Aufwertung und Belebung für die Tiroler Liga. Die anfänglichen Bedenken einiger Klubs, die schwarz-grünen Anhänger könnten auf den kleinen Sportplätzen für chaotische Zustände sorgen, waren unbegründet.
Mittlerweile bejubeln die Vereine bei Heimspielen gegen Wacker Innsbruck Rekordverkäufe bei Bier und Würstln. „Ich bin richtig begeistert von den Wacker-Fans. Das ist der schönste Nebenaspekt“, sagt Michael Streiter. „Bei den Partien gegen Wacker bekommt jeder Spieler das Gefühl, ein Profi zu sein."
Während sich der Trainer Michael Streiter auf das Match am Sonntag vorbereitet, plant der Obmann Michael Streiter bereits für das Rückspiel im Frühjahr in Volders. "Das soll dann ein riesiges Fußballfest werden", sagt der 56-Jährige. "Und das sollen alle genießen. Denn die meisten Spieler werden das nach dieser Saison nicht mehr erleben."
Denn geht es nach dem Rekordspieler des FC Wacker, dann sind die Innsbrucker, die vor dieser Runde an sechster Stelle lagen, nur ein Gast in der Tiroler Liga. "Der Verein gehört ganz woanders hin. Es ist wirklich schade, was aus dem Wacker geworden ist."
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