Vor dem Champions-League-Hit: So viel Bayern steckt in Salzburg
Von Franz Beckenbauer bis Alexander Zickler: Den Titelverteidiger und Österreichs Meister verbindet mehr, als es scheint.
03.11.20, 05:00
Salzburg und München trennen nur knapp 150 Kilometer. Trotzdem kommt es erst am heutigen Dienstag zum ersten Pflichtspiel zwischen dem österreichischen Serienmeister und dem deutschen Rekordmeister (21 Uhr). Die Münchner reisen ohne ehemaligen Salzburger zum dritten Gruppenspiel in der Champions League an. Dass man etwa Sadio Mané nicht geholt hat, dafür wurden die Bayern-Bosse heftig kritisiert. Dayot Upamecano wollte man verpflichten, als dieser 16 Jahre alt war. Doch der Franzose entschied sich für die sportlich bessere Perspektive in Österreich.
Im aktuellen Salzburg-Kader steht mit Karim Adeyemi auch nur ein Spieler mit Bayern-Vergangenheit. Das deutsche Supertalent kickte als Fußball-Knirps im Nachwuchs bei den Münchnern. Früher war das anders. Besonders in den Anfangsjahren steckte nämlich schon ziemlich viel Bayern in Red Bull ...
Der Strippenzieher
Ohne Franz Beckenbauer, der in München Spieler, Trainer und Funktionär war, würde es Salzburg wohl in der heutigen Form nicht geben. Der „Kaiser“ war im Jahr 2005 die treibende Kraft hinter dem Projektstart, machte Red-Bull-Boss Didi Mateschitz den Fußball erst schmackhaft.
Das Führungspersonal
Mehr als 300 Spiele absolvierte Lothar Matthäus für den FC Bayern. Im Sommer 2006 war er im Glauben nach Salzburg gekommen, als Cheftrainer geholt worden zu sein. Doch dann wurde ihm Giovanni Trapattoni vorgesetzt, der davor zweimal die Münchner trainiert hatte. Als Co-Trainer hatte Matthäus seinen ehemaligen Mitspieler Hansi Flick mitgekommen. Der war aber nur das fünfte Rad am Wagen und verließ Salzburg nach nur zwei Monaten, nachdem er das Angebot bekommen hatte, Deutschlands Teamchef Jogi Löw zu unterstützen. Heute kommt der 55-Jährige als Bayern-Trainer nach Salzburg zurück.
Matthäus verschaffte auch zwei Freunden aus Bayern-Zeiten Jobs bei Red Bull. Oliver Kreuzer wurde im Oktober 2006 Sportdirektor. Der aktuelle Sportchef des deutschen Zweitligisten Karlsruhe musste Matthäus im Juni 2007 rauswerfen, nachdem dieser die Verpflichtung von Ibrahim Sekagya öffentlich kritisiert hatte. Kreuzer selbst durfte danach ebenfalls nur mehr ein paar Wochen in Salzburg bleiben. Auch Thorsten Fink lotste Matthäus nach Salzburg. Der spätere Austria-Trainer übernahm im September 2006 das Traineramt bei den Red Bull Juniors. Dann wurde er für ein halbes Jahr als Matthäus-Nachfolger Assistent von Trapattoni.
Die Balltreter
Kurt Jara stellte 2005 den ersten Red-Bull-Kader zusammen. Unter den zahlreichen Zugängen waren mit Thomas Linke und Alexander Zickler auch zwei Spieler, die von den Bayern kamen. Linke spielte noch zwei Saisonen und war dann noch bis 2011 im sportlichen Management. Noch länger blieb Zickler. Der Stürmer prägte jahrelang das Red-Bull-Spiel. Nach einer Saison beim LASK begann er im Klubmarketing, arbeitete in der Akademie und wurde die rechte Hand von Marco Rose. Als Zickler 2019 mit dem Erfolgscoach Salzburg Richtung Mönchengladbach verließ, flossen die Tränen.
Noch ein ehemaliger Bayern-Spieler hinterließ in Salzburg Spuren: Niko Kovac, der in Österreich auch heimisch wurde. Der Kroate ließ seine erfolgreiche Spielerkarriere bei Red Bull ausklingen. Kovac begann in Salzburg auch seine Trainerlaufbahn. Nach dem Rücktritt von Ricardo Moniz 2012 war er dessen logischer Nachfolger. Doch nach der Verpflichtung von Ralph Rangnick trennten sich nach sechs Jahren die Wege von Salzburg und dem aktuellen Monaco-Trainer.
Stefan Maierhofer startete bei den Bayern Amateure seine Profikarriere. In Salzburg stand der Stürmer von August 2011 bis Jänner 2013 unter Vertrag. Dazu hatten auch die Torhüter Gerhard Tremmel und Wolfgang Schober, die Verteidiger Benno Schmitz, Markus Steinhöfer und Marin Pongracic sowie Stürmer Louis Ngwat-Mahop Bayern-Vergangenheit. Bei den Münchnern spielten sie im Nachwuchs oder bei der zweiten Mannschaft.
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