Vor 25 Jahren: Wutrede von Trainer-Legende Trapattoni im Wortlaut

Vor 25 Jahren: Wutrede von Trainer-Legende Trapattoni im Wortlaut
Vor einem Vierteljahrhundert schrieb der legendäre Trainer Fußballgeschichte. "Was erlauben Strunz?" wurde Kult.

So kannte man Giovanni Trapattoni eigentlich nicht. Die italienische Fußball-Trainerlegende galt als Gentlemen, mit stets leiser Stimme und immer leisen Worte. Legendär wurde er im deutschsprachigen Raum aber mit einer Wutrede. Am 10. März 2023 jährt sich zum 25. Mal jene Pressekonferenz, in der der damalige Trainer von Bayern München mit Sagern wie „Flasche leer“ die Berufsauffassung einiger Profis geißelte.

„Damals war es ein Tsunami, der über den deutschen Fußball hereingebrochen ist“, sagte der damalige Bayern-Mediendirektor Hörwick rückblickend. Dreieinhalb Minuten dauerte am 10. März 1998 der verbale Ausbruch in der Pressekonferenz zwei Tage nach einem 0:1 der Bayern beim FC Schalke 04, das die sportliche Krise in München verschärft hatte.

„Es gibt im Moment in diese Mannschaft, oh, einige Spieler vergessen ihnen Profi was sie sind. Ich lese nicht sehr viele Zeitungen, aber ich habe gehört viele Situationen: Wir haben nicht offensiv gespielt. Es gibt keine deutsche Mannschaft spielt offensiv und die Namen offensiv wie Bayern. Letzte Spiel hatten wir in Platz drei Spitzen: Elber, Jancker und dann Zickler. Wir mussen nicht vergessen Zickler. Zickler ist eine Spitzen mehr Mehmet e mehr Basler. Ist klar diese Wörter, ist möglich verstehen, was ich hab' gesagt? Danke. Offensiv, offensiv ist wie machen in Platz.

Ich habe erklärt mit diese zwei Spieler: Nach Dortmund brauchen vielleicht Halbzeit Pause. Ich habe auch andere Mannschaften gesehen in Europa nach diese Mittwoch. Ich habe gesehen auch zwei Tage die Training. Ein Trainer ist nicht ein Idiot! Ein Trainer sehen, was passieren in Platz. In diese Spiel es waren zwei, drei oder vier Spieler, die waren schwach wie eine Flasche leer!

Haben Sie gesehen Mittwoch, welche Mannschaft hat gespielt Mittwoch? Hat gespielt Mehmet, oder gespielt Basler, oder gespielt Trapattoni? Diese Spieler beklagen mehr als spielen! Wissen Sie, warum die Italien-Mannschaften kaufen nicht diese Spieler? Weil wir haben gesehen viele Male solche Spiel. Haben gesagt, sind nicht Spieler für die italienische Meisters.

Struuunz! Strunz ist zwei Jahre hier, hat gespielt zehn Spiele, ist immer verletzt. Was erlauben Strunz? Letzte Jahre Meister geworden mit Hamann eh... Nerlinger. Diese Spieler waren Spieler und waren Meister geworden. Ist immer verletzt! Hat gespielt 25 Spiele in diese Mannschaft, in diesem Verein! Muss respektieren die andere Kollegen!

Haben viel nette Kollegen, stellen sie die Kollegen in Frage! Haben keinen Mut an Worten, aber ich weiß, was denken über diese Spieler!

Mussen zeigen jetzt, ich will, Samstag, diese Spieler mussen zeigen mich eh ... seine Fans, mussen allein die Spiel gewinnen. Ich bin müde jetzt Vater diese Spieler, eh, verteidige immer diese Spieler! Ich habe immer die Schulde über diese Spieler. Einer ist Mario, einer, ein anderer ist Mehmet! Strunz dagegen egal, hat nur gespielt 25 Prozent diese Spiel!

Ich habe fertig!“

Der italienische Trainer war von einigen Bayern-Profis für eine angeblich zu defensive Spielweise kritisiert worden. Insbesondere gegen die deutschen Nationalspieler Mario Basler, Mehmet Scholl und Thomas Strunz schlug er daraufhin verbal trotz Sprachschwierigkeiten in einem speziellen „Trap-Deutsch“ zurück. „Was erlauben Struuunz“, lautete ein Kernsatz, der anschließend Kult wurde. „Ich habe fertig“, sprach er zum Schluss und verschwand.

Trapattoni habe schon zwei Tage zuvor nach der Schalke-Niederlage im Teamhotel „eine ähnliche Rede gehalten. Mit dem Unterschied, die Flasche war nicht leer, sondern voll“, wie Hörwick erzählt. Auf dem Tisch stand eine Weinflasche. „Giovanni hat rumgefuchtelt und die Flasche dabei umgestoßen. Und Uli Hoeneß war von oben bis unten mit Rotwein bespritzt.“ Alle im Raum spürten, „Trapattoni ist sauer, furchtbar sauer.“ Aber es passierte alles intern.

Hörwick hoffte, dass der Trainer sich bei einem Kurzaufenthalt in der Heimat beruhigt hätte. Doch als er im Gegensatz zu sonstigen Pressekonferenzen mehrere handgeschriebene Zettel hervorkramte, ahnte der Pressesprecher, dass etwas passieren könnte. Hörwick überlegte sogar, während der Rede einzugreifen und Trapattoni zu bremsen: „Ich habe zweimal ernsthaft überlegt, ihn wegzuziehen. Es liefen aber mehrere Fernsehkameras mit, das ging nicht.“

Der Popularität des „Maestro“, der am Freitag in einer Woche 84 Jahre alt wird, tat das keinen Abbruch. Im Gegenteil. „Ehrlich gesagt, hätte ich mir nie vorstellen können, dass so eine Pressekonferenz auch noch nach 20 Jahren so populär ist“, erklärte Trapattoni anlässlich seines 80. Geburtstags. „Eine Erklärung könnte der tragikomische und unerwartete Aspekt der Pressekonferenz sein. Niemand hat jemals eine solche Reaktion eines Trainers der Bayern erwartet“, sagte er.

Trapattoni ist einer der erfolgreichsten Trainer der Welt. 21 nationale und internationale Titel holte „Trap“, nachdem er bereits als Spieler sieben Triumphe gefeiert hatte. Juventus Turin führte er zu sechs italienischen Meisterschaften (1977, 1978, 1981, 1982, 1984, 1985), schlug danach auch mit Inter Mailand (1989), Bayern München (1997) und Benfica Lissabon (2005) zu und führte Salzburg 2007 zum ersten Meistertitel in der Red-Bull-Ära.

Als italienischer Teamchef (2000 bis 2004) konnte er dagegen keine großen Erfolge feiern. Bei der WM 2002 scheiterte er mit der „Squadra Azzurra“ im Achtelfinale, zwei Jahre später bei der EM schieden die Italiener in der Gruppenphase aus. Im Herbst seiner Trainerlaufbahn betreute er von 2008 bis 2013 die Iren, die er 2012 zur EM in Polen und der Ukraine führte.

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