ÖFB-Stars nach Rücktritt: "Vergleich mit Männerfußball ist Schwachsinn"
Die Tränen flossen, die Emotionen gingen hoch. Es war kein leichter Tag für Viktoria Schnaderbeck (83 Länderspiele) und Lisa Makas (74 Länderspiele), die am Mittwoch in Wien offiziell ihre tollen Karrieren beendet haben. Die führten sie ins Ausland, nach Deutschland und England, und natürlich auf die Bühne des Nationalteams mit den zwei EM-Auftritten 2017 und 2022.
Schnaderbeck und Makas wurden als 54. bzw. 55. Mitglied in den Legendenklub des ÖFB aufgenommen. Das Duo verbinden nicht nur sportliche Erfolge mit dem Nationalteam, sondern auch jahrelange Verletzungsprobleme im Kniebereich. Makas hat sich bei der EM 2017 im Viertelfinale gegen Spanien das Kreuzband gerissen und ist seither aufgrund mehrerer Verletzungen nur noch 22 Mal für das ÖFB-Team aufgelaufen. So wie Schnaderbeck hat sich die Niederösterreicherin aber immer wieder zurück gekämpft.
"Die Entscheidung ist in den letzten Monaten gereift, und ich habe sie final schon vor dem Saisonende getroffen. In mir ist das Gefühl hochgekommen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist“, erklärte die 31-jährige Schnaderbeck. Auch Makas wurde emotional, auch, wenn sie sich im Doppel-TV-Interview wieder gefasst zeigte (Hinweis: Das vollständige Video-Interview finden Sie hinter der Bezahlschranke).
„Heute nehme ich Abschied von einem sehr großen Kapitel in meinem Leben. 25 Jahre habe ich das gemacht, was mich immer erfüllt hat. Es war eine besondere Zeit, ich habe die Entscheidung aber aus gesundheitlichen Gründen treffen müssen. Aber ich bin dankbar, dass ich bei zwei Großereignissen dabei sein durfte, mit dieser Mannschaft, mit diesen Mädels, die Freunde und Familie geworden sind. Es gab viele schwierige Momente, wo ich nie alleine war“, hob Makas den Teamgeist hervor.
Sport Talk mit Viktoria Schnaderbeck und Lisa Makas
Seitenwechsel
Schnaderbeck nimmt sich jetzt eine längere Auszeit für einen Asien-Urlaub mit ihrer Lebensgefährtin Anna, Makas wird bei der Wiener Austria einen Rollenwechsel vollziehen, administrativ bei der Frauenmannschaft der Veilchen tätig sein und ihre Expertise einbringen. „Mir ist es wichtig, den Fußball in den nächsten Jahren besser zu machen, die Breite zu schaffen, damit die Pyramide wachsen kann. Es kann ja nicht nur den Spitzensport geben“, sagt die 30-Jährige.
Was würde Schnaderbeck einem jungen, fußballbegeisterten Mädel mit auf den Weg geben? „Das Erste ist der Spaß. Solange man es gern macht, sollte man den Weg probieren. Aber ich würde darauf aufmerksam machen, dass es Rückschläge gibt. Und dass man deswegen nicht aufgeben muss.“
Lisa Makas ist überzeugt, ihre Kollegin auch nach der aktiven Karriere für den Fußball zu gewinnen. „Die Viki weiß ja noch nicht, dass ich in einem Jahr wieder an ihre Tür klopfe. Dann werde ich ihr sagen, dass unser gemeinsamer Weg im Frauenfußball noch nicht zu Ende ist.“
"Kann man nicht vergleichen"
Die 30-Jährige ärgert sich jedenfalls über die ständigen Vergleiche mit dem Männerfußball. "Das kommt jedes Mal. Wir vergleichen uns nicht, man kann es auch nicht vergleichen. Das sollten die Leute schön langsam verstehen. In keiner anderen Sportart wird verglichen. Beim Fußball kommt das jedes Mal aufs Neue."
Im Fußball hätten noch viele Leute die Einstellung: "Die dürfen das nicht machen, weil es ein Männersport ist. Das ist Schwachsinn. Warum nehmen sich diese Leute das heraus, das zu entscheiden? Warum darf ich einen Menschen, nur weil er etwas tut, dafür verurteilen oder ihm sagen, er darf das nicht tun?", fragt sich Makas.
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