"Die Bombe Messi": Der "Krieg mit Barca" und seine Folgen

Messi set to leave Barcelona as media reports
Nach dem angekündigten Abschied herrscht in Barcelona Wut und Entsetzen. Guardiola könnte Messi nach Manchester holen.

Die Wut der gekränkten Katalanen entlud sich noch in der Nacht. Etliche Fans des FC Barcelona zogen am späten Dienstagabend vor das Camp Nou und forderten lautstark den Rücktritt von Klub-Präsident Josep Bartomeu.

"Die Bombe Messi": Der "Krieg mit Barca" und seine Folgen

Die Ankündigung von Lionel Messi, dem Weltfußballer, dem Idol, seinen Verein nach 20 Jahren zu verlassen, sorgte für Entsetzen in der Küstenmetropole - und der Schuldige war schnell ausgemacht.

Messis Verhältnis zu Bartomeu gilt seit Monaten als gestört. In der Corona-Krise hatte es wegen Gehaltskürzungen Zoff zwischen den Stars und dem Klubchef gegeben. Messi hatte das Vorgehen des Vereins öffentlich kritisiert, fühlte sich und seine Mitspieler als Sündenböcke.

Messi: Nach zwei Jahrzehnten sagt der Superstar Adios

"Verdorbenes Ende einer Ära", schrieb die Zeitung El Mundo am Mittwoch. Medienberichten zufolge wollen einige Direktoren des FC Barcelona alsbald zurücktreten, andere schlagen einen Misstrauensantrag gegen Bartomeu vor. Mundo Deportivo sprach gar von der "Bombe Messi": "Er will weg! Es ist die Chronik einer angekündigten Scheidung." Und El Periódico schreibt gar einen "Krieg zwischen Messi und Barca" herbei.

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Ein historischer Moment

Und Messi? Noch hat sich der sechsmalige Weltfußballer, der mit Barcelona so viele Titel gewonnen hat und Vorbild von Millionen ist, nicht persönlich geäußert. Dass er intern mit einer Art dringlichem Einschreiben die Absicht zum Abschied geäußert hat, bestätigte der FC Barcelona selbst. 

"Die Bombe Messi": Der "Krieg mit Barca" und seine Folgen

Von ehemaligen und aktiven Spielern erhält Messi jedenfalls Zuspruch. Der ehemalige Barça- und Real-Star Luis Figo twitterte: "Wow!! Ein weiterer historischer Moment!!!".

Auch Barça-Legende Carles Puyol schrieb auf Twitter: "Respekt und Bewunderung, Leo. Meine ganze Unterstützung, mein Freund." Messis Freund und Teamkollege Luis Suárez reagierte auf Twitter mit klatschenden Händen. Er soll laut des katalanischen Radiosenders RAC1 als einer der ersten einen Anruf von Koeman erhalten haben, in dem ihm der neue Coach mitgeteilt haben soll, nicht mehr mit ihm zu planen.

Messi (33) will laut Medienberichten eine Klausel in seinem Vertrag ziehen, durch die er am Ende jeder Saison einseitig kündigen könne. Ein Giganten-Streit droht, denn es gibt ein Problem: Die Frist zur Aktivierung der Klausel ist aus Sicht des Vereins für die vergangene Spielzeit bereits im Juni abgelaufen, schreiben Mundo Deportivo und auch andere Medien. Messi sei wie berichtet hingegen der Ansicht, die Frist müsse verlängert werden, weil auch die Saison wegen der Corona-Zwangspause verlängert worden sei.

Telefonat zwischen Messi und Guardiola

Messi ist seit zwei Jahrzehnten im Klub. Dem Profiteam des FC Barcelona gehört er bereits seit 2004 an, er ist der dienstälteste Spieler. Sein Vertrag läuft bis zum 30. Juni nächsten Jahres. Die im Vertrag festgeschriebene Ablöseklausel beträgt laut Medien 700 Millionen Euro. Ob diese von den angeblich interessierten europäischen Top-Klubs wie Manchester City, Juventus Turin, Paris Saint-Germain, Manchester United oder Inter Mailand bezahlt werden kann, ist - zumal in Pandemie-Zeiten - mehr als zweifelhaft.

FILE PHOTO: Barcelona's Lionel Messi celebrates his fourth goal with coach Pep Guardiola against Espanyol during their Spanish first division soccer match at Nou Camp stadium in Barcelona

Laut ESPN soll es aber in der vergangenen Woche ein Telefonat zwischen City-Trainer Pep Guardiola und Messi gegeben haben. Beide kennen sich aus der erfolgreichen Zeit mit dem FC Barcelona und schätzen sich sehr. Dem Bericht zufolge halte man es in Manchester für möglich, Messi zu finanzieren.

  • MANCHESTER CITY:

Der Premier-League-Verein gehört Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan aus Abu Dhabi. Milliardär, der schon Unsummen in die Citizens pumpte. Der ganz große Erfolg - der Gewinn der Champions League - aber blieb aus. Was auch noch für einen Wechsel von Messi zu Manchester City sprechen könnte: Er wäre dort zum einen mit Pep Guardiola, einst sein Trainer beim FC Barcelona, vereint und auch seinem besten Nationalmannschaftskumpel Sergio Agüero. 

  • PARIS SAINT-GERMAIN:

Auch hier ist Geld nicht wirklich ein Problem. Der Klub gehört praktisch dem Emirat Katar. Der Einzug ins Finale der Champions League soll erst der Anfang gewesen sein, Trainer Thomas Tuchel kündigte bereits Verstärkungen an. Ob Messi dabei eine Rolle spielt? Zumindest gibt es auch hier jemanden, der den Südamerikaner locken könnte: Neymar. Einst kongenialer Sturmpartner bei Barcelona. Messi wollte den Brasilianer eigentlich zurück zu den Katalanen holen, nun könnte es umgekehrt kommen.

  • INTER MAILAND:

Als in Italien Berichte auftauchten, dass Messis Vater in der Metropole der Lombardei ein Anwesen gekauft haben soll, nahmen die Spekulation noch mal richtig Fahrt auf. Der Verein gehört mittlerweile einem chinesischen Großkonzern. Der Blick auf die Vereinserfolge macht deutlich: Es wird Zeit für neue ruhmreiche Tage. Der letzte Titel in der Serie A: 2010. Der letzte Pokalsieg 2011. Der letzte Titel in der Champions League: 2010.

Die Spekulationen, wohin es den Argentinier ziehen könnte, nehmen jedenfalls Fahrt auf. Klar ist: Basketballer wird er wohl nicht werden, auch, wenn etwa die Chicago Bulls ein Foto Messis mit einem Vereinstrikot posteten, das er vor vier Jahren von dem NBA-Team erhielt.

Barcelona erlebte die erste Saison ohne jeden Titelgewinn seit der Spielzeit 2007/08. In Katalonien spricht man von einer der schlimmsten Krisen der Clubgeschichte. Tiefpunkt nach der verspielten Meisterschaft war die sensationelle 2:8-Pleite gegen den FC Bayern München im Viertelfinale der Champions League. "Leo Messi hat dem Klub gerade mitgeteilt, dass er den Verein verlassen will, dass er sich im Camp Nou nicht mehr wohl fühlt, das von klein auf sein Kindergarten war - und das ist schlimmer als jedes 2:8", schrieb die Marca.

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