Weil ich noch mehr daran gesetzt habe, vom ersten Tag an Deutsch zu lernen. Ich konnte nicht einmal „Danke“ oder „Bitte“ sagen. Neulengbach-Trainerin Olga Hutter hat dann bei jedem Training neue Worte von mir eingefordert. Nach eineinhalb Jahren konnte ich gut Deutsch.
Wurde Österreich zu einer zweiten Heimat?
Mit allem Respekt vor Brasilien: Österreich wurde zu meiner ersten Heimat. Ich vermisse meine Familie, aber ich mag Österreich, die Kultur, wie das Land funktioniert – das ist mein Zuhause.
Wenn Sie die Berichterstattung über die SKN-Männer in der 2. Liga und jene über die Frauen vergleichen: Fühlen Sie sich gerecht beurteilt?
Vermutlich werden wir uns nie mit den Männern vergleichen können. Aber die Berichterstattung über den Frauenfußball wird mehr und tiefgründiger. Schön wäre, wenn mehr Zuschauer kommen würden – auch wenn ich weiß, dass Österreich kein Fußballland ist.
Was fehlt in Österreich?
Die Basis ist richtig stark. Von der U-17 bis zum A-Team können wir uns mit den Besten Europas messen. Wichtig wäre, dass wir die Besten länger in der Liga halten können. Vielleicht geht das, wenn die Männer-Vereine mehr mitmachen – so wie Rapid und Salzburg. Der Frauenfußball entwickelt sich sehr schnell. Der Weg in Österreich stimmt, aber es geht langsam voran.
Ist das Gruppenziel Platz zwei, also der Aufstieg?
Ja. Aus so großen Zielen kann eine große Enttäuschung werden, aber das darf uns nicht stören – wir müssen träumen. Nur Lyon ist auf einem anderen Niveau. Gegen Slavia Prag wird es 50:50. Bergen rechnet mit dem Aufstieg, aber wir haben Chancen. Es geht mit einem Schlüsselspiel los.
Der SKN entwickelt laufend Teamspielerinnen. Ist Valentina Mädl – die an der Schulter verletzt ist – ein außergewöhnliches Talent?
Zu 100 Prozent! Sie ist das größte Talent Österreichs der letzten Jahre. Valentina kann, wenn sie so bleibt, wie sie ist, eine große Karriere machen. Aber man muss ihr Zeit geben. Ich erwarte die beste Valentina Mädl erst in rund acht Jahren, dann ist sie 25.
Hätten Sie Trainerin in einer Top-Liga werden können?
Es gab Angebote, aber ich bin noch nicht bereit. Dafür muss ich besser sein als jetzt. Außerdem weiß ich, was ich am SKN habe. Der Verein hat mir 2016 die Chance gegeben, mich zu entwickeln.
Können wir auch über Ihre Beziehung zu Alexandra Biroova sprechen? Wie schwierig ist es, als Trainerin, also Chefin, mit einer Spielerin zusammen zu sein?
Eigentlich ist es nicht akzeptabel – das habe ich beim Angebot des SKN, Trainerin zu werden, auch Obmann Willi Schmaus so gesagt.
Wie hat er reagiert?
Er hat gesagt: „Probiert es doch einmal, wir kriegen das schon hin.“ Wir haben uns anfangs viel mit diesem Thema beschäftigt. Für Alexandra war es ein größeres Problem als für mich, weil ich es besser trennen konnte.
Mittlerweile haben Sie einen gemeinsamen Sohn. Man kann also offenbar auch mit so einem schwierigen Thema gut umgehen.
Ja, wenn das auch alle wollen. Unser Glück war, dass sie wie eine absolute Stammkraft spielt, sonst würde es unangenehme Diskussionen um die Aufstellung geben. Aber zu einem anderen Verein würde ich Alexandra sicher nicht mitnehmen.
Kommentare